"Die Stimmung im Team ist eigentlich ganz gut. Es gibt aber einige, die sagen, das sind die schlechtesten Spiele." Kurz vor dem Ende der Olympischen Spiele machte die deutsche Athletensprecherin Martina Strutz ihrem Ärger mächtig Luft. Den Fernsehzuschauern war das dagegen weitgehend egal: Sie schalteten in den zurückliegenden beiden Wochen in großer Anzahl ein und machten die stundenlangen Live-Übertragungen von ARD und ZDF auf diese Weise zum großen Erfolg. Das lag auch daran, dass nach einem etwas schleppenden Beginn viele deutsche Medaillenerfolge zur besten Sendezeit bejubelt werden konnten, während sich die überwiegend schwachen Leistungen deutscher Sportler bei Leichtathletik und Schwimmen dank der Zeitverschiebung in der Nacht versendeten.

Und so kann sich die Erfolgsbilanz also wahrlich sehen lassen: Mehr als sechs Millionen beim Badminton, über sieben Millionen beim Bogenschießen, sogar achteinhalb Millionen beim Beachvolleyball. Ganz zu schweigen von Fußball und Handball, die auch ohne Olympia stets gute Quoten bringen. Doping? Leere Ränge? Schlechte Stimmung? Nein, auf ihre Zuschauer konnten sich die Sender stets verlassen. Sicherheitshalber ließen ARD und ZDF gleich noch eine repräsentative Umfrage in Auftrag geben, in der sie sich von immerhin 68 Prozent der Befragten eine "sehr gute" oder "gute" Arbeit in Rio de Janeiro bescheinigen ließen. Sogar fast 90 Prozent lobten demnach die sportliche Vielfalt auf dem Schirm.

Auf diese Weise konnten auch auch jene Kommentatoren glänzen, die sonst ebenso wie die Sportarten, die sie begleiteten, nicht im Rampenlicht stehen. Da wäre zuvorderst Norbert Galeske genannt, der die Ruder- und Kanu-Wettbewerbe mit einem unvergleichlichen Enthusiasmus kommentierte und dabei – analog zu den Athleten – auf den letzten Metern stets noch einmal kräftig Gas gab. Nicht minder emotional war ARD-Reitkommentator Carsten Sostmeier bei der Sache. Seine unbedachte Äußerung über eine junge Olympionikin machte einem uneingeschränkten Lob aber im wahrsten Sinne einen braunen Strich durch die Rechnung. Und ob Steffen Simon gleich mehrfach zum lateinamerikanischen "Gooool"-Schlachtruf greifen musste, sei auch mal dahingestellt.

Eher peinlich fiel auch die Debatte um Diskuswerfer Christoph Harting aus, der sich nach seinem Olympiasieg zunächst geweigert hatte, mit dem ZDF-Reporter Norbert König zu sprechen. Eine echte Gewinnerin der Übertragungen ist dagegen Franziska van Almsick, die nach dem schwachen Abschneiden der deutschen Schwimmer nicht davor zurückscheute, deutliche Worte zu finden.

Mehr als jeder Fünfte hätte sich gemäß der Umfrage übrigens sogar noch mehr Olympia im Programm gewünscht. Genau das wird in Zukunft aber wohl kaum möglich sein, auch wenn 80 Prozent in eben jener Umfrage zu Protokoll gaben, dass die Öffentlich-Rechtlichen auch in Zukunft von den Olympischen Spielen berichten sollen. Nur elf Prozent würden demnach Eurosport bevorzugen. Ob der Wunsch des Publikums in zwei Jahren bei den Winterspielen in Erfüllung gehen wird, darf nach allem, was man hört, ernsthaft in Zweifel gezogen werden. Die Gespräche zwischen ARD, ZDF und Discovery gelten weiterhin als kompliziert und langsam, aber sicher drängt die Zeit für beide Seiten.

Was bleibt, ist die Frage, wie viel den Fernsehanstalten die Übertragungsrechte wert sein sollten - insbesondere in einer Zeit, in der der eigentlich so fantastische olympische Gedanke immer weiter zurückgedrängt wird.