Michael Starkl kommt gerade vom Dreh für "Notruf Hafenkante". Er setzt sich an den Ecktisch einer Berliner Hotellounge, um über seine neue Karriere hinter der Kamera zu sprechen. Sein Gesicht ist aufmerksamen Krimikonsumenten aus diversen "Sokos", dem "Letzten Bullen" und vor allem dem "Knastarzt" geläufig, wo er einen fiesen JVA-Wärter gab.

Ob Schauspiel für den Österreicher mit Wahlheimat Berlin noch lange der Haupterwerb bleibt, scheint fraglich. Mit seiner eigenen Produktionsfirma Starklfilm hat er in den letzten Jahren einige Werbe- und Imagefilme gedreht – und jetzt so etwas wie die wahre Berufung gefunden: Sein Infotainment-Format "GartenKult" holt Woche für Woche Top-Quoten im österreichischen Spartenprogramm ORF III – mit Marktanteilen über 5 Prozent mehr als das Dreifache des Senderschnitts.

 

Starkl ist ein Mann, der sein Schicksal gern selbst in die Hand nimmt und nicht nur darauf warten mag, dass andere ihm tolle Rollen anbieten. "Man kann immer einen Weg finden, wenn man einfach mal macht", sagt er im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Dieses ewige 'Man müsste mal…' geht mir auf die Nerven." Und kurz darauf folgt das Bekenntnis: "Es gibt keinen Misserfolg, außer man gibt auf."

Dazu passt, dass Starkl im vorigen Jahr mit dem Dreh der ersten zehn "GartenKult"-Folgen einfach schon mal angefangen hat, als die Finanzierung noch gar nicht endgültig stand. Als Spross einer Familiendynastie von Baumschul- und Gartencenter-Betreibern musste er nicht allzu weit schauen. So engagierte er seinen Onkel Josef Starkl als Protagonisten. Der führt nun wie die Authentizität in Person an der Seite von Moderatorin Katharina Gritzner durch die Sendung und erklärt dem Zuschauer, wie man richtig sät, gräbt, düngt, bewässert und veredelt.

Zusätzliches Wissen vermitteln in jeder Folge Experten wie der Apotheker, der über Kräuter als Heilmittel spricht, die vegetarische Köchin, die zeigt, was man aus dem eigenen Gartengemüse machen kann, oder der Rosenproduzent aus Ecuador, der den Weg seiner Schnittblumen um die ganze Welt beschreibt.

Wenn man "GartenKult" einschaltet, fallen auf den ersten Blick zwei Dinge auf: der liebevolle Retro-Look und die aufwendige visuelle Gestaltung. Starkl arbeitet mit fließenden Kamerabewegungen und hoher Tiefenunschärfe, dreht bevorzugt mit Gimbal, einer modernen elekronischen Weiterentwicklung der Steadycam-Technik für Film und Werbung. Mit biederen Gartenratgebern der Öffentlich-Rechtlichen hat das ebenso wenig zu tun wie mit oberflächlichen Doku-Soaps der Privaten. "Ich habe bewusst einen cineastischen Ansatz gewählt", sagt Starkl. "Jedes einzelne Bild muss ein schönes Standbild abgeben. 'GartenKult' ist für mich eine Art Pinterest-Sendung – e
s geht um die Anregung zum Nach- und Selbermachen." 

GartenKult© Starklfilm
"Eine Art Pinterest-Sendung": Moderatorin Katharina Gritzner und Profi Josef Starkl in "GartenKult"
Da ORF III, der kleine Kultur- und Info-Ableger des Österreichischen Rundfunks, nicht über entsprechend große Budgets verfügt, war Starkls Einfallsreichtum auch bei der Finanzierung und Vermarktung gefragt. Das Ergebnis lässt sich so zusammenfassen: "GartenKult" reizt das gesetzlich Zulässige in Sachen Sponsoring und Placement bis zum letzten Zentimeter aus. Vom Gartenprofi Josef Starkl bis zu den Gästen tauchen in der Sendung Unternehmer auf, die genauso heißen wie ihre Firma.

Interessierte Zuschauer können das gewünschte Produkt so relativ leicht ausfindig machen, ohne dass plumpe Schleichwerbung mit Marken oder Logos nötig wäre. Geld fließt nicht für die Produktion der eigentlichen Sendung, sondern für maßgeschneiderte Image-Auskopplungen, die im unmittelbaren Umfeld entstehen und von den Firmen zu Marketing-Zwecken verwendet werden können.

Für Michael Starkl, der die erste Staffel nach eigenen Angaben kostendeckend hergestellt hat, könnte sich der neue Weg bald lohnen: In Österreich dreht Starklfilm im Sommer die zweite Staffel von "GartenKult". Weil das Format so ungewöhnlich daherkommt, sind auch internationale Sender aufmerksam geworden. Lizenzverkäufe nach Großbritannien und in die Niederlande stehen dem Vernehmen nach kurz bevor, mit mehreren kleineren Sendern in Deutschland ist Starkl ebenfalls im Gespräch. Dabei könnte er sich gut vorstellen, seinen cineastischen Ansatz auch auf andere Infotainment-Themen zu übertragen, etwa aufs Männer-Hobby Heimwerken. Einfach mal machen eben.