Mag sein, dass die deutschen Sender für sich genommen recht klein sind – der Konzern, der hinter DMAX, TLC und Eurosport steht, ist es hingegen ganz gewiss nicht. Da kann es dann auch schon mal vorkommen, dass die Geschäftsführerin kurzerhand nach London reisen muss und deshalb den Discovery-Presseabend in einem Münchner Hotel verpasst. Es musste am Dienstagabend also ohne Susanne Aigner-Drews gehen, die sich aber von ihrer Pressesprecherin Daniela Allgayer-Koreimann gut vertreten ließ. Sie war es dann auch, die gleich zu Beginn des Abends darauf verwies, wie gut sich das Unternehmen seit dem letzten Presseabend vor einem Jahr entwickelt hat. Damals habe man die vollkomme Integration von Eurosport vollzogen, "heute sind wir zu einem echten Team zusammengewachsen".

Und in der Tat hat sich seither viel getan: Der einst so angestaubte Sportsender erstrahlt inzwischen in neuem Gewand und konnte mit dem Erwerb der Rechte an den kommenden vier Olympischen Spielen einen echten Coup landen. "Das ist kein Tag, an dem man zur normalen Tagesordnung übergeht", sagte Werner Starz, seines Zeichens Director Product Development bei Eurosport, über jenen Tag des vorigen Jahres, an dem allen Beteiligten plötzlich klar wurde, dass Eurosport den Zuschlag für die begehrten Olympia-Rechte erhielt. Zum Stand der Verhandlungen mit möglichen Interessenten des Erwerbs einer Sublizenz sprach Starz bei der Präsentation allerdings ebensowenig wie über den aktuell laufenden Bundesliga-Poker, an dem sich auch Discovery beteiligt.

Zumindest einen Fußball-Talk kann Eurosport in wenigen Tagen schon mal sein Eigen nennen. "kicker.tv – Der Talk" nennt sich die Sendung, die ab der kommenden Woche von Marco Hagemann präsentiert wird und irgendwo zwischen "Doppelpass" und "Sky 90" einen Platz in der TV-Landschaft finden soll. "Die Anspannung könnte kaum größer sein", gab Hagemann zu, der vielen Zuschauer inzwischen als Kommentator der EM-Qualifikationsspiele bei RTL bekannt ist und noch zu Jahresbeginn auch den sensationellen Sieg von Angelique Kerber bei den Australian Open begleitete. Seinen Job als Tennis-Kommentator wird er dennoch für den neuen Talk aufgeben, wie er am Rande des Presseabends im Gespräch mit DWDL.de verriet.

Werner Starz© Discovery
Dass es ihn nun vor die Kamera zieht, passt allerdings ganz gut zum ausgegebenen Ziel von Eurosport, künftig verstärkt auf Gesichter im Programm zu setzen. Um den Sender erfolgreicher zu machen, sollen es zudem große Rechte und Exklusivität richten. Das wird bitter nötig sein, will man die durchaus beachtliche Lücke zu Sport1 schließen. Starz (Foto) gab sich in München jedoch betont kämpferisch. Wenn sich der Konkurrent als "Home of Motorsport" darstelle, dann sei man eben "Home of Racing", sagte er und verwies auf die quotenstarke MotoGP, die Tourenwagen-WM und die Formel E, die neuerdings bei Eurosport ihre Runden dreht. Davon abgesehen setze man schon jetzt in mehr als der Hälfte des Programms auf Live-Sport.

Noch mehr Mystery und Crime für TLC

Ebenso wenig wie bei Eurosport ist auch bei TLC der Veränderungsprozess abgeschlossen. Zwei Jahre nach dem überaus holprigen Start bekommt der Frauensender nun erstmals einen frischen Anstrich verpasst. Noch im Mai soll ein farbenfroheres und dynamischeres Auftreten eingeführt werden. Inhaltlich will Programmchef Oliver Nowotny die mit einigem Erfolg eingeführte Crime- und Mystery-Schiene weiter ausbauen. Umtriebig seien er und sein Team gewesen, erklärte Nowotny und präsentierte Formate wie "Alaska X – Fälle des Paranormalen", die den Geschmack des Publikums treffen sollen. "Wir sind auf einem guten Weg", betonte er mit Blick auf die zuletzt gestiegenen Marktanteile, die sich aber noch immer meist unter einem halben Prozent bewegen.

Aufmerksamkeit erhofft sich TLC nicht zuletzt von Eigenproduktionen. So soll "Deadly Sins – Du sollst nicht töten" mit Andrea Sawatzki fortgesetzt werden und mit "Haunted – Seelen ohne Frieden" geht schon im Mai ein weiteres Format aus dem eigenen Haus an den Start. Schauspieler Sky Du Mont, der sich am Dienstagabend in München die Ehre gab, übernimmt hierin die Rolle des Moderators. Doch zwischen allerlei Tödlichen und Übersinnlichem sollen auch Hochzeiten und Tortenbacker weiterhin einen Platz im Programm des Frauensenders finden. Hinzu kommt so mancher Neustart, darunter die etwas skurril anmutende Daytime-Show "Pimp my Profile", in der vermeintliche Date-Experten unglücklichen Singles helfen, ihre Profile auf Dating-Plattformen ansprechender zu gestalten.

"Wir möchten die DMAX-Welt breiter aufstellen."
Oliver Nowotny, Vice President Programming & Content Discovery Networks Deutschland

Weitgehend sorgenfrei kann Oliver Nowotny unterdessen im Falle von DMAX sein. Knapp zehn Jahre nach dem Start ist der Männersender so erfolgreich unterwegs wie nie zuvor – erst im März verzeichnete DMAX mit 2,3 Prozent Marktanteil einen neuen Spitzenwert und war damit erfolgreicher als RTL Nitro und ProSieben Maxx zusammen. Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass die Zuschauer inzwischen längst nicht nur zu Randzeiten einschalten, sondern auch in der Primetime. Es kommt daher nicht allzu überraschend, dass der Programmchef beim Presseabend in der bayerischen Landeshauptstadt ankündigte, "dem Merkenkern zu 100 Prozent treu bleiben" zu wollen. Dennoch gelte es, den Sender weiterzuentwickeln, was durchaus eine Gratwanderung sei, wie Nowotny zugab.

Oliver Nowotny© Discovery
Ein Beispiel für die Weiterentwicklung ist die neue "DMAX Doku", die ab Mai donnerstags um 22:15 Uhr an den Start gehen wird. "Wir möchten die DMAX-Welt mit diesem Format breiter aufstellen", sagte der Discovery-Mann und meinte damit, dass es durch die neue Marke in Zukunft verstärkt möglich sein wird, Einzelstücke ins Programm zu nehmen. "Kein Filter, kein Fake", hieß es ein Stück weit verheißungsvoll in einem Trailer zur "DMAX Doku", die in jeder Folge einen anderen thematischen Schwerpunkt setzen will. Da kann es ebenso um Extrem-Holzfäller in den Alpen gehen wie um Kriegsreporter in Krisengebieten. Deutsche Eigenproduktionen sollen sich übrigens erklärtermaßen mit internationalen Einkäufen abwechseln – ganz nebenbei ein schönes Signal an die hiesigen Produktionsfirmen.

Zu den anstehenden Neustarts gehören darüber hinaus Formate wie "Jay Leno's Garage" oder "Diesel Brothers" über zwei bärtige Schrauber, von denen Oliver Nowotny im Scherz sagte, dass sie mit der jüngsten Abgasaffäre vermutlich nicht allzu viel anfangen können. Neu ist außerdem die Reihe "Die Schatzsucher von Snake Island", in der die bedrohlichsten Orte der Welt erkundet werden – mit sehenswerten Hochglanzbildern, die dank eines üppigen Budgets ermöglicht wurden. Nicht fehlen darf zudem Michael Manousakis, der als Star der "Steel Buddies" inzwischen einen beachtlichen Fan-Kreis zählt und jüngst – begleitet von DMAX-Kameras – mit einer Antonow AN-2 den Atlantik überquerte. In der neuen Staffel werden die Zuschauer ab der kommenden Woche sehen können, was die "Buddies" in Amerika erlebt haben.

Mit seinem Dreiklang aus Toren, Toten und Typen für Eurosport, TLC und DMAX, der im Pay-TV-Bereich freilich nach Belieben noch um die Facette Tiere erweitert werden kann, bleibt sich Discovery also durchaus treu, was freilich nicht bedeutet, dass kein programmlicher Handlungsbedarf vorhanden sei. Aber womöglich hat Susanne Aigner-Drews aus London ja noch die eine oder andere frische Idee für die Zukunft mitgebracht, die sie dann beim nächsten Pressegespräch vorstellen kann.