"Dogs of Berlin" ist am Freitag gestartet. Kannst du allen, die noch nicht reingeschaut haben, kurz erklären um was es geht und in welcher Situation dein Charakter steckt?

Die Geschichte beginnt klassisch mit einem Mord, der aber weitreichende Folgen hat. Ermordet wurde nämlich Orkan Erdem, der Fußball-Star Deutschlands. Dass der Deutschtürke ausgerechnet einen Abend vor dem Länderspiel Deutschland – Türkei ermordet wird, macht die Situation nicht gerade besser. Fahri Yardim und Felix Kramer übernehmen als Hauptermittler dann das Ruder. Ich für meinen Teil spiele Raphael Bou'Penga – ebenfalls ein Fußballprofi mit Migrationshintergrund, der zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein scheint.

Dein Charakter muss also am nächsten Abend dran glauben?

Nicht ganz, ich bin dann doch etwas länger zu sehen. Die Screentime ist aber natürlich trotzdem begrenzt, was alleine schon damit zu begründen ist, dass unser Regisseur Christian Alvart viele Figuren beleuchten wollte – knapp 250 Charaktere sind es, die einem in "Dogs of Berlin" über den Weg laufen. Eine Hauptstadt voller Hunde eben (lacht).

Deine Figur muss sich unter diesen Hunden beweisen – hättest du auch nichts dagegen, privat in der Haut deines Charakters zu stecken?

Auf keinen Fall. Meine Rolle hat zwar viel Geld und es geht ihr im Grunde gut und sie führt, bis auf die Probleme, in die sie reingerät, ein aufregendes Leben. Ich würde aber vor allem meine persönlichen Fähigkeiten behalten wollen und nicht die Intelligenz und das Verhalten dieses Fußballers übernehmen. Was nichts daran ändert, dass ich selbst gerne kicke und es ein tolles Gefühl war, das für eine Rolle tagtäglich machen zu können. Der Dreh im Olympiastadion fühlte sich für mich, der auch mal Fußballer werden wollte, wie eine Art Genugtuung an. In der Hinsicht konnte ich jetzt endlich Frieden mit mir selbst schließen (lacht).

Was unterscheidet "Dogs of Berlin" eigentlich vom typischen Krimi?

Erst einmal sollte jeder wissen, dass die Story in "Dogs of Berlin" eher etwas für jemanden ist, der sich gerne härtere Serie anschaut. Tatsächlich legt sie eine derartige Härte an den Tag, die es im frei empfangbaren TV weniger zu sehen gibt. Die Beleuchtung der Berliner Unterwelt, Kriminalität und Clans hat das aber auch dringend notwendig gemacht. Ich würde die Serie meiner kleinen Schwester also weniger gerne zeigen – der Rest wird mit dem harten Setting aber seinen Spaß haben.

Das Gangster-Thema wurde hierzulande letztes Jahr durch "4 Blocks" populär. Kann "Dogs of Berlin" mit in die gleiche Schublade gesteckt werden?

"4 Blocks" schaue ich mir zwar sehr gerne an, bin mir aber nicht sicher. Ein kleines Problem, dass ich mit "4 Blocks" habe, ist, dass die Gangster in meinen Augen etwas zu sehr glorifiziert werden. Die Protagonisten des Clans wirken auf mich streckenweise zu gut und es kommt so rüber, als ob alles in Ordnung wäre, was sie tun. Abgesehen davon finde ich es aber wahnsinnig authentisch und auch das Milieu hat man selten so präsentiert bekommen. Ich würde sagen, dass Parallelen zu erkennen sind. Auch, weil wir wie "4 Blocks" mit einer Großfamilie spielen und zeigen, wie das System dahinter funktioniert. Richtig vergleichen würde ich die zwei Serien aber nicht.

Wie du bereits sagtest, punktete "4 Blocks" extrem mit Realismus. Wie sehr schafft das "Dogs of Berlin"?

In meinen Augen sehr. Von meinem Handlungsstrang aus gesehen, der sich innerhalb der Fußballwelt abspielt, herrscht greifbarer Realismus. Es geht um das Leben eines Stars und die Wettmafia und ich fände es naiv zu sagen, dass die illegalen Geldgeschäfte, die wir zeigen, nicht authentisch sind. Ich bin sicherlich kein Verschwörungstheoretiker, aber Fußball ist ein teilweise sehr dreckiges Geschäft, auch hierzulande. Überall gibt es Menschen mit Macht, die tun und lassen, was sie wollen.

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Rassismus spielt eine klare Rolle in der Serie, du selbst bist ein dunkelhäutiger Deutscher – kann eine flotte Krimi-Serie dem Thema wirklich gerecht werden?

Dass das heutzutage überhaupt noch ein so großes Thema sein muss, ist das Traurigste. Doch so lange es noch notwendig ist, sehe ich es als den absolut richtigen Weg, dieses Thema auch überall anzusprechen. Der Situation von Erdem, der von den Türken schief angeschaut wird, weil er für die Deutschen spielt und der gleichzeitig von den Rechtsextremen ins Visier genommen wird, weil er Türke ist, ist kein Einzelfall. Immer geht es jedem darum, seine Identität schützen zu wollen, ohne dass dabei gemerkt wird, dass die Menschlichkeit so zugrunde geht. "Dogs of Berlin" greift diesen Rassenhass äußerst gut auf, da aufgezeigt wird, welch schreckliche Dinge dadurch entstehen.

Mit deinen 20 Jahren giltst du als talentierter Nachwuchs. Was ist in Zeiten des "New Golden Age of Television" eigentlich wichtiger für dich: Etwas fürs Fernsehen zu machen, oder doch klassisches Kino?

Kino ist und bleibt für mich ein Event. Da geht man hin, wenn man etwas erleben möchte. Selbst das Betreten des Saals fühlt sich einfach gut an. Das würde ich in Zukunft auch als Schauspieler nicht missen wollen, wenn das Drehbuch stimmt. Was in meinen Augen aber stark an Glanz verliert, ist das klassische Fernsehen. Das ist in meinen Augen der Verlierer der ganzen Nummer. Man liest zwar auch immer wieder, dass die Kino-Zuschauer zurückgehen, jedoch glaube ich nicht, dass es dort jemals richtig kritisch wird. Das klassische Fernsehen jedoch, und damit meine ich, dass du dir einen Wecker für 20:15 Uhr stellen musst, um einen Film zu sehen, ist einfach eine Sache, die nicht mehr dem Zeitgeist entspricht. Ich kann mir gut vorstellen, dass es in der Zukunft so aussieht, dass wir den Fernseher anmachen und lediglich Mediatheken abrufen können – also selbst bestimmen können, welches Programm wir eines Senders sehen möchten. Wenn ich 11:30 Uhr Bock habe, "Bares für Rares" im Fernsehen zu sehen, sollte das möglich sein. Meine Eltern kommen mit diesem System zwar noch zurecht, meine Generation wird das aber nicht mehr abnicken.

Deiner Generation entsprechend bist du also großer Fan von Streamingdiensten.

Absolut. Es geht aber auch nicht nur darum, dass ich das Programm schauen kann, wann ich will. Es geht auch darum, wie dieses Programm aussieht. Was Netflix, Amazon und Co. an Geld in die Hände nehmen, ist unfassbar. Dieses Geld wird wiederum dafür genutzt, mutig zu sein, Projekte anzustoßen, die es vorher nicht schon zig mal leicht anders zu sehen gab. Natürlich kommt es dann auch mal dazu, dass man Misserfolge einfährt. Diese Misserfolge sind in Relation zu all den Hits, die wir in den letzten Jahren bekommen haben, aber relativ klein. Und wie viele neue Talente haben wir dank den Streamingdiensten bereits gesehen? Beim Fernsehen fehlt mir als junger Zuschauer und Schauspieler einfach der Mut etwas produzieren und fördern zu wollen, dass aus dem üblichen Raster fällt. Vieles, was im Fernsehen läuft, gefällt zwar noch meinen Eltern und Großeltern. Mir aber nicht. Und die nächsten Generationen werden das genauso sehen.

Langston, danke für's Gespräch!

Die erste Staffel von "Dogs of Berlin" steht seit Freitag bei Netflix zum Streaming zur Verfügung

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