Augen auf, Fernseher an. Bei vielen beginnt der Tag genau so. Das haben Fernsehmacher schon längst erkannt und liefern dem Publikum bereits in den frühen Morgenstunden aktuell produzierte Sendungen. Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es inzwischen her, dass RTL an seinem Frühaufsteher-Konzept schraubte. Als Ersatz für "Punkt 6" und "Punkt 9" führte der Sender die fast schon in Vergessenheit geratene Marke "Guten Morgen Deutschland" wieder ein und sendet seither ein durchgängiges Morgenmagazin zwischen 6:00 Uhr und 08:30 Uhr. Doch haben die Zuschauer inzwischen entdeckt, dass die Sendung inzwischen eine Stunde länger dauert als das bisherige "Punkt 6"?

Das Fazit nach dem ersten Jahr fällt durchwachsen aus. Mit der Verlängerung gingen sinkende Marktanteile einher. Anders als "Punkt 6", das zuletzt immerhin noch für Marktanteile von mehr als 16 Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen gut war, liegt "Guten Morgen Deutschland" in diesem Jahr bislang nur bei 15,0 Prozent, wobei der Sendung nicht zuletzt der vom Dschungelcamp beflügelte Jahresstart in die Hände spielt. Im Monatsschnitt liegt die Frühsendung des Kölner Marktführers aktuell meist bei mehr als 14 Prozent und damit oberhalb des Senderschnitts. Ein wirklicher Aufschwung war in den vergangenen Monaten allerdings nicht zu erkennen.

Langzeittrend: Guten Morgen Deutschland
Guten Morgen Deutschland

"Wir sind im aktuellen Marktumfeld und auch unter Berücksichtigung des Sehverhaltens während der Fußball-Weltmeisterschaft zufrieden mit der Entwicklung der Quoten. Vor allem im Vergleich zur direkten Konkurrenz zeigt sich, dass unsere Infokompetenz mit einer guten Mischung an Unterhaltung beim Zuschauer gut ankommt", sagt Redaktionsleiter Uwe Fohrmann gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de, gibt sich aber auch selbstkritisch: "Wir sind auf einem guten Weg, es gibt aber sicherlich noch Steigerungspotenzial." Tatsächlich hat auch die Konkurrenz in der Vergangenheit Federn lassen müssen: So liegt das "Sat.1-Frühstücksfernsehen" aktuell bei nur noch 12,0 Prozent in der klassischen Zielgruppe. Innerhalb von zwei Jahre hat die Sendung damit über drei Prozent eingebüßt.

Und auch das "Morgenmagazin" von ARD und ZDF, das zusammengerechnet täglich im Schnitt über 700.000 Zuschauer erreicht und damit Marktführer beim Gesamtpublikum ist, tat sich in den letzten Jahren schwerer. Dass das Magazin auf zwei Sendern nur knapp mehr als 20 Prozent Marktanteil holt, ist ganz sicher kein Ruhmesblatt. Doch zurück zu RTL, wo man ja bekanntlich inzwischen auf die erweiterte Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen schaut. Hier fällt der Marktanteil im laufenden Jahr mit 13,8 Prozent allerdings schon deutlich niedriger aus als in der klassischen Zielgruppe. Noch dazu bewegt sich "Guten Morgen Deutschland" damit auf Augenhöhe mit dem "Sat.1-Frühstücksfernsehen". Ein echter Vergleich ist hier allerdings kaum möglich, da die Kollegen von Sat.1 bekanntlich deutlich länger senden.

Dass derzeit offenkundig alle Frühmagazine unter rückläufigen Quoten leiden, ist durchaus interessant und lässt die Frage aufkommen, ob es am Angebot der Sender liegt oder gar an einem nachlassenden Informationsbedürfnis. Für "Guten Morgen Deutschland"-Redaktionsleiter Uwe Fohrmann sind die sinkenden Zuschauerzahlen einerseits auf die Fragmentierung des Fernsehmarktes zurückzuführen. "Tatsache ist aber auch, dass wir in der ersten, Informations-gepägten Hälfte von 'Guten Morgen Deutschland' einen weit überdurchschnittlichen Zuschaueranteil haben. Will sagen: die Zuschauer schalten uns bewusst um 6:00 ein, um sich von uns auf den neuesten Stand über die aktuellen Nachrichtenlage, den Sport und VIP-News bringen zu lassen. Eine Informationsmüdigkeit am Morgen kann ich deshalb nicht bestätigen."

Für die Zukunft kündigt der Redaktionsleiter an, weiter auf einen Mix aus Information und Unterhaltung setzen zu wollen. "Darüber hinaus werden wir uns künftig noch intensiver auf Themen konzentrieren, die die Lebenswirklichkeit der Zuschauer widerspiegeln. So werden wir zum Beispiel unsere Servicerubrik zu Mode und Styling weiter ausbauen." Veränderungen gab es zuletzt schon am Erscheinungsbild des Studios, das aber trotz des Blicks auf den Rhein nach wie vor ziemlich künstlich daherkommt. Doch auch hier soll weiter nachgebessert werden, sagt Fohrmann: "Es ist seit jeher eine Grundphilosophie des Hauses, das optische Erscheinungsbild und das Studio einer Sendung kontinuierlich weiterzuentwickeln. In diesem Sinne arbeiten wir an einem neuen Set für unser Frühmagazin, dass bis zum Ende des Jahres fertig sein sollte. Lassen Sie sich überraschen."