"Light your fire" lautet das Motto, unter dem der Eurovision Song Contest in diesem Jahr steht - ein fast schon sinnbildlicher Slogan, schließlich gleicht die Show in diesem Jahr wie nie zuvor einem Spiel mit dem Feuer. Auf der einen Seite ist alles wie immer: Große Balladen, schöne Kleider und verrückte Omas wechseln sich auf der Bühne ab und bieten gute Unterhaltung, sofern man sich tatsächlich über Stunden hinweg darauf einlassen möchte. Und doch ist in diesem Jahr vieles anders, was vor allem am Gastgeberland liegt. Viel wurde schon darüber geschrieben.

Zwei Musiker aus Aserbaidschan haben den Eurovision Song Contest im vergangenen Jahr in Düsseldorf gewonnen und dafür gesorgt, dass die Show am Samstag in Baku ausgetragen wird. Weil dort Menschenrechte mit Füßen getreten werden, fällt es allerdings vielen Jounalisten schwer, ähnlich beschwingt und ausgelassen wie sonst über die wohl größte Musikshow der Welt zu berichten. Denn wie schon bei den Olympischen Spielen vor vier Jahren in Peking wird es auch beim Eurovision Song Contest in Aserbaidschan nicht möglich sein, die politische Komponente außen vor zu lassen.

Stadt und Land wurden eigens für den ESC herausgeputzt, schließlich will man sich in gutem Licht darstellen. Jeder soll sehen, wie toll es sich in Baku leben lässt. Prunkvolle Bauten, Offenheit, fröhliche Menschen: So will sich Aserbaidschan den geschätzten 100 Millionen Zuschauern am Wochenende präsentieren. Doch hinter die Fassaden darf man, nach vielem, was man in diesen Tagen zu lesen und zu sehen bekommt, nicht schauen. Tut man es doch, so bleibt vom scheinbaren Glanz dieser Tage nicht viel übrig. Und überhaupt: Wie will man Show und Politik voneinander trennen, wenn gleichzeitig der Schwiegersohn des autoritär herrschenden Präsidenten den Pausenclown im ESC-Finale mimt?

Die Verantwortlichen der Europäischen Rundfunkunion (EBU) wurden allerdings nicht müde zu betonen, dass der Eurovision Song Contest keine politische Veranstaltung sei - und ernteten dafür Kritik. "Der ESC ist zuerst natürlich ein Musik-Event. Aber die EBU hat eine Werte-Charta", erinnerte Hugh Williamson, Direktor der Europa- und Zentralasienabteilung der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, kürzlich in einem Interview mit der "Main-Post". "Ihre Mitglieder akzeptieren als Basis Redefreiheit, Medienfreiheit oder Journalistenrechte. Die EBU sollte das deutlicher als bisher und bei jeder Gelegenheit hervorheben. Das gilt auch für den Song Contest."

Weiter sagte er: "Wir erwarten nicht, dass die Lieder politisch sind. Wir erwarten auch nicht, dass der Abend zum politischen Ereignis wird. Aber wir hätten uns gewünscht, dass die EBU zur Pressefreiheit klar Position bezieht. Es ist nicht akzeptabel, wenn Journalisten zusammengeschlagen oder erpresst werden. Es ist nicht akzeptabel, dass immer noch sieben Journalisten im Gefängnis sitzen oder sich fürchten, von der Polizei angegriffen zu werden. Das sind Dinge, die die EBU diplomatisch aber deutlich gegenüber der aserischen Regierung ansprechen sollte." Inzwischen hat auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International ihre Kritik an der EBU unterstrichen.

Noch immer weigerten sich die Verantwortlichen des Song Contests, die Menschenrechtsverletzungen in Aserbaidschan zu verurteilen - und das, obwohl in den vergangenen Tagen erneut zwei friedliche Demonstrationen gewaltsam aufgelöst worden seien, kritisierte Amnesty International. Dadurch gebe man der Regierung in Aserbaidschan damit einen Freifahrtschein, hart gegen Kritiker vorzugehen. "Die friedlichen Proteste wurden vor den Augen einer Reihe internationaler Journalisten aufgelöst, was die Versicherung der EBU, die internationale Medienaufmerksamkeit in Baku würde die Menschenrechtssituation verbessern, in Frage stellt."

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Medien: ARD-Unterhaltungschef: ESC schafft Aufmerksamkeit - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/panorama/boulevard/medien-ard-unterhaltungschef-esc-schafft-aufmerksamkeit_aid_755155.html
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Medien: ARD-Unterhaltungschef: ESC schafft Aufmerksamkeit - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/panorama/boulevard/medien-ard-unterhaltungschef-esc-schafft-aufmerksamkeit_aid_755155.html