Jüngst hat eine Studie ergeben, dass eine Mehrheit der Deutschen die Medien für gelenkt hält. Es sind beunruhigende Zahlen, die ein Stück weit zu den "Lügenpresse"-Rufen passen, die etwa bei den Pegida-Demonstrationen zu hören sind. Und auch wenn viele Kritikpunkte einer Überprüfung der Fakten kaum standhalten, so sind es keine einfachen Zeiten für Medienvertreter. In manchen Redaktionen sieht man investigative Recherchen als möglichen Schlüssel. Seit nunmehr fünf Jahren versucht das ZDF, mit seiner Dokumentationsreihe "ZDFzoom" genau in diese Kerbe zu schlagen. Unbequem will man sein und tiefgründig, betont Redaktionsleiterin Claudia Ruete und führt Dokumentationen über die Manipulationskraft von Rating-Agenturen oder die Taktik des Karstadt-Investors Nicolas Berggruen als Belege an.

Claudia Ruete© ZDF/Rico Rossival
Darüber hinaus habe man schon im September Probleme bei der Integration von Migranten thematisiert. "Unsere Analysen in vielen unserer Filme wurden durch spätere Entwicklungen bestätigt. Dies sehen wir als Beweis für die Glaubwürdigkeit unserer Arbeit und damit als Antwort auf die von AfD und anderen geäußerte Kritik", sagt Ruete (Foto) gegenüber DWDL.de auf die Frage, was ein Format wie ihres in der aktuell aufgeheizten Debatte überhaupt bewegen kann. Auch in dieser Woche geht es bei "ZDFzoom" wieder um Flüchtlinge. In einer sechsmonatigen Recherche haben die Redaktion und das Recherchezentrum Correctiv die tatsächlichen Kosten in den Landkreisen und Städten erhoben und verglichen – mit bisweilen erstaunlichen Ergebnissen.

"Correctiv ist für uns ein interessanter Partner, da sich die Ansprüche von 'ZDFzoom' mit denen der Berliner Kollegen im Wesentlichen decken", betont Claudia Ruete mit Blick auf die Zusammenarbeit und erklärt die Beweggründe der Zusammenschlüsse mit anderen Journalisten: "Die Themen und Sachverhalte sind zum Teil so komplex und vor allem weltumspannend geworden, dass Vernetzung mit Kollegen aus aller Welt auf der Hand liegt. Recherche braucht Zeit und um gründlich recherchieren zu können, sollte man das von verschiedenen Seiten und mit unterschiedlichen Zugängen angehen. Deshalb arbeiten wir schon jetzt über Grenzen hinweg mit Kollegen aus den USA, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz, wenn wir es für wichtig und sinnvoll erachten."

"Die Zuschauer müssen nicht auf jeder Autofahrt des Reporters dabei sein."
Claudia Ruete, Redaktionsleiterin "ZDFzoom"

Doch nicht nur mit Blick auf die Kooperationen hat sich "ZDFzoom" seit dem Start vor fünf Jahren gewandelt. "Der handelnde Reporter, der einer Frage nachgeht und dabei den Zuschauer in seinem Alltag abholt, bleibt Kernelement von 'ZDFzoom'. Aber die Zuschauer müssen nicht auf jeder Autofahrt des Reporters dabei sein. Da haben wir uns gegenüber den Anfängen vor fünf Jahren durchaus weiterentwickelt", sagt die Redaktionsleiterin. "Aber vor allem setzen wir thematisch andere Schwerpunkte – und da sehen wir die größte Veränderung im Vergleich zu unseren Anfängen." Sehr viel stärker als früher wende man sich heute gesellschaftspolitischen Fragen zu. Gut eineinhalb Millionen Zuschauer finden daran regelmäßig Gefallen – ein ordentlicher Wert, der ein Stück weit auch abhängig ist vom Vorprogramm.

Weiterentwickelt hat sich die Sendung nach all den Jahren übrigens auch mit Blick auf die Bildsprache, die – freundlich formuliert – stets ein wenig gewöhnungsbedürftig war. "Das Filmische war uns von Beginn an wichtig, gerade auch um die eigene 'ZDFzoom'-Handschrift entwickeln zu können", so Ruete zu DWDL.de. "Wir bleiben auch in Zukunft beim Filmlook, nutzen aber – neben den schon länger für TV im Einsatz befindlichen Spiegelreflexkameras – inzwischen auch technisch ausgereiftere Modelle. Die getrackten Inserts gehören genauso zu unserem Format wie die Mischung aus Reportage- und Doku-Elementen, kombiniert mit infohaltigen Grafiken. Eine Kombination, mit der wir glauben, auch komplexe Sachverhalte verständlich und gleichzeitig erzählerisch aufbereiten zu können." Vielleicht hilft das ja sogar, um den einen anderen Zweifler doch noch einmal als Zuschauer zurückzugewinnen.

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