Babak und Usama, euer Ensemble von RebellComedy kooperiert mit dem WDR – findet ihr dort überhaupt eure Zielgruppe?

Babak Ghassim: Eigentlich nicht. Der WDR hat schon eine ältere Zielgruppe, die im Durchschnitt älter als 50 ist. Der WDR möchte sich aber auch verjüngen, wo auch wir dann ins Spiel kommen und helfen wollen. Wir sorgen aber auch dafür, dass die ältere Generation mitbekommt, was die Jungen gerne schauen. Es kommt gar nicht so selten vor, dass wir von Eltern und Großeltern angeschrieben werden und erzählt bekommen, dass es ihnen sehr gut gefällt, was ihre Kinder und Enkel da schauen, auch wenn sie nicht immer alles verstehen.

Usama Elyas: Unser anfänglicher Auftrag des WDR war, dafür zu sorgen, dass das Publikum nicht ausstirbt (lacht). Das schaffen wir immer besser und werden bei Auftritten von Fans teilweise sogar darauf angesprochen, dass sie erst durch den WDR überhaupt auf uns gekommen sind. Das Beste für uns persönlich aber ist, dass wir absolut frei das machen können, was wir wollen. Wir haben keinerlei Einschränkung in unserer Kreativität. Ab und an wird zwar gesagt, dass wir das ein oder andere Wort lieber nicht in den Mund nehmen sollten, weil es falsch verstanden werden könnte. Das ist aber nur hilfreich, da wir selbst nicht immer sensibel genug dafür sind, zu erkennen, wie bestimmte Wörter auf die Menge wirken würden. Wir müssen aber keine Drehbücher einschicken und durchprüfen lassen. Genau das haben wir eigentlich erwartet. 

Funktioniert ihr auf YouTube besser?

Babak: Natürlich. Wir finden es aber super, dass wir unser Material beim WDR und bei YouTube teilen können, dadurch erreichen wir viel mehr Menschen.

Usama: Auf YouTube bekommst du als Künstler die direkteste Resonanz überhaupt. Da lädst du etwas hoch und bekommst innerhalb weniger Minuten zahlreiches Feedback, mit dem du arbeiten kannst. Die Klickzahlen sprechen außerdem für sich, dank Social Media sind wir keine Unbekannten der Comedy-Welt.

Mittlerweile füllt RebellComedy ganze Hallen, in den Medien sind aber weiterhin andere Comedians im Mittelpunkt. Denkt ihr, dass ihr (noch) in der Nische seid?

Babak: Ich glaube, wir sind gerade zwischen Nische und Mainstream. Da fühlen wir uns aber auch ganz wohl. Es kommt dennoch immer darauf an, wie man Mainstream definiert. Wir spielen dieses Jahr in 10 000er Hallen, das ist in gewisser Hinsicht Mainstream-Comedy, die wir damit an den Tag legen. Wir ziehen jedoch die Massen, die nicht die Mitte der Gesellschaft darstellen, wie man sie beim RTL-Publikum findet. Deswegen wirken wir nischiger.

Würdet ihr euch mit Kaya Yanar oder Bülent Ceylan vergleichen?

Babak: Nee. Wir haben zwar seit Anfang an Respekt vor denen und sehen sie als Wegbereiter, orientieren uns humortechnisch aber nicht an ihnen.

Usama: Ich möchte mich nicht mit ihnen vergleichen, sie aber auch nicht schlecht reden oder verdrängen. In meinen Augen wurde der Comedy-Kuchen durch uns schlicht vergrößert.

Schaut ihr überhaupt nach Deutschland, um euch inspirieren zu lassen, oder wandert der Blick dann eher nach Amerika?

Babak: Auch in Deutschland gibt es mittlerweile sehr viele lustige Comedians, die man sich gut anschauen kann. Özcan Cosar ist sehr stark, sowie eine Handvoll anderer, die aber leider noch etwas unter dem Radar sind. Wenn man nach Amerika blickt, schauen wir viel auf Chris Rock, Dave Chappelle, Louis C.K – die Klassiker eben, die aus dem urbanen amerikanischen Raum kommen.

Usama: Was Humor betrifft gucke ich gerne auch einfach in mein eigenes Leben. Wir sind alle dadurch Comedians geworden, dass wir gemerkt haben, dass wir die Menschen sind, die in unserem Freundeskreis alle zum Lachen bringen. Was das klassische Vorbild betrifft, bin ich aber ganz bei Babak und dem Wink Richtung Amerika – Leute wie Chappelle und Jerry Seinfeld sind eine Rieseninspiration. Ein unfassbar beeindruckendes Talent ist auch Jerrod Carmichael, den hierzulande noch kaum jemand kennt.

Eure Kollegin Enissa Amani tourt derzeit durch Amerika – wollt ihr da auch mal hin?

Babak: Klar, warum nicht. Wir waren aber auch schon in Ägypten, Bali und der Türkei. Die Schwierigkeit ist nur, dass der Humor natürlich nicht überall gleich gut ankommt. Wenn man in Ägypten vor einer Menge steht, die selbst die englischen Gags noch übersetzt bekommen muss, ist es natürlich nicht so spontan, wie wenn wir das auf deutsch in Deutschland machen.

Die einzelnen Comedians von euch werden teilweise immer größer. Wird es langsam schwierig, die ganze Truppe zusammenzubekommen?

Babak: Das merken wir genau jetzt. Es ist viel schwieriger als früher. Doch wenn eine Tour ansteht, sind wir alle am Start – auch wenn dafür Termine abgesagt werden müssen. RebellComedy steht immer noch an Priorität Nummer eins.

Usama: Du brauchst auf jeden Fall viel mehr Vorlaufzeit, um etwas geplant zu bekommen. Zum Glück sind wir aber nicht nur Kollegen, sondern auch sehr enge Freunde, wodurch sich dieser Stress auch lohnt. Die Erfahrung, mit seiner Crew zu reisen, ist meiner Meinung nach aber auch viel schöner, als alleine durchs Land zu touren. Es ist zwar cool für den Moment, wenn man auf der Bühne steht, aber Backstage und im Hotel erwartet dich da niemand. Wenn du einmal bei der Rebell Family warst, weisst du, was dir da fehlt.

Ihr wollt für mehr Toleranz sorgen – inwiefern habt ihr euer Ziel nach der ersten Staffel im WDR Fernsehen erreicht?

Babak: Ich glaube schon, dass wir einen gewissen Beitrag geleistet haben. In unserem Ensemble sind so viele verschiedene Nationen vereint, die zeigen, dass man friedlich miteinander lachen kann. Außerdem gibt es durch uns nun noch ein paar mehr Identifikationsfiguren für Jugendliche, die in eine vernünftige Richtung blicken.

Wird die Zuschauer etwas Neues bei der 3. Staffel erwarten?

Babak: Wir wollten nicht mehr, dass das Ganze so wirkt, als würden wir nur unsere Live-Show abfilmen. Die letzte Staffel im WDR Fernsehen hat uns ungefähr 1:1 so gezeigt, wie wir auch auf Tour waren. Von der Taktung ist es in den neuen Folgen etwas schneller, wir haben auch den klassischen Moderator rausgenommen. Es ist einfach nur Stand Up nach Stand Up nach Stand Up und kleine Einspieler aus Backstage-Material. Wir haben uns dieses Mal mehr auf das Medium Fernsehen eingelassen. Dazu zählen dann auch Sketche, die für uns völliges Neuland sind, an das wir uns erstmal herantasten müssen. 

Usama: Wir haben aus den ersten beiden Staffeln sehr viel gelernt und es wird deutlich zu sehen sein, dass wir nicht einfach da weitermachen, wo wir aufgehört haben. Wir selber haben eine Schippe draufgelegt und vom WDR auch eine draufbekommen, was das Produktionsvolumen angeht. Unser Baby wird also noch hochwertiger. Es werden dieses Mal außerdem Comedians zu sehen sein, die noch nicht im inneren Kreis von RebellComedy sind. Ein Joachim Hahn, Jamie Wierzbicki, Sertac Mutlu, Tamika Campbell – Menschen die wirklich was können und die noch niemand auf dem Schirm hat.  

Vielen Dank für das Gespräch.

Die 3. Staffel von "RebellComedy...und ganz Deutschland lacht" wird ab heute jeden Freitag um 23:30 Uhr beim WDR ausgestrahlt