Wohl kaum eine Show hat es in den vergangenen Wochen so häufig in die Schlagzeilen geschafft wie das "Quizduell" mit Jörg Pilawa. Dabei ist die ARD-Vorabendshow längst nicht das einzige Format, das dieser Tage auf eine Zuschauerbeteiligung per App setzt. Mit "Keep Your Light Shining" wagt am Donnerstagabend auch ProSieben ein Experiment, das übrigens in direkter Konkurrenz zum Prominentenspecial des "Quizduells" auf Sendung gehen wird. Man könnte also behaupten, so viel App wie heute war im deutschen Fernsehen noch nie. Bei ProSieben hat man mit das ARD-Experiment im Vorfeld der eigenen Show genau beobachtet. "Jeder, der an interaktivem Fernsehen arbeitet, muss in diesen Tagen ein Auge darauf haben", sagt ProSieben-Unterhaltungschef Daniel Rosemann im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de über das "Quizduell".

Das "Quizduell" gehöre derzeit beinahe schon zum Medien-Allgemeinwissen. "Das meine ich übrigens gar nicht hämisch", schiebt er schnell hinterher. "Das ist ein Fiasko, das man sich nicht wünscht - und das man niemandem wünscht." Allerdings könne jeder Fernsehmacher nachvollziehen, "was das für die Menschen bedeutet, die viele Stunden mit Leidenschaft an dem Format gearbeitet haben". Mit Blick auf "Keep Your Light Shining" gibt sich Rosemann allerdings entspannt, schließlich habe man die App unabhängig vom "Quizduell" in den verschiedensten Szenarien getestet. "Wir haben zum einen mehrere Sicherheitsnetze und doppelte Böden in die App eingebaut. Und zum anderen haben wir technische Lastentests durchgeführt." Augenzwinkernd fügt der Unterhaltungschef hinzu: "Wenn wir wirklich so viele Zuschauer erreichen sollten, für die wir unsere App getestet haben, können wir uns gerne am Tag danach auf einen Champagner treffen."

Klar sei aber, dass man sich derzeit in einer Phase befinde, in der viel ausprobiert werde, um zwei Welten zueinanderzubringen. Er selbst sieht Fernsehen und Internet aber gar nicht so weit voneinander entfernt, betont Daniel Rosemann gegenüber DWDL.de. Doch nicht nur technisch gesehen verspricht "Keep Your Light Shining" spannend zu werden. Die Show sei auch ein "musikalisches Experiment", so Rosemann, der in diesem Zusammenhang aber betont, dass man den Neustart nicht als Castingshow verstanden wissen will. Es gehe mehr um den musikalischen Wettbewerb als um die Suche nach einem unentdeckten Talent. Die Kandidaten stehen darin im Kreis und jeder von ihnen singt immer nur einige Sekunden, ehe der nächste an der Reihe ist. "Der Reiz besteht darin alle 30 Sekunden eine neue Stimme zu hören und damit einen direkten Vergleich zu haben."

Und dann erlaubt sich Rosemann auch einen Seitenhieb in Richtung der Kollegen von RTL, die sich voraussichtlich im Sommer mit "Rising Star" ebenfalls an ein neues Musikformat wagen werden, das die Zuschauer per App einbindet. "Wir beobachten nicht Kandidaten, die nacheinander mit unterschiedlichen Songs drei Minuten vor einer LED-Wand stehen", sagt er. Dennoch eint die Shows nicht nur der interaktive Ansatz. International gibt es nämlich in beiden Fällen kaum Erfahrungswerte. Während "Rising Star" bislang nur in Israel erfolgreich gewesen ist, ist ProSieben sogar der erste Sender weltweit, der sich an "Keep Your Light Shining" wagt. "Wenn wir das Gefühl haben, es kann eine gute Show werden, trauen wir uns einfach", sagt ProSieben-Unterhaltungschef Daniel Rosemann.

"Dabei müssen wir nicht warten, bis uns zehn andere Länder zuvorgekommen sind, denn welche Aussagekraft hat schon ein Erfolg in den USA? Man wiegt sich womöglich in einer Sicherheit, die eigentlich gar nicht vorhanden ist." Rosemann spricht in diesem Zusammenhang davon, sich in der Pflicht zu fühlen, auch unkonventionelle Show-Formate auszuprobieren. "Im Januar haben wir im Show-Bereich ein Experiment ausprobiert, das leider nicht gelungen ist. Dennoch stehen wir dazu, es versucht zu haben", sagt er mit Blick auf die "Millionärswahl", die sich für ProSieben und Sat.1 zum echten Desaster entwickelte - und ja auch auf interaktive Elemente setzte. Im Gegensatz zur "Millionärswahl" wird "Keep Your Light Shining" aber nicht im "The Voice"-Stil auf zwei Sendern ausgestrahlt. Das soll, so ist aus Senderkreisen zu hören, vorerst noch großen Formaten wie "The Voice of Germany" und "Got to Dance" vorbehalten sein.