Herr Bachem, ZDFinfo feiert fünften Geburtstag. Fühlt sich's schon so alt an? 

Ganz ehrlich: Mir kommt es vor, als hätten wir gestern angefangen. Damals hätte ich mir auch nicht vorstellen können, dass wir einmal so tolle Quoten erzielen würden.

Was ist das Erfolgsrezept des Senders?

Der Erfolg hängt damit zusammen, dass wir mittlerweile sehr eindeutig geworden sind. Wir haben erkannt, dass die Leute Wissensfernsehen haben wollen. Fernsehen über Politik, Geschichte, Verbraucher – das ist ein klares Versprechen an die Zuschauer, das wir jeden Tag einlösen. Die Zuschauer werden bei uns nicht zwangsläufig unterhalten, aber gebildet. Wir haben viele andere Dinge ausprobiert, aber das war nichts, was die Zuschauer von uns erwartet haben.

Welche Erwartungen hatten Sie denn?

Ich kann da gar keine genaue Zahl nennen, aber dass wir jetzt tatsächlich im August bei 1,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen stehen, finde ich ausgesprochen erstaunlich. Gleichzeitig macht es uns immer noch viel Freude, sich mit Dokumentationen auseinanderzusetzen. Unsere Identifikation mit dem Programm ist groß.

Dazu zählt vermutlich auch "log in", das ja zumindest in den sozialen Medien gut funktionierte. Fehlt es ZDFinfo heute nicht an einem solchen Signature-Format?

Ich verstehe, was Sie meinen, allerdings finde ich, dass ein solches Signature-Format all unsere anderen Formate zurücksetzen würde. Ich glaube, es ist schwer für uns, ein Aushängeschild zu erzeugen wie es bei ZDFneo mit dem "Neo Magazin Royale" so hervorragend gelungen ist. Unsere Zuschauer sind eher themen- als formatorientiert. Es mag vielleicht etwas langweilig klingen, aber wir produzieren lieber mehrere Folgen zu "Franco", weil wir wissen, dass sich unser Publikum genau für solche Themen interessiert.

Trotz aller Erfolge: Wo sehen Sie aktuell die Schwächen von ZDFinfo?

Wir müssen uns gerade in Hinsicht auf unsere aufkommende Konkurrenz noch stärker präsentieren und den Zuschauern deutlich machen, was wir an Neuem haben. Die Zuschauer, die uns schauen, sind hochzufrieden. Aber wir sind noch nicht bekannt genug.

Wie wollen Sie das ändern?

Das ist gar nicht so einfach. Wir haben es mal mit Sport probiert, weil Sport große Wellen schlägt. Ob das der richtige Weg ist, weiß ich nicht. Es ist viel wichtiger, die Zuschauer mit einem dauerhaft hochwertigen Qualitätsprogramm zufriedenzustellen. Internationale Lizenzen können ein Weg sein, allerdings wollen wir uns vor allem eigenen Produktionen widmen. Wir müssen Akzente setzen mit Dokumentationen und Filmen, die man nur bei uns findet. So sind wir immer dann erfolgreich, wenn wir Themen in Reihen behandeln. Da will ich nicht nur die acht Folgen der Doku-Reihe "Die Wahrheit über den Holocaust" nennen, die wir realisiert haben, sondern auch Reihen wie "Die Geschichte der RAF".

Welche Rolle spielt da die Verbindung zum Hauptprogramm?

Das ist immer im Zusammenhang zu sehen – alleine schon, weil die „ZDF.reportage“ und die "ZDFzeit" zum Programmbereich gehören. Nehmen Sie unsere sechs- und achtteilige Reportagereihe "Flüchtlinge: Willkommen oder unerwünscht“ oder "Mein Land, Dein Land" – das passt zum ZDF ebenso gut wie zu ZDFinfo. Zusammen mit dem Hauptprogramm können wir uns vor allem sehr frische Ware leisten, die wir wunderbar zu ZDFinfo verlängern können.

"Ich glaube an die Dokumentation."
Robert Bachem

Sie haben eben schon die neue Konkurrenz angesprochen: kabel eins Doku und N24 Doku befinden sich in den Startlöchern. Ein direkter Angriff auf ZDFinfo?

Das muss man ja wohl so werten. Ich sehe es als Ehre an. Das zeigt, dass unser Erfolg nicht ganz unbemerkt geblieben ist.

Wie erfolgreich kann ZDFinfo angesichts der Konkurrenten noch werden?

Da gibt es keine Glasdecke. Wir stehen gerade bei 1,2 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen im bisherigen Jahr 2016 – da gibt es also noch denen einen oder anderen, den man überzeugen kann. Ich glaube an die Dokumentation. Das zeigen ja auch neue Herausforderer wie Netflix oder Amazon, die sehr ambitionierte Doku-Projekte in Auftrag gegeben haben.

Kommen wir zum Schluss auf die "ZDFzeit" zu sprechen. Ich habe das Gefühl, dass das mittlerweile zu einem Sammelsurium an Lebensmittelchecks und Royal-Dokus geworden ist.

Ich würde Verbraucherfernsehen nicht so abschätzig beurteilen wie das viele gerne tun. Gute Verbraucher-Dokumentationen in der Primetime zu machen, ist eine große Herausforderung, bei der wir in den vergangenen Jahren einen großen Schritt weitergekommen sind. Und ganz nebenbei gesagt: Gerade das sind Formate, mit denen wir insbesondere bei ZDFinfo ein sehr junges Publikum erreichen. Gleichzeitig haben wir mit unserer Putin-Doku oder unseren Flüchtlings-Dokumentationen immer wieder ernste Themen in der "ZDFzeit" behandelt. Wir haben es mit der harten Information im unterhaltungsgeprägten Umfeld natürlich schwer. Dennoch finde ich, dass wir diese Herausforderung sehr gut angenommen haben und quotentechnisch auf einem guten Weg sind.

Welche Projekt stehen in naher Zukunft an?

Ich bin sehr gespannt, wie das Publikum unsere vierteilige "Franco"-Reihe annehmen wird. Er spielt in vielen Dokumentationen nur eine Randrolle. Das haben wir zum Anlass genommen, dies zu ändern. Die Fortsetzung unserer "Killerspiele" steht auch noch an. Auf die bisherigen Folgen sind wir sehr stolz. Jetzt im September freue ich mich sehr auf den Beginn unserer sechsteiligen Reihe "Die Geheimnisse der Digitalen Revolution" am 11. September.

Herr Bachem, vielen Dank für das Gespräch.