Foto: VoxDie Geschichte von Vox begann bereits im Jahr 1991 - mit sehr großen Plänen. Der zu Beginn noch "Westschienenkanal" genannte Sender wollte Fernsehen mit Anspruch machen, eine Art öffentlich-rechtliches Programm aber ohne den Staub vergangener Tage - in einer Zeit, in der das Privatfernsehen vor allem durch Sendungen wie "Tutti Frutti" auffiel, ein bemerkenswertes Konzept.

Nachdem der "Westschienenkanal" für einen Namen doch recht ungeeignet erschien, entschied man sich bei der Suche nach einem endgültigen Namen für "Vox", das lateinische Wort für "Stimme" - gesprochen "mit weichem 'v' (also wie 'w') und mit kurzem 'o'", wie es in einem Rundschreiben an alle Vox-Mitarbeiter im Mai 1992 hieß. Und den Namen fand man offenbar so toll, das man ihn gleich noch in die Titel etlicher eigenproduzierter Sendungen, die sich bei Vox zu Beginn in bemerkenswert hoher Zahl fanden, integrierte.

Der Start - und gleich auch wieder das drohende Aus

Entsprechend der hochfliegenden Pläne fiel auch die erste Vox-Werbekampagne aus. "Täglich verlieren Sie 1000 Gehirnzellen. Retten Sie den Rest" hieß es da etwa, oder "Die einen bleiben dumm. Die andern schalten um." Und die "taz" berichtete wenige Tage nach dem Start unter dieser Überschrift über die Pläne des Senders: "In einem Jahr soweit wie ARD und ZDF". Andernorts versprach man ein "neuartiges TV-Erlebnis" und gleich eine ganz "neue TV-Landschaft".

Diese Ansprüche konnte das "Ereignisfernsehen", als das Vox sich sah, freilich nie erfüllen. Doch man gab sich anfangs noch Mühe. Zum Sendestart am 25. Januar 1993 gab es mit "punkt vox" stündliche Nachrichten, die Hauptausgabe "welt vox" begann um 19:45 Uhr, dauerte eine halbe Stunde und trat damit direkt gegen die "Tagesschau" an. Es gab in "vis à vox" täglich ein Interview, es gab einen täglichen Nachmittags-Talk, es gab Satire bei "xov" und mit "SPRINt" und später "SPURT" eine tägliche Sportsendung. Selbst Live-Sport hatte der Sender im Programm. Schon im August 1993, also wenige Monate nach Sendestart, übertrug Vox live die US Open - ein Kraftakt. 40 Mitarbeiter waren in New York im Einsatz - der übriggebliebene Rest durfte notgedrungen in Köln im Schichtdienst arbeiten.

Foto: VoxDie Anfangszeiten von Vox brachten auch aus Mediensicht ein sehr spannendes Format: Dieter Moor moderierte das Medienmagazin "Canale Grande". Leider blieb das sehenswerte Format wie so vieles andere ohne Erfolg. Daran konnte auch ein Strip von Dieter Moor in der Sendung nichts ändern. Nach einem Jahr wurde "Canale Grande" wieder eingestellt.

Die Endabrechnung des ersten Jahres brachte Ernüchterung. Im Schnitt kam Vox auf 0,05 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 1,5 Prozent in der Zielgruppe - und das sollte sich auch in den kommenden Monaten nicht wesentlich bessern. Das konnte nicht allzu lange gut gehen - und das ging es auch nicht: Am 1. April 1994 ging Vox in die Liquidation. Mehr als 250 Mitarbeiter mussten den Sender verlassen, viele wechselten zum neu gegründeten Sendezentrum Köln. Wer blieb, hatte die Aufgabe, wenigstens ein Notprogramm aufrecht zu erhalten - in dieser Zeit startete übrigens "Wa(h)re Liebe" mit Lilo Wanders -, Vox nicht sterben zu lassen und händeringend nach einem neuen Geldgeber zu suchen.


Rupert Murdoch als Retter in der Not

Und den fand man im Sommer - und es war jemand, mit dem wohl die wenigsten gerechnet hatten: Rupert Murdoch und seine News Corp stiegen mit fast 50 Prozent bei Vox ein, dazu kam die französische Canal+. Weitere Inhaber blieb UFA. Unter Geschäftsführer Markus Tellenbach gelang es Vox in der Folgezeit dann endlich Fuß zu fassen. Von den hochfliegenden Plänen zum Senderstart musste man sich aber gleichwohl verabschieden.

Nicht aber von Eigenproduktionen. 1995 startete etwa "auto motor und sport tv", das bis zum vergangenen Jahr im Programm war, ebenso das Magazin "tierzeit". 1996 folgte "Wolkenlos", "Voxtours" war ohnehin schon im Programm. Und auch der Sport war weiter ein fester Bestandteil des Senders. So übertrug Vox live die International Touringcar Championship - und erzielte traumhafte Marktanteile von fast 10 Prozent. Bis 1996 war das Vox-Programm von Magazinen und Reportagen geprägt. Erst 1997 begannen sich Image und Ausrichtung des Senders zu wandeln.

Möglich machte es der erste große Output-Deal mit 20th Century Fox. Fortan gehörten auch Spielfilme und US-Serien zum Programm des Senders. Und es war auch 1997 als Vox das große Thema "Kochen" für sich entdeckte. Mit dem "Kochduell" mit Britta von Lojewski ging die erste tägliche Kochshow auf Sendung - und es sollten bis heute noch etliche folgen. 1997 war aber auch das Jahr des großen Blackouts - 36 Minuten lang sendete Vox am 13. Juli: nichts. Nach einem Blitzeinschlag ging bei Vox gar nichts mehr, nicht mal die Einblendung "technische Störung". Erst nach über einer halben Stunde Schwarzbild ging es weiter mit dem Film "Kentucky Fried Movie".

Foto: RTLSchäferkordt kam - und brachte den richtigen Erfolg mit

Am 1. Januar 1999 begann bei Vox eine neue Ära: Anke Schäferkordt, bis dahin schon kaufmännische Leiterin, löste Markus Tellenbach an der Spitze des Senders ab, kleidete sich in rot und machte den Sender endgültig richtig erfolgreich. Unter ihrer Führung stieg der Marktanteil von 3,7 Prozent im Jahr 1998 auf 5,5 Prozent im Jahr 2004 - vor allem dank hochwertiger US-Serien. Solche wie "Ally McBeal", die Serie, die wie keine andere mit dem Erfolg von Vox verbunden wurde - dabei war sie 1998 beim ersten Versuch zunächst mit miserablen Quoten gefloppt und nach acht Folgen abgesetzt worden. Erst beim zweiten Versuch entwickelt sie sich zu einem der erfolgreichsten Vox-Formate.

Und noch etwas sollte die künftige Entwicklung von Vox entscheidend beeinflussen: Kurz vor Weihnachten übernahm RTL die Vox-Anteile von Murdoch, wenig später auch die von Canal+. Der Sender wechselte damit zu annähernd 100 Prozent in den Besitz der RTL Group, wo er fortan mehr und mehr eingebunden werden sollte - und in der Folgezeit angesichts sinkender Marktanteile beim großen Bruder RTL zu einer sehr wichtigen Stütze avancierte.

2001 nahm Vox erstmals die US-Serie "CSI" ins Programm - drei Buchstaben, die Jahre später für einen großen Boom und ein ganzes Genre stehen sollten. Doch der große Erfolg blieb auch hier zunächst aus, die Quoten dümpelten lange vor sich hin. Erst 2004 gelang mit der dritten Staffel der Durchbruch, die Quoten schossen durch die Decke. Wie gut, dass 2004 auch gleich der erste Ableger "CSI: Miami" bereitstand. Und noch ein ganz großer Vox-Star ging in dieser Zeit erstmals auf Sendung: 2003 bewies Tim Mälzer erstmals "Schmeckt nicht, gibt's nicht" und avancierte im Lauf der Zeit zum Aushängeschild des Senders.

Foto: VOXDie Nach-Schäferkordt-Ära: Erfolgreicher denn je

Nach fast sechseinhalb Jahren war die Schäferkordt-Ära bei Vox im April 2005 zu Ende. Denn anders als das stetig zulegende Vox war der große Bruder RTL ins Schlingern geraten - was lag also näher, als die Person zu sich zu holen, die Vox so erfolgreich gemacht hatte? Schäferkordts Nachfolger Frank Hoffmann wurde anfangs belächelt. Nicht wenige sahen ihn ihm lediglich einen Statthalter, der lediglich das fortführte, was Anke Schäferkordt ihm hinterlassen hatte.

Doch Vox zeigte sich in den folgenden Jahren stärker denn je. In den Jahren 2005 bis 2007 gewann das Wachstum noch an Dynamik. Von 5,5 Prozent im Jahresschnitt 2004 stieg der Marktanteil auf 7,9 Prozent im Jahresschnitt 2007. Und das, obwohl es dem Sender sicher nicht leicht gemacht wurde. Denn Anke Schäferkordt holte mit "CSI: Miami" und später auch noch "CSI" zwei der erfolgreichsten Serien von Vox zu RTL. Doch Vox schaffte es, beides mehr als zu kompensieren.

Auch heute noch sind die US-Serien ein wichtiges Standbein des Senders, mit dem Vox gleich drei Abende pro Woche bestreitet, doch sie nehmen inzwischen dennoch deutlich weniger Sendezeit ein als noch vor Jahren. Seit Vox in die Pubertät gekommen ist, setzt der Sender mehr und mehr auf Eigenproduktionen. Paradebeispiel sicher: "Das perfekte Dinner", mit dem man im Sturm der Vorabend eroberte und selbst RTL und Sat.1 zeitweise deutlich hinter sich ließ. Inzwischen probiert sich Vox auch an eigenen Shows in der Primetime - wenn auch mit wechselhaftem Erfolg.

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Nach dem verkorksten Start steht Vox nach 15 Jahren nun besser da denn je - und Konkurrenten schielen angesichts der unglaublichen Erfolgsstory der letzten Jahre neidisch nach Köln. Während bei den Großen die Marktanteile bröckeln, scheint Vox unaufhaltsam zuzulegen und befindet sich auf dem besten Weg in die erste Liga.