Wir schreiben das Jahr 1940. Ein strahlender Sommertag im Juni wird von einer französischen Schulklasse für einen Ausflug in die grüne Idylle genutzt. Doch irgendetwas ist anders, beim Spiel auf der Wiese und in den Sträuchern, in denen sich eine Flugabwehrkanone befindet. Doch das malerische Picknick soll dies erst einmal nicht stören, auch von einem Flieger am Himmel lässt sich die Klasse nicht beunruhigen. Die Deutschen in Villeneuve? Das kann doch gar nicht sein, das werden schon die Französischen Luftstreitkräfte sein!

War es aber natürlich nicht. Die Macher der Serie "Un Village Français" haben sich für den härtesten aller möglichen Einstiege in die Serie entschieden und die grässlichste Seite des Krieges gewählt: Die Deutsche Luftwaffe macht auch vor Kindern nicht halt, die Schulklasse geriet unter Beschuss. Lebendig werden nicht alle Kinder ins inzwischen von den Deutschen eingenommene Villeneuve zurückkehren. "Die Deutschen kommen!" wird auch für die Bewohner des Dorfes schnell zum geflügelten Wort.

Schön verpackt wird in "Un Village Français" nichts. Der Mord an den Schülern und der erwachsenen Begleitperson ist ebenso deutlich zu sehen wie die Gräueltaten, die sich in Villeneuve, einem fiktiven Dorf in der Nähe der schweizerischen Grenze, abspielen. In Deutschland trägt die Serie den Untertitel "Überleben unter deutscher Besatzung" und er beschreibt eigentlich recht gut, worum es in der Serie geht: Der schwierige Überlebenskampf eines Dorfes, das es noch am Morgen des Einmarsches für unmöglich hielt auch Ziel der Deutschen zu werden und sich zudem auch noch dem zunehmendem Flüchtlingsstrom stellen muss.

Doch gerade diese Schonungslosigkeit macht "Un Village Français" zu einem sehenswerten Stück Fernsehen. Der Krieg ist schmutzig und unmenschlich und davor wird auch in der Serie nicht zurückgeschreckt. "Un Village Français" demonstriert eindrucksvoll die Hilflosigkeit der Franzosen und erzeugt gleichermaßen eine bedrückende Atmosphäre, etwa als die Panzerdivision das Anwesen des Unternehmers Raymond Schwartz, der zu gerne auch das Schlafzimmer einer anderen Frau besucht, besetzt oder als der nicht sonderlich autoritäre Arzt Daniel Larcher ins Dorf gelangt und dort als stellvertretender Bürgermeister die Verantwortung für das Handeln aller Einwohner übernehmen muss, um nicht selbst hingerichtet zu werden.

Ein großer Gewinn der Serie ist nicht nur die schauspielerische Leistung des Larcher-Darstellers Robin Renucci, sondern auch die Arbeit hinter der Kamera. Die Macher sorgten sich sehr für aus französischer Sicht nicht immer angenehme historische Korrektheit und arbeiteten dafür mit dem Historiker Jean-Pierre Azéma zusammen, wodurch "Un Village Français" gepickt ist mit historischen Fakten und dadurch in aller Fiktion auch einen leichten dokumentarischen Charakter einer der schwersten Zeiten Europas hat.

"Un Village Français" ist eine Serie, die den Zuschauer vom ersten Moment in den Bann zieht und den Figuren einen großen Entwicklungsspielraum in der schwierigen Situation der Besatzung gibt. Wer die erste Folge sieht, der möchte garantiert sofort mehr sehen. France 3 hat bislang bereits sechs Staffeln produziert und eine siebte ist bereits in Arbeit. Amazon und Netflix haben "Un Village Français" zwar leider noch nicht im Angebot, doch Zuschauer des Bezahlsenders Sony Entertainment Television kommen voll auf ihre Kosten. Hier läuft derzeit bereits die dritte Staffel.