Eigentlich ist der Sonntag der traditionelle "Tatort"-Tag. Eigentlich. Denn schon längst wird die erfolgreiche Krimireihe von den Dritten Programmen genutzt, um die eigenen Quoten aufzupolieren und gleichzeitig die regionale Karte zu spielen. Allerdings ist es keineswegs so, dass die Dritten ausschließlich die Kommissare aus dem eigenen Sendegebiet ermitteln lassen. So kommt es auch vor, dass im RBB zur besten Sendezeit einen Münster-"Tatort" über den Bildschirm flimmert - wie etwa am vergangenen Montag.

Innerhalb von nur sieben Tagen bringen es die Dritten dadurch aktuell auf acht "Tatort"-Wiederholungen sowie mehrere "Polizeiruf"-Aufgüsse. Und das ist noch nicht alles: Seit Jahren schon hat Das Erste am späten Freitagabend mit ordentlichem Erfolg einen Sendeplatz für Wiederholungen eingeplant und die jeweils aktuelle Folge gibt es nicht nur montags nach dem "Nachtmagazin" noch einmal zu sehen, sondern auch sonntags in gleich doppelter Ausführung bei Einsfestival. Der Popularität schadet all das offenbar kaum, denn der "Tatort" ist derzeit so erfolgreich wie lange nicht.

Auf die Spitze treibt es in diesen Tagen allerdings das WDR Fernsehen, das donnerstags um 20:15 Uhr einen erfolgreichen Wiederholungs-Sendeplatz für den "Tatort" eingerichtet hat. Der war dem Sender aber ganz offensichtlich nicht genug: Seit dem vergangenen Donnerstag wiederholte der WDR nämlich gleich fünf "Tatort"-Folgen - und zwar zur besten Sendezeit. Zusätzlich zu den angestammten Donnerstags-Terminen wurden auch am Freitag, Montag und Dienstag Mordfälle gelöst. Formate wie "Abenteuer Erde" oder die wöchentliche Doku-Schiene vor dem "Kölner Treff" mussten dadurch ungewöhnlicherweise ihre Plätze räumen.

"Bei den 'Tatort'-Wiederholungen handelt sich um eine Event-Programmierung vor dem Hintergrund, dass wir unseren Zuschauern die Gelegenheit geben wollen, die Nebenhandlungsstränge rund um das Privatleben der Dortmunder Kommissare unmittelbar vor Sendung der neuen Folgen am kommenden Sonntag noch einmal nachzuvollziehen", erklärte eine WDR-Sprecherin auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de. Mit Blick auf die horizontale Erzählung, die im 2012 gestarteten Dortmunder "Tatort" so stark ausgeprägt ist wie bei kaum einem anderen Ermittlerteam der Reihe, macht das durchaus Sinn.

Ob es tatsächlich notwendig war, das Programm mit derart vielen "Tatort"-Wiederholungen zu fluten, ist freilich eine andere Frage - zumal dem Publikum ganz sicher auch eine wöchentliche Dortmund-Dosis zumutbar gewesen wäre. Und so liegt der Verdacht nahe, dass mit der Programmierung auch die Hoffnung auf kurzfristig steigende Quoten verbunden waren. Immerhin liegt der WDR nicht erst seit seinen "Innovationswochen" zum Geburtstag mit einem Marktanteil von 6,6 Prozent in seinem Sendegebiet in diesem Jahr über einen halben Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert. Im Ranking der Dritten belegte das WDR Fernsehen vor dem RBB auf dem vorletzten Rang.

Von den Zuschauern wurde die "Tatort"-Offensive der vergangenen Tage jedoch nur bedingt angenommen. Zwar verzeichnete der Abschluss der Event-Programmierung am Donnerstag einen überzeugenden Marktanteil von 8,7 Prozent im Westen, doch zu Wochenbeginn lief es mit 3,7 Prozent geradezu enttäuschend - bundesweit verzeichnete der WDR an diesem Tag sogar weniger Zuschauer als der RBB, der zur selben Zeit ausgerechnet mit einem Münster-"Tatort" ein Störfeuer verursachte. Eine gute Absprache sieht anders aus. Manchmal ist weniger eben tatsächlich mehr.