Als Peter Frey vor drei Jahren das Amt des ZDF-Chefredakteurs antrat, schrieb er es sich auf die Fahnen, den Bereich der Dokumentation zu stärken. Heraus kam mit "ZDFzoom" ein neues Doku-Format, das sich nicht zuletzt optisch von dem abhebt, was man bis dahin aus dem Programm des Senders kannte. Dazu gehören animierte Grafiken, ein filmischer Look - und Reporter, die nicht davor zurückscheuen, auch vor die Kamera zu treten. "Es ist ein kleines Wunder, dass es gelungen ist, eine unverwechselbare Handschrift hinzubekommen", sagt Peter Frey bei einem Pressegespräch in Köln.

Was genau er damit meint, wird klar, wenn man sich die Primetime-Reihe "ZDFzeit" ansieht: Abgesehen vom Label haben viele der dienstags gezeigten Filme nichts miteinander zu tun - bei "ZDFzoom" aber wird seit dem Start ein besonderer Wert auf die Bildsprache gelegt. Und tatsächlich wirken die meisten Filme, die im Rahmen von "ZDFzoom" ausgestrahlt werden, anders. Fast genau zwei Jahre liegt die erste Ausgabe inzwischen zurück. Es blieb also auch für die Filmemacher genügend Zeit, um sich mit den Anforderungen an das Format auseinanderzusetzen. Jeder sei damit allerdings nicht zurechtgekommen, so Redaktionsleiter Christian Dezer.

Denn so hoch die Wiedererkennbarkeit für die Zuschauer auch sein mag: Der Spielraum, den die Filmemacher für die Inszenierung haben, ist nicht allzu groß. "Viele Kollegen haben sich zunächst gesträubt", erinnert sich Dezer. "Sie mussten sich erst damit vertraut machen." Doch die Vorgaben waren klar formuliert - auch, weil man als Neuling zum Start auffallen wollte. Inzwischen arbeiten 13 Redakteure an den wöchentlichen Dokumentationen für "ZDFzoom". Einige kommen aus dem früheren Bereich der Außenpolitik, andere haben wiederum in der Innenpolitik Doku-Erfahrungen gesammelt. Etwa ein Drittel der Produktionen stammen aus der Redaktion, der befreundeten "Frontal 21"-Redaktion oder von Reportern der In- und Auslandsstudios beigesteuert.

Zwei Drittel der Produktionen wird von freien Produktionsfirmen übernommen, darunter Meta Productions oder Spiegel TV. "Wir sind immer noch auf der Suche nach Autoren, die sich auf dieses Genre einlassen wollen", sagt die stellvertretende Redaktionsleiterin Claudia Ruethe in Köln, gibt aber zu bedenken, dass viele Firmen auch die Risiken einer solchen Produktion im Blick hätten - schließlich lassen sich länger angelegte Dokumentationen im Voraus längst nicht so gut planen wie etwa klassische Staffel-Produktionen. Und doch stellt man beim ZDF inzwischen ein erhöhtes Interesse fest. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass bei "ZDFzoom" nahezu jedes Thema erlaubt ist. Nur von historischen Themen will man lieber die Finger lassen.

Vor die Kamera darf übrigens jeder, sofern er das journalistische Handwerk beherrscht. "Das Aussehen des Journalisten ist nicht entscheidend", sagt Christian Dezer und scherzt: "Das sehen Sie alleine schon daran, dass auch ich schon für 'ZDFzoom' unterwegs gewesen bin." Man habe allerdings Kollegen gehabt, die sich in dieser durchaus ungewöhnlichen Rolle unwohl fühlten. "Das ist vermutlich auch ein Unterschied der Generationen." Letztlich sei die Redaktion aber bunt gemischt, was für einen ständigen Austausch sorge. Zum zweiten Geburtstag der Reihe will das ZDF nun verstärkt für seine "Zoom"-Filme trommeln. Der Slogan der Kampagne trifft den Kern der Sendung dabei recht gut: "Fernsehen muss auch mal unbequem sein." Man kann nur hoffen, dass man diese Unbequemlichkeit auch weiterhin beibehält.

In den kommenden Tagen lesen Sie bei DWDL.de ein Interview mit ZDF-Chefredakteur Peter Frey.