Viel ist bereits geschrieben worden über den Siegeszug des "Tatorts". Und in der Tat kann sich die Bilanz der vergangenen Jahre sehen lassen: Brachte es die ARD-Krimireihe vor fünf Jahren im Schnitt auf nur knapp mehr als acht Millionen Zuschauer, so fiebern derzeit Woche für Woche fast 9,6 Millionen mit. Beachtlich: Gleich zehn Mal gelang dem "Tatort" in diesem Jahr bereits der Sprung über die Marke von zehn Millionen Zuschauern und damit bereits einmal mehr als im gesamten letzten Jahr. Zum Vergleich: Noch 2012 wurde diese fulminante Hürde "nur" fünf Mal geknackt. Selbst der Fußball-Nationalmannschaft gelang das zuletzt nicht immer. Alleine darin lässt sich also schon erkennen, welche Schlagkraft inzwischen - wieder - vom "Tatort" ausgeht.

Und so vergeht kaum ein Sonntag, an dem die ARD-Reihe nicht in ihrer eigenen Liga spielt. Das gilt im Übrigen auch für das junge Publikum, das für gewöhnlich nicht gerade zur Stammseherschaft der Öffentlich-Rechtlichen zählt. Lieferten sich noch vor wenigen Jahren RTL und ProSieben ein Duell um die Marktführerschaft am Sonntagabend, so hat inzwischen auch hier längst der "Tatort" das Zepter übernommen. Bei mehr als 21 Prozent Marktanteil liegt in diesem Jahr bislang der Durchschnitts-Wert bei den 14- bis 49-Jährigen. Das ist nicht nur das Dreifache des Senderschnitts, sondern auch deutlich mehr als die Privaten in der Regel mit ihrem Spielfilmen einfahren. Ein Sieg über den "Tatort" ist schon längst nicht mehr die Regel, sondern eine seltene Ausnahme.

Doch während der Kampf um die Spitzenposition eindeutig zugunsten des "Tatorts" entschieden und ein Ende des Siegeszuges nicht absehbar ist, so ist der der zweite Platz im Sonntags-Ranking beim jungen Publikum derzeit äußerst hart umkämpft. Seit Beginn der Saison im September hat RTL jedenfalls nicht nur Boden gegenüber ProSieben gut machen, sondern die Konkurrenz aus Unterföhring sogar überholen können. Nimmt man den Zeitraum zwischen Anfang September und Ende November zur Hand, so erzielte RTL mit seinen Film-Erstausstrahlungen im sogenannten "Eventkino" einen starken Marktanteil von 17,4 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen, während ProSieben mit 15,9 Prozent ein gutes Stück dahinter ins Ziel kam.

Ähnlich verhält es sich auch beim Blick auf die Quoten des kompletten Jahres: Dort erzielte RTL mit bislang 18 Free-TV-Premieren am Sonntagabend sehr gute 16,7 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe. ProSieben brachte im selben Zeitraum sogar vier Erstausstrahlungen mehr an den Start, erzielte damit aber nur 15,5 Prozent Marktanteil. Nur wenn man auch die Wiederholungen miteinbezieht, macht ProSieben im Duell mit RTL das Rennen - und hat mit 14,9 Prozent Marktanteil die Nase vorn. Dass die Kölner zuletzt zum Überholen ansetzten, hängt vor allem damit zusammen, dass RTL die Zahl der Erstausstrahlung pünktlich zum Start der neuen Saison massiv erhöht hat. Während der Marktführer im Serien-Bereich derzeit eher auf die Bremse tritt und mit Wiederholungen von "Bones", "CSI" oder "Alarm für Cobra 11" mehr oder weniger unbeschadet über die Runden zu kommen versucht, gibt RTL im Film-Bereich derzeit umso mehr Gas.

Ein Eindruck, der sich mit Zahlen untermauern lässt: Auf acht Premieren brachte es RTL in den zurückliegenden drei Monaten, zwei mehr als im Vorjahreszeitraum. Von den Zuschauern wurde das honoriert: "Marvel's The Avengers" avancierte Ende September mit einem Marktanteil von knapp 24 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres, aber auch "Ted" oder "Battleship" trugen zum guten Abschneiden in der noch jungen Saison bei. Noch im vergangenen Jahr war ProSieben mit seinen Filmen hingegen deutlich erfolgreicher als die Kölner: Erstausstrahlungen wie "Die Tribute von Panem", "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten" oder "Planet der Affen" sorgten dafür, dass ProSieben in den ersten drei Monaten der Saison 2013 mit seinen Blockbuster-Premieren im Schnitt auf knapp 23 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen kam.

Marktanteils-Trend: Eventkino vs. Blockbuster
Zielgruppe 14-49

Quoten-Vergleich Filme 2014© DWDL

Quelle: DWDL.de-Recherche

Solche Film-Hits blieben aus Quoten-Sicht im Jahr 2013 für den Sender bislang weitgehend aus: Mit 22,9 Prozent Marktanteil war die im August gezeigte Komödie "Wir kaufen einen Zoo" bei ProSieben die bislang erfolgreichste Blockbuster-Premiere des Jahres. Bisher schafften es 2014 gerade mal drei Film-Premieren den Sprung über die Marke von 20 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum. 2013 gelang das noch neun Filmen - in diesem Jahr ist das schon jetzt nicht mehr ansatzweise zu schaffen. Am kommenden Wochenende dürfte RTL indes mit der Free-TV-Premiere des Kino-Hits "Der Hobbit" ebenfalls gute Chancen haben, an ProSieben vorbeizuziehen. Die Konkurrenz aus Unterföhring wird dagegen bis Ende des Jahres noch "Flight" und "Total Recall" als Erstausstrahlungen ins Programm nehmen. Bei RTL ist der Sonntag im Dezember übrigens an gleich zwei Abenden mit Shows belegt - neben dem obligatorischen Jahresrückblick wird auch Thomas Gottschalks Klassentreffen "Back to School" etwas überraschend auf dem hart umkämpften Sendeplatz am Sonntagabend zu sehen sein.

Für 2015 hoffen die Kölner, mit dem "Breaking Dawn"-Finale erfolgreich ins neue Jahr zu starten zu können. Außerdem sollen es unter anderem "The Last Stand", Iron Man 3" und "Fast & Furious 6" sowie "Ich - einfach unverbesserlich 2", "Argo" und "Rush - Alles für den Sieg" richten. ProSieben kündigte gegenüber DWDL.de an, im nächsten Jahr unter anderem "Star Trek Into Darkness", "Django Unchained" und "World War Z" als Free-TV-Premieren ausstrahlen zu wollen. Die Karten werden also neu gemischt. Ob RTL mit seinem "Eventkino" erneut den ProSieben-"Blockbustern" gefährlich werden kann, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob die Kölner die zuletzt erhöhte Schlagzahl an Erstausstrahlungen halten können. Bei 40 bis 50 Prozent der Sonntagsfilme handle es sich um Free-TV-Premieren, sagt RTL-Sprecher Claus Richter. Dauerhaft am "Tatort" vorbeiziehen zu können, wird man aktuell allerdings weder bei RTL noch bei ProSieben für möglich halten.