Herr Heyelmann, als Glitz vor vier Jahren startete, wollten Sie eine "vielversprechende Lücke im Pay-TV-Segment" besetzen. Warum hat TNT Glitz, wie der Sender später hieß, rückblickend betrachtet weniger gehalten als erhofft?

Wir müssen ehrlich sagen, dass das Konzept eines frauenspezifischen Fiction- und Lifestyle-Senders mittel- und langfristig nicht so aufgegangen wäre wie wir uns das vorgestellt haben. Die Differenzierung zum Free-TV, wo es ähnliche Angebote gibt, ist schwierig, da wir im Lifestyle-Bereich anders als im Comedy- und Drama-Bereich keine exklusive Turner-Pipeline haben. Darüber hinaus merken wir, dass das Publikum seine Sendungen viel mehr nach Genres auswählt und dabei insbesondere im Pay-TV nicht so sehr nach der demografischen Ausrichtung eines Senders geht. Für uns ergibt die klare Positionierung nach Genres mit dem Start von TNT Comedy daher mehr Sinn. Die immer stärker werdende Pipeline aus dem Turner-Netzwerk im Bereich Drama und Comedy, können wir mit der Neupositionierung der Sender voll ausspielen und sind so auch langfristig sehr gut aufgestellt.


Im Free-TV gibt es mit ProSieben einen großen Player, der insbesondere tagsüber weite Teile seines Programms mit US-Comedyserien bespielt. Wie will sich TNT Comedy davon absetzen?

Wir werden eine Vielfalt zeigen, die es so nicht mal ansatzweise im Free-TV gibt. Dieser Weg hat ja auch schon TNT Serie erfolgreich gemacht. Alleine innerhalb des ersten Jahres werden wir über 30 verschiedene Comedyserien zeigen, davon mehr als zehn als deutsche Erstausstrahlung. Dabei setzen wir auf eine Mischung aus Serien, die ein breites Publikum ansprechen, wie etwa "Two and a half Men", "Mom" oder "2 Broke Girls", aber auch auf Produktionen wie "Angie Tribeca" oder "Search Party", die für eine spitzere Zielgruppe gemacht sind. Dazu zählt auch der "Adult Swim"-Block, den wir täglich als Wecker morgens um 6 Uhr sowie abends um 23:00 Uhr anbieten werden. Da sollte für jeden Comedy-Fan etwas dabei sein, zumal wir das Angebot noch durch drei Movie-Slots in der Primetime abrunden, auf denen wir Filme wie "Die Hochzeits-Crasher", "Der Kaufhaus-Cop" oder "South Park – Der Film" zeigen.


Comedy also nicht nur ausgelegt auf Serien?

Genau – wir zeigen zwar hauptsächlich Serien, nehmen aber neben den Spielfilmen auch noch die wöchentliche Late-Night-Show "Full Frontal with Samantha Bee" ins Programm und setzen unsere Eigenproduktion "Ponyhof" fort, die schon bei TNT Glitz für einiges Aufsehen sorgte und etwa mit einer Nominierung für den Grimme-Preis bedacht wurde.

Wieso sehen Sie inmitten all der Lizenzformate überhaupt eine Notwendigkeit für Eigenproduktionen?

Die Strategie zieht sich in unserem Hause ja quasi durch all unsere Sender, seien es die Kindersender, TNT Serie oder nun eben TNT Comedy. Wir finden es wichtig, deutsche Gesichter auf dem Sender zu haben. Wir produzieren aber nicht um des Produzierens Willen, sondern weil wir eine Lücke sehen. Die Fortsetzung von "Ponyhof" machte für uns Sinn, weil es so eine Sendung mit zwei Moderatorinnen im deutschen Fernsehen ansonsten nicht gibt – und weil es schlicht ein lustiges Format ist, das sowohl Männer als auch Frauen anspricht. Auch in Zukunft wollen wir die Eigenproduktionen bei TNT Comedy fortführen.

"Selbstverständlich ist die Produktion einer eigenen Serie image- und markenbildend."
Hannes Heyelmann

Mit TNT Serie haben Sie ja sogar bereits viel beachtete eigenproduzierte Serien auf die Beine gestellt und inzwischen bereits das nächste Projekt angekündigt. Da liegt es doch nahe, für TNT Comedy auch mal eine Sitcom in Angriff zu nehmen, oder?

Das ist sicher nicht zu weit gedacht. Ich kann mir durchaus eine eigenproduzierte Serie für TNT Comedy vorstellen. Noch haben wir keine konkreten Pläne, aber perspektivisch ist es sicherlich eine interessante Möglichkeit, auch hier in die fiktionale Produktion einzusteigen.

Ist das auch die Möglichkeit, einen Sender in Zielgruppen bekannt zu machen, die den Sender bislang noch nicht wahrgenommen haben?

Selbstverständlich ist die Produktion einer eigenen Serie image- und markenbildend. Man sieht das ja an der Presse und Aufmerksamkeit, die wir für "Weinberg" bekommen haben. Das wird bei "Vier Blocks" sicher nicht anders sein. Das ist ein wesentlicher Grund, weshalb wir solche Projekte machen. Aber natürlich möchten wir unseren Zuschauern auch etwas Besonderes bieten, über das gesprochen wird.