Die zurückliegende Saison war für RTL II ohne Zweifel eine überaus erfolgreiche: In sämtlichen Monaten gelang es dem Sender, die Marktanteile gegenüber dem Vorjahr zu steigern - zum Teil sogar deutlich. Und derzeit sieht es so aus, als könne man das gute Quoten-Niveau halten oder sogar noch ausbauen. Im August liegt man aktuell bei deutlich mehr als sieben Prozent Marktanteil in der Zielgruppe und erstmals seit Jahren sogar vor Vox. Der Grund für den Anstieg der Quoten ist schnell ausgemacht: Vor allem am Vorabend läuft es für RTL II richtig gut. Hier gelang es, den Erfolg noch auszubauen.

Wer dachte, der schier unglaubliche Erfolg von "Berlin - Tag & Nacht" ließe sich nicht wiederholen, hat sich jedenfalls getäuscht. Der Ableger "Köln 50667" fährt inzwischen meist deutlich zweistellige Marktanteile ein und läuft damit besser als alles, was RTL II jemals um 18:00 Uhr gesendet hat. Und nicht nur das: "Berlin - Tag & Nacht" bewegte sich in den vergangenen Wochen ebenfalls auf Rekord-Niveau. RTL II profitiert davon gleich im doppelten Sinne: Einerseits ist es gelungen, die jahrelangen Vorabend-Probleme dauerhaft in den Griff zu bekommen und andererseits kann der Sender seine Soap-Hits ganz nebenbei nutzen, um kräftig für seine Primetime-Formate zu trommeln.

Und tatsächlich: Auch an vielen Abenden sieht es derzeit für RTL II gut aus. Ein Problem aber gibt es trotzdem. Neue Ideen waren in der zurückliegenden Saison im Programm von RTL II nämlich eher eine Ausnahme. Personality-Dokus wie "Die Geissens" oder "Die Wollnys" sind verlässliche Quotenbringer, aber mittlerweile eben nicht mehr neu. Gleiches gilt für "Zuhause im Glück", "Frauentausch" oder die zuletzt erstarkten "Kochprofis". Jene Formate, die man in der zurückliegenden Saison tatsächlich neu an den Start brachte, blieben hingegen völlig blass. So wurden "Die (T)Raumretterin" und "Ross, der Kindergartenboss" vorzeitig aus dem Programm geworfen und der "Promi-Frauentausch" floppte ebenso wie der Versuch, Scripted Realitys in der Primetime zu etablieren.

Und auch neue Personalitys, die den Montag verstärken könnten, konnten bislang nicht etabliert werden. Erschwerend kommt hinzu, dass inzwischen auch der Mittwochabend mit Eigenproduktionen bestückt wird. Eine klare Richtung gibt es hier allerdings aktuell nicht. Mit einer Mischung aus Shows und Dokusoaps, die mal eine männliche, mal eine weibliche Zielgruppe ansprechen, stocherte RTL II bisweilen etwas im Nebel. Immerhin: Als man zwischenzeitlich auf "Teenie-Mütter" und - teils schon vergessene - Baby-Dokus setzte, stellte sich plötzlich doch noch Erfolg ein. Hier gilt es, in der neuen Saison anzuknüpfen.

Keine Frage: Der große Erfolg am täglichen Vorabend verdeckt derzeit so manchen Flop, den RTL II in den zurückliegenden Monaten hinnehmen musste. Man denke nur an den schnell wieder beendeten Versuch, die US-Sitcom "Hot in Cleveland" zu zeigen. Der Serien-Sendeplatz am Samstagabend ist darüber hinaus derzeit auch nicht gerade für hohe Zuschauerzahlen gut, auch wenn sich die kurzlebige Serie "Teen Wolf" zumindest halbwegs wacker schlägt. Für "Nikita" dürfte dagegen jede Hilfe zu spät kommen. Fraglich ist außerdem, ob die Marathon-Programmierung von Serien wirklich zukunftsfähig ist. Die zweite "Walking Dead"-Staffel tat sich jedenfalls schon schwerer als die erste.

Nicht gelöst ist auch das Quoten-Problem des Wissensmagazins "Welt der Wunder", das sich inzwischen meist im tiefroten Bereich bewegt. So lange allerdings "Köln 50667" und "Berlin - Tag & Nacht" derart stark laufen, kann man einzelne Misserfolge bei RTL II gut verschmerzen. Neue Ideen wären dennoch wichtig, alleine schon, um nicht Gefahr zu laufen, nichts in der Hinterhand zu haben, sollten sich bei den Soaps erste Abnutzungserscheinungen bemerkbar machen.

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