Welche Rolle wird der Livesport spielen?

Wir werden immer wieder von der Möglichkeit Gebrauch machen, Livesport zu zeigen, weil wir den Zuschauern Einschaltimpulse bieten möchten. Wir sehen das als Ergänzung mit Highlights, die wir in einer bestimmten Regelmäßigkeit senden wollen. Das wird im nächsten Jahr ersichtlicher werden. Aber nochmal: Im Kern sind wir ein Sportnachrichtensender.

Als kein Angriff auf Sport1 und Eurosport?

Wir bewegen uns im gleichen Segment der sportinteressierten Zuschauern. Wir wollen unseren Platz erobern und glauben, dass wir stark genug sind. Auch, weil wir als Sportnachrichtensender einzigartig sind.

Außer im Falle von Jörg Wontorra.

Jörg Wontorra kommt im Sommer zurück mit einem eigenen Format am Sonntagvormittag. Er soll uns durch seine Stellung als herausragender Sportjournalist in Deutschland helfen, dass die Zuschauer zu uns kommen und im besten Fall Fans bei uns bleiben.

Ist das eine Sendung für Ihren neuen Produktionsstandort "The Cube" in Unterföhring, an dem ja derzeit noch gearbeitet wird?

Ja, das ist geplant. Wir bauen dort aktuell ja drei Studios mit Sendeabwicklungen, die im Sommer in Betrieb gehen werden. Das ist eine Medien-Infrastruktur, die wir in dieser Form bislang nicht hatten. Dadurch wollen wir schneller, besser und vor allem synergetisch übergreifender Inhalte produzieren, die wir über alle Plattformen hinweg verbreiten können.

Und Sie sind im Zeitplan?

Der Zeitplan ist straff, aber wir sind mit solch engen Taktungen erfahren. Momentan befindet sich alles im Plan, auch wenn viel zu tun ist. Es werden bereits erste Elemente eingebaut, obwohl noch am Gebäude selbst gebaut wird. Da passiert also sehr viel gleichzeitig. Ich bin mir sicher, dass das eine gute Heimat für die Sportproduktion von Sky werden wird.

"Eine möglichst hohe Exklusivität für den Pay-Bereich bleibt unser Ziel."
Roman Steuer, Executive Vice President Sports bei Sky Deutschland

Sie leiten seit über einem Jahr den gesamten Sportbereich bei Sky. Was hat Sie seither die meisten Nerven gekostet?

(überlegt) Die Haare sind ergraut und weniger geworden. (lacht) Aber es gehört zum Tagesgeschäft, dass es mal große Fortschritte gibt und dann auch mal wieder einen Rückschritt. Natürlich hat die Bundesliga-Ausschreibung Energie gekostet, aber das bin ich ja schon gewohnt. Solche Situationen bringen mich daher weniger um den Schlaf. Ich erinnere mich an die Zeit der Kirch-Insolvenz, als wir von jetzt auf gleich nicht mehr die Rennstrecke von Magny Cours betreten durften, weil die Lizenzsummen nicht bezahlt worden sind. Da verzweifelt man wirklich. Wir hatten dann 15 Stunden Zeit für eine Blitz-Überweisung, um überhaupt weitermachen zu können. Diese Situation ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Dafür geschieht all das, was wir jetzt mitmachen, in einem sehr positiven Umfeld.

Wie bewerten Sie die Konkurrenzsituation für Sky? Immerhin gibt es mit DAZN einen neuen Player, der Ihnen gleich mal die Premier-League-Rechte weggekauft hat...

Konkurrenz belebt das Geschäft. Wir stellen uns der Konkurrenz, aber sie zwingt uns mitunter auch dazu, an manchen Stellen noch etwas kreativer aufzutreten, mehr Mut aufzuwenden und Dinge zu hinterfragen. Dadurch können auch wir weiterkommen.

Beim Handball haben Sie gerade mit ARD und ZDF gemeinsame Sache gemacht. Wie wichtig ist Ihnen eigentlich noch Exklusivität?

Eine möglichst hohe Exklusivität für den Pay-Bereich bleibt unser Ziel. Bei der Handball-Bundesliga waren wir allerdings davon überzeugt, dass es beiden Seiten hilft, zusammenzuarbeiten. Wir haben die Flächen für ein großes Live-Angebot, während die Kollegen die Flächen für Zusammenfassungen besitzen. Das steigert den Wert der Liga und kommt wiederum uns zugute. Und dem Handball! In diesem Fall können wir also sehr gut damit leben, nicht komplett 100 Prozent der Rechte exklusiv zu haben. Angesichts von mehr als 300 Spielen pro Saison, von denen maximal 12 live bei der ARD laufen werden, wollen wir uns nicht beschweren.

Jetzt ist bald Weihnachten. Was steht auf Ihrem Wunschzettel?

Ich wünsche mir etwas mehr Zeit, um die Dinge noch gelassener angehen zu können und nicht ständig gehetzt über die Flure zu gehen. Grundsätzlich bin ich aber zufrieden, weil wir bei Rechten und Infrastruktur derzeit so viel investieren wie lange nicht. Auf dieser Basis können wir noch sehr viel erreichen!

Herr Steuer, vielen Dank für das Gespräch.