"Einfach Neugier", hat Sky-Deutschland-Chef Carsten Schmidt am Donnerstagabend auf die Frage gesagt, mit welchen Gefühlen er dem bevorstehenden Start des neuesten Sky-Ablegers entgegensieht. Und: "Wir wollen mit den alten Vorstellungen brechen." Die alten Vorstellungen gehen in etwa so: Sky ist eine Pay-TV-Plattform für Live-Sport, Blockbuster und Serien – Punkt. In dieser Woche ist ein weiteres Themenspektrum dazu gekommen: Moderne Kunst, Tanz, Theater, Fotografie, Malerei. All das verspricht der neue Sender Sky Arts HD, den Schmidt gemeinsam mit geladenen Gästen in der Berliner König Galerie in der ehemaligen Kreuzberger Kirche St. Agnes startete.

In Großbritannien und Italien gibt es Sky Arts HD (bzw. "Sky Arte HD") schon seit längerem, und die Idee für ein deutsches Pendant reiche zurück bis ins Jahr 2012, erinnerte sich Sky-Vizeprogrammchefin Elke Waltheim. Erst durch das Zusammenwachsen der europäischen Sky-Plattformen im vergangenen Jahr habe die Umsetzung aber konkrete Gestalt abgenommen: "Das hat uns einen Ruck gegeben."

Sky verspricht, mit seinem neuen Schwerpunktsender ein breites Publikum kunstinteressierter Zuschauer anzusprechen und macht deshalb nicht nur kulturellen Klassikern Platz, sondern will sich auch modernen und zeitgenössischen Entwicklungen widmen. An diesem Freitag läuft zum Beispiel die oscarprämierte Dokumentation  "Amy: The Girl Behind the Name", für die Doku-Regisseur Asif Kapadia der verstorbenen Soul-Sängerin Amy Winhehouse in Gesprächen mit Freunden und Weggefährten näherzukommen versucht.

Ab 26. Juli überträgt Sky Arts HD dann den kompletten "Ring des Nibelungen" von Richard Wagner aus dem Bayreuther Festspielhaus – "zum ersten Mal in der Fernsehgeschichte", wie der Sender betont, und in allen europäischen Länder der Sky-Gruppe. "Da ist sofort der Funke übergesprungen, wir hatten dieselbe Vision", erklärte Waltheim auf die Frage, wie die Verhandlungen mit Katharina Wagner, Leiterin der Bayreuther Festspiele, abgelaufen seien. Begleitet wird die Übertragung vom Musikjournalisten Axel Brüggemann.

In Sachen Eigenproduktionen ist der neue Sky-Ableger erstmal vorsichtig. Zunächst dürften zahlreiche Inhalte aus Großbritannien und Italien übernommen werden. "Wir bekommen von dort viele gute Ideen", sagte Sky-Chef Schmidt. Zahlreiche Programme werden auf europäischer Ebene für alle Arts-Sender produziert, zum Beispiel der am Premierentag gestartete Wettbewerb "Master of Photography", in dem die italienische Schauspielerin Isabella Rossellini sich auf die Suche nach dem "Besten Fotografen Europs" begibt. 12 Finalisten stehen zur Auswahl.

Launch von Sky Arts© Sky

Sky-CEO Carsten Schmidt mit Mon Müllerschön und Katja Flint

Die deutsche Redaktion will aber auch eigene Ideen umsetzen: so wie die Literatursendung "Kapitelweise", moderiert von Florian Wagner. Der widmet sich alle paar Wochen den größten Bucherfolgen Deutschlands – nach zwei Probeläufen nun im dritten Teil der Fantasywelt, die Wolfgang Hohlbein in seinen Büchern erschaffen hat. Zumindest scheint Sky Arts HD keine Berührungsängste mit Populärkultur zu haben. Als weiteres Projekt ist "Artists in Love" geplant, eine Reihe über die Musen der Künstler.

Im Programm werden die einzelnen Genres fest an den Wochentagen verankert. Am Wochenende dominieren "Onstage" und "Timeless", das heißt: Musik, Tanz, Theater und Oper am Samstag, Klassische Malerei und Skulpturen am Sonntag. Der Montag ist für Architektur und Fotografie reserviert ("Cities"), am Dienstag und Mittwoch folgen Moderne Kunst, Fashion und Design ("Modern") bzw. Literatur und Interviews ("Backstage"), bevor donnerstags Platz für Popkultur und kontroverse Kunst ist ("#Art?!") und der Freitag mit "People" schließt: Porträts bekannter Künstler. Sendungen sollen auch über Sky Go und Sky on Demand abrufbar sein, Sky-Online-Abonnenten bleiben offensichtlich außen vor.

Der Sender hat zudem ein Expertengremium verpflichtet, das als "Programmbeirat" fungieren soll. Dazu gehören unter anderem Künstlerin Judith Milberg, Produzent und Medienmacher Ludwig zu Salm und "Madame"-Chefredakteurin Petra Winter. Der "Beirat" soll sich ein- bis zweimal im Jahr treffen und die Programme kritisch diskutieren sowie Impulse für Veränderungen geben – richtig konkret ist das noch nicht, ein erstes Treffen der Experten steht noch bevor.

Fotografin Rut Blees Luxemburg, die zur Jury von "Master of Photography" gehört, erklärte bei der Premierenfeier in Berlin, was für sie ein gutes Bild ausmacht: "Ein gutes Bild regt zum Denken an und wir sind gefordert, uns darauf einzulassen." Vielleicht ist es mit einem Kunst- und Kultursender, der erfolgreich sein will, ja ganz ähnlich.

Sky Arts HD ist für alle Sky-Abonnenten bis 23. Januar 2017 freigeschaltet, danach im Entertainment-Paket zuhause.