Nachdem John Nettles 2011 die legendäre Rolle des "Inspector Barnaby" an den Nagel gehängt hat, trat Neil Dudgeon in seine Fußstapfen. Inzwischen ist der britische Darsteller mit der Krimiserie fest verwurzelt und ermittelt in der bereits 21. Staffel weiterhin allerhand chaotische Morde. DWDL.de traf den Schauspieler beim Film Festival Cologne sprach mit ihm darüber, warum die Serie außerhalb Großbritanniens einen anderen Titel trägt und wie paranoid ihn seine Arbeit macht. 

Mr. Dudgeon, "Inspector Barnaby" geht in die nunmehr 21. Staffel. Wie kann man Menschen derart von einer Serie überzeugen, dass die Quoten auch 20 Jahre nach Start noch überzeugen?

Unsere Zuschauer haben mit der Zeit gelernt, was sie bei uns bekommen. Sie wissen, dass sie die gleiche Qualität und die gleiche Unterhaltung bekommen, ganz unabhängig davon, welche Staffel gerade läuft. Wir definieren den Begriff Kontinuität und das gefällt unseren Zuschauern. Außerdem ist „Inspector Barnaby“ einfach etwas fürs Auge. Ohne es als Floskel zu meinen: Ich war Fan der Serie, weit bevor ich die Hauptrolle von John Nettles übernehmen durfte. Mir hat es schon immer gefallen, wie viele wunderschöne Orte gezeigt werden, die in vielen anderen High-Budget-Produktionen keinen Platz finden würden. Zudem verpackt "Inspector Barnaby" den Tod auf äußerst humorvolle Art und Weise. Wir vermitteln ein schwieriges Thema in typisch britischer Manier, was wohl vielen dabei hilft, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Außerdem haben wir einen Hund. Den Hund! Die Leute lieben ihn. 

Während die Serie in Großbritannien "Midsomer Murders" heißt, wird sie im Rest der Welt als "Inspector Barnaby" verkauft. Wer ist der eigentliche Star: Inspektor Barnaby oder der Ort Midsomer?

Ob Sie es glauben, oder nicht: Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. So macht es natürlich Sinn, dass ich zu meinem Serieneinstieg ein Verwandter des ursprünglichen Inspektor sein musste - damit der Name erhalten bleibt. (schmunzelt) Ich würde behaupten, dass die Briten etwas mehr mit Midsomer und den gezeigten Orten verbinden, als andere Menschen. Sie sehen ihr Zuhause aus den idyllischsten Blickwinkeln, während andererorts wohl vor allem der Inspector und sein Humor wichtig sind. Am Ende ist es aber wohl die Kombination aus beidem, so wie bei Scandi-Noir-Produktionen. Das lieben die Leute ja auch wegen des einzigartigen Humors und wegen des Settings.

Ob in Skandinavien oder in Midsomer: Es wird gerne und absurd gemordet. Wie schwer fällt es Ihnen am Set ernst zu bleiben?

Gar nicht! Ich bin ein außerordentlich professioneller Schauspieler! (lacht) Ernsthaft: Ich verstehe mein Handwerk und möchte den Arbeitstag der Crew nicht künstlich verlängern, indem ich die ganze Zeit nur am Lachen bin. Ich muss jedoch sagen, dass ich mich desöfteren frage, was eigentlich in den Köpfen der Autoren passiert. Wir hatten schon derart verrückte Morde, dass ich mich doch wundere, ob alles bei ihnen in Ordnung ist. (lacht) 

Welcher ist Ihr persönlicher Lieblingsmord?

Wir hatten mal einen Mann, der an einen Baum gefesselt war. Er hing dort mit aufgerissenem Hemd und wurde eingeschmiert - mit Trüffelöl. Gestorben ist er dann, weil er lebendig von einem wilden Eber gefressen wurde. Von dieser Detailverliebtheit war ich vollkommen fasziniert, auch wenn ich sagen muss, dass das ein unvorstellbar schlimmer Tod sein muss, den ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünschen würde. 

"Es ist überraschend, wie wenig in 'Inspector Barnaby' eigentlich gemordet wird."

Wie paranoid wird man eigentlich, wenn man tagtäglich mit Mord und Totschlag zu tun hat?

Gar nicht so sehr, wie man wohl vermuten mag. Ich lebe in London und bekomme durch die Nachrichten schreckliche Vorfälle mit, die in einer Großstadt aber nunmal mehr oder weniger normal sind. Wenn ich mich also vor etwas fürchte, dann vor Großstadtverbrechen wie Überfällen. In "Inspector Barnaby" geht es ja aber eher darum, dass jemand von einem fliegenden Golfball im Country Club erschlagen wird - was in der Regel unwahrscheinlicher ist, als in einer dunklen Seitengasse sein Portemonaie abgenommen zu bekommen. Midsomer macht mir also deutlich weniger Angst als London. Außerdem ist es überraschend, wie wenig in "Inspector Barnaby" eigentlich gemordet wird. In jeder Folge lassen wir im Schnitt zwei oder drei Personen ins Gras beißen. Hochgerechnet auf zwanzig Jahre sind das wie viele? 350 Tote? Für ein derart großes Areal wie Midsomer ist das ganz in Ordnung, finden Sie nicht?

Ich komme nicht aus Großbritannien: Von welcher Größenordnung sprechen wir?

Midsomer ist ungefähr so groß wie Buckinghamshire. Um die 800.000 Menschen also.

Dann klingt das doch human. Angenommen, Sie könnten sich eine Detektivin oder einen Detektiv als Partner aussuchen, ob fiktiv oder nicht: Wer wäre es?

Ich würde auf jeden Fall Miss Marple nehmen. Ich fände es nicht nur schön, mit einer Dame zusammenzuarbeiten - es wäre insbesonders toll, mit einer zusammenzuarbeiten, die höflich und strukturiert vorgeht. Außerdem kennt sie sich in dörflichen Gegenden bestens aus, was den Einstieg in die Partnerschaft deutlich einfacher machen würde. 

Mr. Dudgeon, vielen Dank für das Gespräch.