Über die Abwertung von fiktionalen Produktionen und der Arbeit von Schauspielern sind eben diese natürlich auch überhaupt nicht erfreut. "Oh - oh - oh, Herr Schmidt. Eine Krankenschwester, die auf Knopfdruck (!) herzerweichend heulen kann. Super", kommentiert Hartmut Becker sarkastisch. Und Beckers Schauspielkollege Armin Rohde twitterte am Montag über die Aussagen von Frank Schmidt im DWDL.de-Interview: "Die Rache eines miserabel unbegabten Möchtegern-Ex'Schauspielers' an seinen 'Kollegen'." Schaupieler Sven Martinek findet ebenso deutliche Worte: "Zum Kotzen. Der Ausverkauf unseres Berufes!" Auch Michael Gebhart, Drehbuch-Autor und TV-Producer, übt scharfe Kritik an Schmidts Aussagen: "Da scheinen sich Zauberei, Träumerei, Ahnungslosigkeit, irre geleitete Qualitätsansprüche und mangelndes Können zu einer trüben Suppe zu vermischen."

Differenzierter und mit mehr Tiefgang analysierte Lutz Haase, Producer der WDR-Serie "Die Anrheiner", die durch das Interview aufgeworfenen Behauptungen: "Ist denn niemand in der Lage über mittelfristige Strategien hinauszudenken? So eine Genreblase hält doch höchstens ein paar Jahre und dann ist Feierabend! Genau so wie wie die Talkshowblase, die Comedyblase etc. - alles Phänomene die sich durch extensives Nachmachen, gefolgt von einer Rationalisierungswahn-bedingten Kostendrückerei schlussendlich mehr oder weniger totgelaufen haben. Und die Nachmacher sind schließlich jene einfallslosen Gesellen, die immer lauter brüllen "Kann ich noch billiger". Vielleicht sollte man Herrn Franklin mal fragen wie viele sogenannte Redaktionpraktikanten er so beschäftigt."

Und zur Zukunft des Fernsehens ergänzte Haase: "Die werberelevanten Gruppen wenden sich beschleunigt dem Internet zu (hier bekomme ich meine "Reality" just in time und unmittelbar und im Zweifel unscriptet) und die treuen TV-Zuschauer sterben aus. Und wenn die Neulust am Fremdschämen und wohligem Sozial-Ekel vorbei ist und die Leute die Nase voll von Reality haben (scriptet oder nicht), wie wollen wir dann die Menschen von Ihren Notebooks und Ipads wegbekommen? Natürlich kann man preiswert Fernsehen machen, aber nicht billig! Wer das versucht, sägt auf dem Ast auf dem er sitzt. Ruinöser Wettbewerb bei den qualifizierten Produzenten und eine Ausrottung ganzer Berufsgruppen qualifizierter Künstler. Und wenn wir dann vielleicht feststellen, dass die Menschen unter guter fiktionaler Unterhaltung vielleicht etwas anderes verstehen wollen als hysterisch krakeelende Laiendarsteller mit hektisch zusammengeschusterten Groschenheft-Dialogen aus dem Alltagsmillieu, dann ist keiner mehr da, der in der Lage ist, gut gemachte TV-Unterhaltung zu entwickeln und effizient umzusetzen. Nein "ausprobieren" ist es nicht, was Herr Schmidt da tut, "ausbeuten" trifft es besser, allerdings ein Ziel ist erreicht: der Bildschirm ist erst mal hell…"

All das sind übrigens nur einige der öffentlich geposteten Reaktionen. Eine ganze Vielzahl von Produzenten zeigte sich in eMails und Telefonaten gegenüber DWDL.de am Montag empört und aufgebracht. Doch aus Sorge, dass Produktionsaufträge bei offen vorgetragener Kritik an Konkurrenten vergeben werden, die es eben noch billiger machen wollen, möchten viele davon lieber nicht namentlich genannt werden.

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