Herr Fuchs, Sie sind vor knapp zwei Jahren bei Bavaria Entertainment angetreten, um die Bavaria im non-fiktionalen Bereich besser aufzustellen. Wie weit sind Sie da bislang gekommen?

Ein Haus baut man Stein für Stein. Das war schon immer meine Strategie. Zunächst braucht man ein gutes Fundament – und das haben wir in den vergangenen Monaten gelegt. Wir haben viel umstrukturiert. Früher hatten wir beispielsweise drei Standorte, jetzt fokussieren wir uns auf den Standort Köln. Parallel dazu haben wir die Personalstruktur sowie den Bereich Entwicklung neu aufgestellt und ein internationales Netzwerk aufgebaut. Die Anzahl der Produktionen hat sich deutlich erhöht: Im vergangenen Jahr haben wir acht neue Produktionen hinzubekommen. In diesem Herbst sind wir mit so vielen Eigenproduktionen wie noch nie im Markt. Zwei Drittel davon sind Eigenentwicklungen, der Rest basiert auf internationalen Lizenzen.

Wie sieht das von Ihnen angesprochene internationale Netzwerk aus?

Es bestand bereits eine Verbindung zu dem französischen Medienhaus Newen. Aus dieser deutsch-französischen Achse ist ein globales Netzwerk entstanden. Dazu gehört nun auch Globo Media aus Spanien und Zone 3 aus Kanada. Zusätzlich habe ich noch ein paar seit längerem bestehende Kontakte aktiviert: So arbeiten wir auch mit Storyfire aus Schweden, Sagafilm aus Island und McAvoy Media aus Australien im Kreativnetzwerk zusammen. Wir haben exklusiven Zugriff auf deren Ideen, sie natürlich ebenso auf unsere.

Wenn das Fundament von Bavaria Entertainment gelegt ist, wie soll in zwei Jahren das fertige Haus aussehen?

In zwei Jahren würde ich gerne über unser internationales Netzwerk mitspielen im Konzert internationaler Firmen – als deutsches Unternehmen aus Deutschland heraus. Das bedeutet, dass wir mit unserem Netzwerk bis dahin eine Vielzahl an Formaten garantieren können, unser Portfolio sich weiter verbreitert hat, das Comedy-Genre vorangetrieben und das Genre Factual Entertainment gefestigt wird. Hier besteht bei uns Nachholbedarf, aber durch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein großes Potential.

Wie definieren Sie Entertainment?

Mein Ziel ist es, die Bavaria Entertainment als Allround-Produzent zu positionieren – für alle Genres und alle Sender. In unserem Portfolio befinden sich heute viele etablierte Marken, wie etwa „Die große Show der Naturwunder“, die ich für sehr wichtig halte. Auch für die ARD, weil die Show genau das erfolgreich erfüllt, was man von einem öffentlich-rechtlichen Sender erwartet. Wir produzieren viel für die Primetime. Sei es das neue WDR Quiz "Zwei für einen", „Der beste Chor im Westen“ oder unsere Quiz-Shows im SWR. Die laufen alle zur besten Sendezeit.

Das ist sehr öffentlich-rechtlich. Aber sie wollen auch die Privatsender erobern?

Wir wollen auch für die Privaten produzieren, natürlich. Internationale Produktionsfirmen haben momentan noch einen entscheidenden Vorteil: Qua Portfolio haben sie einen anderen Zugang zu Programmen, die eher bei den Privaten Anklang finden. Ich möchte – auch über unser internationales Netzwerk – verstärkt den Weg zu den Privatsendern finden.

Gibt es einen Unterschied zwischen öffentlich-rechtlicher und privater Unterhaltung?

„Adam sucht Eva” kann ich mir in der ARD nicht vorstellen (lacht). Im Ernst: Letztlich gibt es Entertainment-Faktoren, die senderübergreifend gelten – übrigens auch für Social-Media-Entertainment. Vor allem sind das der Cast und das Storytelling. Als die Smartphones aufkamen, hat jeder gesagt, man müsse neue Formate schaffen, weil sich die Leute alles andere auf Smartphones nicht ansehen werden. So ein Unsinn. Heute schauen sich die Leute klassisches Fernsehen auf kleinen Screens an.

Was ist das Wertvollste, das Sie aus Ihrer Zeit beim ZDF mitgenommen haben?

(überlegt) Ich habe zum einen festgestellt, dass es dort sehr viele, sehr gute Leute gibt. Zum anderen habe ich gesehen, dass sich viele Kollegen das Leben unnötigerweise schwer machen. Aber wenn man die richtigen Ideen in den Führungsetagen hat, ist programmstrategisch sehr viel machbar.

Hilft Ihnen Ihre ZDF-Zeit, wenn Sie mal wieder mit einem Sender über ein neues Format diskutieren?

Ich verstehe einige Mechanismen besser, muss aber für manch eine Entscheidung nicht immer Verständnis haben. Ich wünsche mir gut durchdachte Programmstrategien, die Detailarbeit an den Produktionen würde ich dann gerne selbst machen.

Bavaria Entertainment produziert unter anderem gerade die „Hit-Rekorde“ für RTL II. Wie ist es zu der Zusammenarbeit gekommen?

Die „Hit-Rekorde“ sind eine Eigenentwicklung der Bavaria Entertainment. Wir haben uns überlegt, wie man im Bereich Musik noch inhaltliche Abstufungen vornehmen kann und da sind wir auf Rekorde gekommen. Im Bereich Musik ist durchaus noch viel Musik (lacht). Das zeigen wir auch in unserem Format „Formel eins“, das wir für RTL Nitro produzieren.