Satire müsse dort ihre Grenzen finden, "wo die religiösen Gefühle gläubiger Menschen verletzt sind". Auf seine ganz eigene Weise gratulierte das katholische Kolpingwerk Deutschland in dieser Woche gewissermaßen der "heute-show" zum Geburtstag. Ihr Fünfjähriges feiert die ZDF-Nachrichtensatire in diesen Tagen - und obwohl der Name der Show in der Mitteilung des Kolpingwerkes nicht auftaucht, so kann man doch davon ausgehen, dass die Katholiken durchaus auch die "heute-show" im Blick hatten, als sie ihre Kritik formulierten, die Öffentlich-Rechtlichen würden in ihren Beiträgen zunehmend "die christlichen Kirchen im Allgemeinen und die katholische Kirche im Besonderen der Lächerlichkeit preisgeben".

Ob die Kirchenoberen diese Entwicklung durch Missbrauchs- oder Geldverschwendungsskandale nicht eigentlich von der Kirche forciert wird, sei mal dahingestellt. Fakt ist jedoch, dass sich die "heute-show" inzwischen in mehrerlei Hinsicht gut etabliert hat. Fünf Jahre nach dem Start ist die Sendung auch bei vielen ihrer Opfer fest verankert. So darf Außenreporter Lutz van der Horst mittlerweile beim FDP-Parteitag ans Mikrofon und selbst Bundeskanzlerin Merkel sieht die "heute-show" angeblich regelmäßig auf ihrem iPad - beim Parteitag der CSU zitierte sie sogar mal einen Satz aus der Show. "Gott hat die FDP vielleicht nur erschaffen, um uns zu prüfen", sagte sie einst.

"heute-show"-Anchor Oliver Welke hat Merkel bereits eine "Dauereinladung" ausgesprochen, wie er einmal sagte. Gekommen ist die Kanzlerin bisher jedoch nicht. Das ist womöglich auch besser so, denn anders als man das beispielsweise von so manch lauem Sommerinterview oder Merkels YouTube-Kanal kennt, packt die "heute-show" niemanden mit Samthandschuhen an. Zu Recht wird die Sendung daher vielerorts im politischen Berlin gefürchtet. Sicher ist vor Welkes Witzen jedenfalls niemand. Schon gar nicht die FDP, die lange Zeit die meisten Nackenschläge erhielt. Deren ehemaliger Spitzenkandidat Rainer Brüderle weiß ganz sicher ein Lied davon zu singen.

Gleichzeitig scheut die "heute-show" aber auch nicht davor zurück, in schöner Regelmäßigkeit die NPD zu entlarven. Unvergessen etwa das Interview, das Satiriker Martin Sonneborn mit einem NPD-Bürgermeister führte - und ihm dabei ein Mikrofon unter die Nase hielt, an dem über einen Draht ein Hitler-Bart befestigt war. Weil Welke und sein Team - anders als Hugo Müller-Vogg das mal in einem längeren "Cicero"-Artikel unterstellte - eine Haltung haben, ist die "heute-show" weit mehr als eine reine Comedyshow. Und alleine deshalb schon so wichtig für das ZDF. Dass die "heute-show" inzwischen zahlreiche Preise gewonnen hat, ist daher folgerichtig - selbst den den renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis darf die Redaktion ihr Eigen nennen.

Doch in Mainz freut man sich dieser Tage nicht nur über all diese Auszeichnungen, sondern auch über die aus Quotensicht erfolgreichste Staffel seit dem Start im Mai 2009. Woche für Woche schalten mittlerweile über drei Millionen Zuschauer ein und nicht selten sind es sogar mehr als beim zuvor gezeigten "heute-journal". Dabei hätten zum Start vermutlich nicht viele darauf gewettet, dass die Sendung einmal derart populär werden würde. Als sich das ZDF Anfang 2010 dazu entschloss, der anfangs monatlich nach der "Anstalt" ausgestrahlte Nachrichten-Satire einen wöchentlichen Sendeplatz zwischen "heute-journal" und "aspekte" zu geben, fanden zunächst nur etwa eineinhalb Millionen Zuschauer Gefallen an den Scherzen.

Inzwischen ist die Sendung nicht selten jedoch sogar das meistgesehene ZDF-Format beim sonst so schwer zu erreichenden jungen Publikum - und fährt selbst hier regelmäßig zweistellige Marktanteile ein. Hinzu kommt, dass die "heute-show" auch im Netz gut funktioniert und der Mediathek steigende Abrufzahlen beschert. "Die Sendung ist für viele unserer Zuschauer ein festes Wochenendritual, eine Spaßquelle, Therapiesitzung und fast schon so etwas wie Teil ihrer Staatsbürgerpflicht. Oliver Welke und sein Team sind dabei, Fernsehgeschichte zu schreiben", sagte ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler. "Sie schaffen es, dass Politiker, Wähler und nicht zuletzt das ZDF sich über sich selbst zugleich ärgern und amüsieren können."

Tatsächlich machen sich die Gag-Autoren der "heute-show" nicht selten über den eigenen Sender lustig, was dem bisweilen angestaubten Image des ZDF aber nur helfen kann. Das runde Jubiläum des Senders feierte die "heute-show" im vorigen Jahr beispielsweise unter der Überschrift "50 Jahre kackdreister Parteieneinfluss im ZDF". Toll, dass so etwas möglich ist. So gesehen war der Start der "heute-show" vor fünf Jahren vermutlich eine der wichtigsten programmlichen Entscheidungen, die auf dem Lerchenberg seit langer Zeit getroffen wurden, denn auch wenn die Sendung meist nicht mehr als eine halbe Stunde zum Programm beiträgt, so strahlt sie doch weit über den späten Freitagabend hinaus.