"His shows are big in germany, right?" Ja, antworten wir. So kann man das formulieren. Zufrieden zieht die PR-Assistentin von Chuck Lorre weiter. Er komme dann gleich. Aber in der Mittagshitze von Los Angeles, eingeengt zwischen tschechischer Boulevardpresse und den französischen TV-Kollegen von Canal+, zieht es sich dann doch noch etwas. Als er endlich auftaucht in dem Chaos von Stars und Sternchen, von PR-Assistenten und Security, die den roten Teppich bevölkern, sieht man, dass Chuck Lorre ein alter Hase im Geschäft ist. Über den roten Teppich spaziert er ganz gelassen - mit Sonnenbrille und seiner Frau im Arm. Der Trubel um ihn herum, das Geschrei von Fotografen, Journalisten und den ausgesuchten Fans am Rande interessiert nicht - er lässt sich von seiner PR-Assistentin gezielt nur zu ausgesuchten Medien führen. Erst kommt Frankreich dran, dann Deutschland. Wir.

Als er sieht, dass wir keine Filmkamera auf ihn gerichtet haben, scherzt er: "Ach, das wird jetzt ein iPhone-Interview? Dann wollt ihr wohl Antworten und keine Statements oder?" Ja, das ist in der Tat die Herausforderung: Zwischen all den Übertreibungen, der Lobhudelei am roten Teppich von Preisverleihungen wie den Primetime Emmys wirklich etwas zu erfahren. Wir versuchen es. Eine erfolgreiche Sitcom zu produzieren, ist schon eine Herausforderung. Welches Geheimnis aber stecke dahinter, wenn man mit "Two and a half men", "The Big Bang Theory" und "Mike & Molly" gleich drei verantwortet, wollen wir wissen. "Das ist wirklich sehr, sehr gut, dass sie das fragen. Weil: Ich weiß es wirklich nicht", kontert Lorre. "Wir versuchen einfach nur unser Bestes und hoffen, dass die Leute all das lustig finden, was wir auch lustig finden. Wir legen großen Wert auf unsere Charaktere, die wir behutsam weiterentwickeln. Ich bin selbst überrascht und auch dankbar, dass die Shows international, in Deutschland und anderen Ländern, ebenfalls so erfolgreich sind."

Wie aber hält man eine Sitcom wie „The Big Bang Theory“ frisch? Das Setting ist schließlich limitiert und meist über Jahre unverändert. Hier kommt die Anwort nicht ganz so schnell. Nach einem kurzen Grübeln sagt Lorre: "Das ist richtig, deshalb kommt vor allem auf die Charaktere in den Serien an. Auf deren Geschichten und Beziehungen. Die Handlung ist absolut wichtig, aber sie muss bei uns noch stärker als bei anderen Serien auf die Charaktere zugeschnitten sein, weil wir diese nicht in eine Sackgasse schicken dürfen. Das ist wahrlich nicht einfach und jede Woche brutale Schwerstarbeit." Wir wollen wissen, ob er denn heute deutlich entspannter sei als vor zwölf Monaten - als sich "Two and a half men" mit neuer Besetzung erst noch beweisen musste. "Natürlich, wir hatten am Anfang ja keine Ahnung, was passieren würde. Umso dankbarer waren wir dann, als wir sahen, dass die Show mit Ashton so super angenommen wurde. Und das tolle ist, dass 'Two and a half men' anscheinend immer noch eine lange Lebensdauer hat und lange laufen kann."

Sagt er und geht. Viel Zeit bleibt am roten Teppich nicht und wenn nicht die PR-Assistentin im Hintergrund demonstrativ auf die Uhr schaut und auf ein Ende dringt, dann ist es der Partner oder die Partnerin. In diesem Fall war es seine Frau, die ihn zurück in die Menge zieht, die für den News-Helicopter über Downtown Los Angeles wie ein wuseligen Ameisen-Völkchen gewirkt haben muss. Eines in Anzug und Abendkleid. Keine Stunde später bekommt Jon Cryer einen Emmy für seine Rolle in "Two and a half men" - nach 2009 zum zweiten Mal. Es ist auch - sehr zur Freude von Lorre - ein Stück weit ein Preis für die Unabhängigkeit der Serie von Charlie Sheen. Und ein Beleg für das kontinuierliche Arbeiten an den Charakteren.