"Was waren das noch Zeiten?" Sätze dieser Art hört man gerne mal, wenn man sich an die 90er Jahre zurückerinnert - an eine Zeit also, in der Gameshows aus dem Tagesprogramm vieler Fernsehsender kaum wegzudenken waren. Es war eine Zeit, zu der man bereits vormittags quizzen, raten und spielen konnte. Momentan scheint dieser Zustand allerdings weit entfernt zu sein. Dass Privatsender noch Geld in die Hand nehmen, um für die Daytime Studioshows produzieren zu lassen, ist beinahe undenkbar. Stattdessen verwerten RTL und Sat.1 vormittags lieber noch einmal Scripted Realitys und Gerichtsshows, ProSieben zeigt seine Sitcoms in Dauerschleife.

Dabei gibt es schon seit Jahren die Hoffnung auf ein Comeback der Gameshows. Ute Biernat etwa, ihres Zeichen Geschäftsführerin der Produktionsfirma Grundy Light Entertainment, hofft seit Jahren auf eine Rückkehr und wird nicht müde das zu betonen. "Ich glaube fest an die Renaissance der täglichen Gameshow", sagte sie 2005. Das war vor sieben Jahren. 2009 machte sie im DWDL.de-Interview erneut deutlich, an das Genre zu glauben. "Die meisten haben Angst, dass es altes Fernsehen ist. Ich kann Bedenkenträgern verstehen: Die Sendungen von damals würden genau so 1:1 heute nicht mehr funktionieren." Die Ideen dahinter seien aber stark.

Biernat: "Mein Lieblingsbeispiel ist da immer 'Ruck Zuck', eine Sendung die jeder kennt. Das würde wieder funktionieren, wenn man es zeitgemäß produziert und einen neuen Dreh reinbringt." Doch bis heute ist es nach wie vor still um dies Formate geworden. Und doch scheint es, als bewege sich derzeit etwas im deutschen Fernsehen. Die rückläufigen Quoten von Scripted Realitys und Daily Soaps könnten eine Chance für neue Gameshows sein. Es mangelt derzeit nicht zuletzt an einem: Dem Durchbruch bei den Zuschauern. Erste zaghafte Versuche wurden nämlich immer wieder unternommen: "Ruck Zuck" feierte vor wenigen Jahren ein kurzes Comeback bei Tele 5, doch der Sender konnte oder wollte sich die tägliche Show nicht mehr leisten.

RTL II testete zudem bereits vor einigen Jahren eine Neuauflage des "Familienduells" unter dem Titel "5 gegen 5" - allerdings mit einer Fehlbesetzung bei der Moderation. An gute, alte "Familienduell"-Zeiten mit der grünen Wand und dem Werner in Gold konnte RTL II erwartungsgemäß nicht anknüpfen. Auf das Konzept des "Familienduells" baut - allerdings in umgekehrter Version - derzeit auch Das Erste: "Null gewinnt" nennt sich die Show mit Dieter Nuhr und Ralph Caspers, bei der es im Unterschied zum RTL-Klassiker mit Werner Schulze-Erdel nicht darum geht, die meistgenannten Antworten zu nennen, sondern jene mit den wenigsten Stimmen.

Das ist originell und unterhaltsam, bislang aber leider noch nicht von allzu großem Erfolg gekrönt. Angesichts des schwachen Umfelds war ein Kavalierstart allerdings ohnehin kaum zu erwarten. Doch noch bleiben einige Monate, um die Show womöglich doch noch zu halbwegs ordentlichen Quoten zu führen. Vorerst beendet ist ein anderes Experiment: Auch Sat.1 versuchte sich kürzlich im Umfeld quotenschwacher Formate nach jahrelanger Abstinenz mit "Ab durch die Mitte" erstmals wieder im Gebiet der Vorabendshows.