Eigentlich war er ja nie weg. Rudi Brückner präsentierte einen Fußball-Talk bei Eurosport, führte durch einen Sport-Talk bei Servus TV und gab im vorigen Jahr ein kurzes Gastspiel bei Tele 5. Auch dort machte er, was schon so häufig in seiner Karriere tat - er sprach mit Gästen über Fußball. An "Ultra", so der Titel des Formats, werden sich allerdings nur sehr wenige erinnern. Wegen überschaubarer Zuschauerzahlen war schnell klar, dass eine Fortsetzung nicht in Frage kommen würde. "Eine gute Idee" sei die Sendung gewesen, sagt Brückner heute mit etwas Abstand. "Rückblickend betrachtet lief sie aber beim falschen Sender." Nun ist der Sportjournalist zurück beim mutmaßlich richtigen Sender. Und der heißt Sport1. Richtig fühlt sich das vor allem deshalb an, weil man Brückner eben nicht mit seinen Sendungen bei Tele 5 oder Servus TV verbindet, sondern mit einer Sendung, die er einst schon beim Sport1-Vorgänger DSF präsentierte.

Im "Doppelpass" war der gebürtige Wuppertaler der Mann der ersten Stunde und stellte lange die Fragen, bevor es sich Jörg Wontorra sonntags um 11 in seinem Sessel gemütlich machte. Acht Jahre lang prägte Brückner an der Seite von Udo Lattek die Sendung, die bei vielen Fußballfans heute längst Kultcharakter besitzt. Das war allerdings nicht immer so. "Die Sendung hat mehrere Jahre gebraucht, bis sie zu dem wurde, was sie heute ist", erinnert sich Brückner, für den der sonntägliche Stammtisch auch heute noch - zwölf Jahre nach seinem eher unfreiwilligen Abschied - etwas Besonderes ist. "Am schönsten war's natürlich im "Doppelpass - auch, weil das unsere Erfindung war." Entsprechend kritisch beäugt Brückner auch heute noch die Entwicklung der Sendung und lobt seinen aktuellen Nachfolger: "Durch Thomas Helmer hat der 'Doppelpass' wieder an Schwung gewonnen. Das finde ich überaus erfreulich."

Eben dieser Helmer ist es übrigens, den Rudi Brückner künftig entlasten wird - nicht beim "Doppelpass", dafür aber beim "Fantalk", den der Sportsender seit einigen Jahren in etwas intimerer Kneipenatmosphäre produzieren lässt. Während Helmer bei den XXL-Ausgaben, die zeitgleich zu den Partien der Champions League stattfinden, an Bord bleiben wird, ist Brückner künftig für die klassischen Ausgaben des "Fantalks" verantwortlich. Die Rückkehr zu jenem Sender, bei dem er seine größten Erfolge feierte, hängt vor allem mit Chef Olaf Schröder zusammen, den der Moderator bereits lange kennt. Und streng genommen ist er ja schon seit einiger Zeit wieder im Haus. "Als Sport1.fm startete, wurden neue Leute gebraucht - und ich hatte meinen Ursprung ja beim WDR-Hörfunk, wo ich für die berühmte Samstagskonferenz noch den VfL Bochum vor der Nase hatte. Dadurch kam der Kontakt wieder zustande", sagt Brückner im Gespräch mit DWDL.de. Als nun die Anfrage für den "Fantalk" kam, habe er "selbstverständlich nicht Nein gesagt".

"Früher haben die Verantwortlichen viel mehr Klartext gesprochen als heute."
Rudi Brückner

Er selbst will in der Sendung, die er schon am kommenden Montag erstmals präsentiert, keinen Hehl daraus machen, welchen Mannschaften eher nahesteht und welchen nicht. So fühlt sich Brückner besonders dem BVB verbunden, immerhin verbrachte er 13 Jahre seines Lebens beim WDR in Dortmund. "Diese Liebe ist bis heute geblieben", betont er und sieht darin auch kein Problem mit seiner Rolle als kritischer Fragensteller. "Ich bin selbstverständlich in der Lage, ein Spiel zwischen Dortmund und Schalke neutral zu kommentieren." Über sich selbst sagt Brückner, dass er Fußball liebt und lebt – und vor allem immer Lust darauf hat, Meinungen zu hören. "Das kommt trotz der Vielzahl an Sportsendungen im Fernsehen leider häufig zu kurz, weil es im Fußballgeschäft mittlerweile so viele Abhängigkeiten gibt." Umso wichtiger sei es daher, Stellung zu beziehen, so wie Peter Neururer das in schöner Regelmäßigkeit tue.

Es ist eine Entwicklung, die Brückner auch deshalb bedauert, weil er aus seiner "Doppelpass"-Zeit nur allzu gut weiß, wie hitzig es werden konnte. "Früher haben die Verantwortlichen viel mehr Klartext gesprochen als heute. Das soll keine Kritik an den heutigen Akteuren sein, sondern ist einfach eine Zustandsbeschreibung. Natürlich vermissen wir Herrschaften wir Rudi Assauer oder Uli Hoeneß, der hoffentlich wiederkommen und dann auch wieder eine klare Meinung haben wird. Das sind eben echte Typen gewesen – und diese Typen sind derzeit nicht wirklich zu sehen." Wenn schon die Typen in der Szene fehlen, dann sollen nun zumindest die Fans zu Wort kommen, was bisher zu selten der Fall sei, sagt Brückner. Doch besteht angesichts einer Vielzahl an Fußball-Talks nicht die Gefahr, den Sport förmlich zu zerreden? Brückner sieht das nicht so. "Fußball hat viel mit Gesellschaft und Moral zu tun", holt er aus. "Und wenn wir irgendwann so weit sind, dass wir sagen, ein Mensch ist nur dann ein guter Mensch, wenn er viele Millionen Euro wert ist, dann wird es schwierig. Das ist ein Thema, das mich sehr beschäftigt, aber eben auch viele Fans. Insofern kann man solche Dinge, die die Moral im Sport betreffen, gar nicht oft genug ansprechen."