Kaum eine Kultmarke kann so eine große Bandbreite an Artikeln verkaufen wie „Star Wars“: Vom Spielzeug für die Kleinsten bis eben hin zum teuren Sammlerstück für die inzwischen längst gealterten Fans der ersten drei Kinofilme. Was also klingt wie ein glücklicher Deal für das kleine Super RTL mit dem großen Lucasfilm ist in dieser Hinsicht eine Partnerschaft auf Augenhöhe, denn die TV-Serie spielt für Lucasfilm eine strategisch wichtige Rolle: „Wir wollen damit sicher eher eine ganz neue Generation von Fans für ,Star Wars‘ begeistern als den langjährigen ,Star Wars‘-Fans Nachschub zu liefern“, erklärt Dave Filoni, Supervising Director von „The Clone Wars“. Mit anderen Worten: Der „Star Wars“-Kult soll noch mindestens eine Generation weiterleben - und genau dabei soll Super RTL in Deutschland helfen. Ausstrahlen könne jeder, aber das Merchandising-Knowhow habe nicht jeder, so die Haltung von Lucasfilm. Fernsehen ist eben ein People Business.

Doch davon ganz abgesehen, wird einem in der Idylle des kalifornischen Frühlings klar: Animationsserien sind hier ein ganz anderes Geschäft als bei uns in Deutschland - und das nicht nur aufgrund der Größe des Marktes. Bei uns ist der regelmäßige Sendeplatz der „Simpsons“ in der Primetime von ProSieben erst wenige Jahre alt. In den USA füllt der Sender FOX damit schon weit länger seinen ganzen Sonntagabend. Und Produktionen wie „South Park“ waren ganz sicher nie ausschließlich für Kinder gemacht. Mit der Programmierung genau dieser Serie tat sich das deutsche Fernsehen auch lange schwer - immer wieder wechselnde Sendeplätze und Sender waren die Folge. Animationsserien haben es in Deutschland nicht leicht - die Produktionen genau dieser, ebenso wenig. Kinderkram - lautet noch immer oft das Urteil.

Kein Wunder also, dass es die deutschen Kreativen aus dem Bereich Animation nach Kalifornien zieht. Hier wird die Fachkenntnis auch wirklich nachgefragt, der Job nicht belächelt und selbst vereinzelte oder sich häufende Fan-Artikel auf dem eigenen Schreibtisch nicht schmunzelnd beäugt. Ein gutes Dutzend deutscher Kollegen sind es inzwischen, die beispielsweise bei Pixar arbeiten. Jener ursprünglich auch von George Lucas gegründeten Firma, die später von Steve Jobs geprägt wurde und sich einen so hervorragenden Ruf in Animationsfilmen erarbeitet hat, dass Disney 2006 die Konkurrenz lieber aufkaufte als weiter gegen sie zu kämpfen. Doch unbeirrt wird in Emeryville vor den Toren San Franciscos recht unabhängig von Disney weitergewerkelt.

Ganz anders als im 30km Luftlinie entfernten Lucas Valley ist das Gewerbegebiet von Emeryville nicht ganz so abseits gelegen. Die Atmosphäre hier, gleich neben dem örtlichen IKEA, hat so gar nichts mit der fast surrealen wirkenden Perfektion der Big Rock- oder Skywalker Ranch des George Lucas zu tun. In der Empfangshalle düsen Mitarbeiter auf Rollern von einem Ende zum anderen, manche spielen Kicker oder schlendern einfach nur mit dem in den USA obligatorischen Kaffeebecher in der Hand vorbei an Männern und Frauen in schottischen Kilts. Bei genau diesem Anblick muss man dann als Besucher schmunzeln. Aber Tanja Krampfert, eine der Deutschen bei Pixar, beruhigt: Die Security-Mitarbeiter müssten vor dem Release jedes Films eben in den Kostümen der Film-Charaktere arbeiten. „Die finden das witzig“, ergänzt sie. Man möchte es ihr glauben.

Krampfert kommt, wie so viele Deutsche, die in den Animationsstudios der amerikanischen Westküste arbeiten, von der Filmhochschule Ludwigsburg. Ob sie gekommen sind, um zu bleiben, wissen die wenigsten. Die meisten sind projektbezogen und sowieso ohne regulären Arbeitsvertrag beschäftigt. Und trotzdem zieht es die jungen Kreativen aus der Heimat ins ungewisse Kalifornien. „In Deutschland wird Animation allgemein oft noch als Kinderkram betrachtet. Da ist man hier weiter“, erklärt Krampfert und meint damit sowohl die Wahrnehmung der Ergebnisse wie den Job selbst. Und das obwohl, so abgenutzt dieser Satz auch sein mag, auch in den USA nur mit Wasser gekocht werde. Man hört ein wenig die Enttäuschung darüber heraus, dass wir in Deutschland anders als beispielsweise bei unseren Nachbarn in Frankreich keine eigene Kultur in diesem Genre entwickeln konnte.