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Das Erste - Blühende Landschaften statt Todeszone

"Die einst so geschmähte Todeszone, sie lebt – und wir verwandeln sie gerade in eine blühende Landschaft." ARD-Programmdirektor Volker Herres war nicht ganz zu Unrecht guter Laune, als er vor wenigen Tagen in Köln auf die jüngsten Erfolge am Vorabend zu sprechen bekam. Nach vielen Jahren mit allerlei Irrungen und Wirrungen ist es dem Sender endlich gelungen, die Quoten in dieser so wichtigen Zeitschiene wieder anzutreiben – Quiz sei Dank. Verzeichnete die "Verbotene Liebe" im April 2014 kaum mehr als eine Million Zuschauer und weniger als sieben Prozent Marktanteil, so sorgte das "Quizduell" schon ein Jahr später für neun Prozent. Und mit "Wer weiß denn sowas?" sind aktuell sogar mehr als 13 Prozent drin.

Inzwischen hat die ARD sogar die Qual der Wahl, denn mit "Gefragt – gejagt" hat man eine weitere Quizshow in der Hinterhand, die zuletzt deutlich steigende Quoten verzeichnete. Und selbst das "Paarduell", das nicht ganz mithalten konnte, erwies sich mit konstant zweistelligen Marktanteilen als ordentlicher Erfolg. Hinzu kommt, dass die Doppelprogrammierung am Freitag vom Publikum ebenfalls gut angenommen wird. Viel wichtiger noch: Auch die Serie-Schiene um 18:50 Uhr läuft dank des wesentlich stärkeren Vorprogramms inzwischen besser als in der Vergangenheit. Das "Großstadtrevier" war jüngst so erfolgreich wie seit Jahren nicht mehr, "Hubert und Staller" verbuchten Bestwerte und "In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte" verzeichnet mittlerweile nicht selten mehr als zehn Prozent Marktanteil.

Nur für den Dienstag hat Das Erste bislang noch nicht das passende Konzept gefunden, um die Zuschauer nach den Quizshows bei der Stange zu halten. Und beim jungen Publikum? Hier kann man mit der Entwicklung ebenfalls zufrieden sein. Verzeichnete der Sender mit der "Verbotenen Liebe" einst im Schnitt weniger als vier Prozent Marktanteil, so liegen die Shows an guten Tagen auch mal deutlich über den Normalwerten des Ersten. Nur die Mini-Formate mit Wissen, Wetter und Börse vor der "Tagesschau" erweisen sich nach wie vor als Abschalter. Die Vermarkter sind allerdings auch damit offiziell ganz zufrieden.

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ZDF - Quiz-Konkurrenz kostet Krimis Zuschauer

Den Grundstein für die klare Marktführung beim Gesamtpublikum legt das ZDF nach wie vor mit seiner erfolgreichen Krimi-Schiene am Vorabend - doch das Erstarken des Ersten mit seinen Quiz-Formaten um 18 Uhr hat das ZDF dann doch einige Zuschauer gekostet. Betrachtet man nur den Zeitraum Januar bis April, dann lagen die "SOKOs" aus München, Köln, Wismar und Stuttgart 2015 noch bei knapp 20 Prozent Marktanteil, freitags die Wiener Kollegen bei etwa 19 Prozent. In diesem Jahr pendeln die Marktanteile der 18-Uhr-Krimis hingegen um die 18-Prozent-Marke. Das ist noch immer sehr gut, die "SOKOs" erreichen aber teils bis zu 270.000 Zuschauer weniger als im vergangenen Jahr.

Ab 19 Uhr ist die Situation hingegen etwas anders. Die "heute"-Nachrichten hatten in den ersten Monaten des Landes beispielsweise im Schnitt fast 200.000 Zuschauer mehr als im Vorjahr. Ein Phänomen bleiben zudem weiterhin die "Rosenheim-Cops", die sogar noch 300.000 Zuschauer mehr erreichten als im vergangenen Jahr und nun sogar im Schnitt an der 5-Millionen-Marke kratzten. "Wiso" hielt sich stabil, "Die Spezialisten" waren etwas erfolgreicher als "Heldt" im vergangenen Jahr. "Notruf Hafenkante" und "Betty's Diagnose" lagen hingegen etwas unter den Vorjahreswerten.

Während das ZDF aber mit allen seinen Vorabendformaten mit Blick aufs Gesamtpublikum zufrieden sein kann, haben die Mainzer ein echtes Problem beim jüngeren Publikum. Kein einziges Format kommt dort noch auf mehr als sechs Prozent Marktanteil, häufig sind es inzwischen weniger als fünf. So wichtig die Krimiflut am Vorabend also auch dafür sein mag, dass das ZDF die Marktführung beim Gesamtpublikum verteidigt - genau dieses Formate zementieren auch die ZDF-Probleme bei der Altersgruppe U50.

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Sat.1 - Blau-Licht-Blick am Vorabend

Der Vorabend ist seit vielen Jahren eine der größten Baustellen im Programm von Sat.1. Allein im vergangenen Jahr landete der Sender dort drei sehr teure, sehr bittere Flops: Im Frühjahr ging "Newtopia" nach starkem Start schnell baden, im Herbst zog Sat.1 bei der Daily "Mila" und dem Magazin "Unser Tag" nach nur zwei Wochen die Notbremse. Eine Lösung für den 19-Uhr-Sendeplatz hat Sat.1 dabei bis heute nicht gefunden.

Nachdem "In Gefahr" dort lange Zeit völlig erfolglos blieb, versucht Sat.1 es seit Anfang April mit "Einsatz in Köln - Die Kommissare". Im Schnitt erreichte das Format dort in den ersten drei Wochen weniger als 7 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Genau genommen hat sich die Situation gegenüber dem Vorjahr also sogar noch verschlechtert - im April vergangenen Jahres lag "Newtopia" dort noch bei mehr als 9 Prozent, allerdings ging’s dann wie erwähnt schnell bergab. Doch auch im letzten Monat vor dem Aus erreichte "Newtopia" im Schnitt noch 7,4 Prozent Marktanteil, wenn auch bei deutlich höheren Kosten als derzeit. So schlecht wie später "Mila" (Marktanteils-Schnitt 14-49: 5,6 Prozent) und „Unser Tag“ (4,2 Prozent) sieht es aber immerhin nicht mehr aus.

Dass man bei Sat.1 am Vorabend trotzdem Morgenluft wittert, liegt an der Zeit zwischen 18 und 19 Uhr. Nachdem dort monatelang ebenfalls "In Gefahr" lief und dort in der Regel tief im einstelligen Bereich stecken blieb, hat das zuvor erfolgreich am Nachmittag laufende "Auf Streife - Die Spezialisten" für neuen Schwung gesorgt. Seit Ende Februar läuft das Format nun um 18 Uhr und erreichte dort im Schnitt rund elf Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Ende vergangener Woche wurden gar über 15 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen erreicht. "Auf Strreife - Die Spezialisten" ist derzeit nur ein recht freistehender Leuchtturm - sowohl davor als auch danach kämpft Sat.1 mit den alten Problemen.

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RTL - "GZSZ" bleibt der Fels in der Brandung

Die bei den 14- bis 49-Jährigen meistgesehene Sendung des Tages ist inzwischen gar nicht allzu selten ein Vorabend-Format und heißt „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“. Der allgemeine Quotenrückgang von RTL in den letzten Jahren ist natürlich auch an der Soap, von der demnächst schon die 6000. Folge läuft, nicht spurlos vorüber gegangen. Dass etwa wie noch vor rund fünf Jahren teils über fünf Millionen Zuschauer einschalten, ist heute kaum noch denkbar. Die durchschnittliche Zuschauerzahl in diesem Jahr liegt im linearen Fernsehen nur noch bei knapp über drei Millionen.

Doch mit im Schnitt fast 18 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen in den ersten vier Monaten des Jahres ist die Soap heute - gemessen am insgesamt gesunkenen RTL-Quotenniveau - wichtiger denn je, zumal es RTL gelungen ist, die Quoten im Vergleich zum Vorjahr sogar wieder zu steigern. Von Januar bis April wurde allabendlich im Schnitt ein Prozentpunkt mehr erreicht. „Alles was zählt“ tut sich da schon deutlich schwerer. Im Schnitt liegt der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen nur bei knapp über 13 Prozent und damit wieder etwas unter den Vorjahreswerten. Zwischenzeitlich hatte RTL es da geschafft, die Serie bei 14 bis 15 Prozent zu stabilisieren, derzeit backt man wieder etwas kleinere Brötchen.

Allzu heftig sind die Bewegungen auch in der Zeit zwischen 18 und kurz nach 19 Uhr, die bei RTL Magazinen und Nachrichten vorbehalten ist, nicht. Allerdings liegen sowohl das Promi-Magazin „Exclusiv“ (2016 bislang im Schnitt 13,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen) wie auch „RTL aktuell“ mit im Schnitt etwas mehr als fünfzehneinhalb Prozent leicht unter den Vorjahreswerten. Die Zeiten, in denen „RTL aktuell“ insgesamt mehr Zuschauer erreichte als das ZDF mit „heute“ sind mittlerweile übrigens auch schon länger wieder vorbei. „RTL aktuell“ erreichte 2016 bislang im Schnitt etwas weniger als dreieinhalb, „heute“ rund vier Millionen Zuschauer. „Explosiv“ um 18 Uhr bliebt mit Marktanteilen zwischen 11 und 12 Prozent recht stabil auf einem recht überschaubaren Quotenniveau. Alles in allem hält RTL sich dank der Verbesserungen bei „GZSZ“ am Vorabend derzeit insgesamt relativ stabil.