Die Verlierer des Rechte-Pokers

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Beitragszahler von ARD und ZDF

So sehr man sich beim ZDF auch über die neuen Rechte freuen wird, so bitter ist die Nachricht vermutich für die Beitragszahler. Obwohl unterm Strich sogar weniger Spiele als bisher im Free-TV zu sehen sein werden, weil die quotenstarke Bundesliga-Relegation ins Bezahlfernsehen zu Eurosport wandert, dürften die Kosten für die Öffentlich-Rechtlichen insgesamt betrachtet gestiegen sein. Der ARD wird es vorwiegend darum gegangen sein, die "Sportschau" am Samstag zu sichern - etwa auf Kosten der Eröffnungsspiele, was wiederum das ZDF erfolgreich für sich nutzte. Ein öffentlich-rechtliches Fußball-Duell also, das alles in allem die Preise nach oben getrieben haben dürfte.

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Sport1.fm

Als Sport1 vor drei Jahren die Audio-Rechte für die Bereiche Web und Mobile erwarb und damit dem Sportradio 90elf letztlich den Todesstoß versetzte, war die Verwunderung in der Branche groß. Nun könnte es Sport1.fm ganz ähnlich ergehen: Nach nur einer Periode verliert der Sender schon wieder jene Rechte, die einst überhaupt für seine Gründung sorgten. Von einem "weiteren Mehrwert" war 2013 die Rede - einer, der nun wegfällt, weil Amazon wohl unbedingt einen Fuß in die Bundesliga-Tür setzen wollte. Ob Sport1 generell zu den Verlierern der Ausschreibung zählt, wird aber vor allem davon abhängen, wie es um die bislang noch nicht vergebenen Highlight-Rechte für die Zweitliga-Spiele am Freitag und Sonntag bestellt ist. Hier will die DFL gerne noch mehr Geld sehen.

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RTL

Nanu, wo ist denn RTL geblieben? Dem Kölner Sender waren in den vergangenen Monaten Ambitionen nachgesagt worden, doch streng genommen zählte RTL im Poker um die Bundesliga schon zu den Verlierern als die DFL die verschiedenen Rechte-Pakete veröffentlichte. Die waren für die Kölner nämlich längst nicht so attraktiv wie erhofft, weil es gar nicht möglich war, nur eines der beiden Sonntagsspiele zu erwerben. Sky gleich 60 Spiele pro Jahr abzuluchsen, war kaum möglich und wenig lukrativ - und das vermeintliche "Topspiel" am Samstag in Konkurrenz zur etablierten "Sportschau" im Ersten längst nicht immer so "top" wie es die DFL gerne anpreist. Am Ende ging RTL im Rennen um die Bundesliga völlig leer aus. Immerhin kann man sich aber ganz gut mit den frisch erworbenen Länderspielen trösten.

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Bundeskartellamt

Schon früh schaltete sich das Bundeskartellamt in das Vergabeverfahren der Fußball-Bundesliga ein und sorgte auf diese Weise dafür, dass die Rechte erst deutlich später ausgeschrieben wurden als ursprünglich gedacht. Die Wettbewerbshüter störten sich vor allem am vermeintlichen Monopol von Sky und wollten durch die Einführung einer "No Single Buyer Rule" gerne mehr Konkurrenz sehen, was Fußballfans unterm Strich vermutlich deutlich teurer zu stehen gekommen wäre als bisher. Ab der Saison 2017/18 gibt es nun tatsächlich zwei Pay-TV-Anbieter - doch die dürften sich gut verstehen. Weil Eurosport schon jetzt mit seinen Bezahlsendern auf der Sky-Plattform vertreten ist, wird man in Unterföhring ganz gut mit dem Verlust der Freitagsspiele leben können. Letztlich haben Sky und Discovery die "No Single Buyer Rule" recht geschickt ausgehebelt und gewissermaßen ad absurdum geführt.

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Ein Jahr noch wird sich die 2. Bundesliga wöchentlich ins Schaufenster stellen können, dann endet eine echte Ära. Mehr als 20 Jahre lang übertrug Sport1 beziehungsweise der Vorgänger DSF das Topspiel am Montagabend - und verzeichnete damit eine treue Fangemeinde von rund eineinhalb Millionen Zuschauern. Die werden in Zukunft wahlweise in die Röhre schauen, ein Sky-Abo buchen oder in die Kneipe gehen müssen. Das Zweitliga-Spiel dürfte Sky auch deshalb unverhältnismäßig viel wert gewesen sein, weil man dadurch nun ein gutes Argument hat, um seinen Sportsbar-Kunden an einem zusätzlichen Abend Exklusivität zu bieten. Die 2. Liga wird durch die Verbannung sämtlicher Live-Spiele dennoch in den Hintergrund rücken. Ein Eindruck, der noch verstärkt wird, indem die Bundesliga künftig an fünf Spieltagen pro Saison auf den Montagabend ausweicht und an fünf weiteren Tagen sonntags um 13:30 Uhr parallel zum Unterhaus aufläuft. Auch für die Sponsoren der Klubs sind das keine guten Aussichten.

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