Als der Streit um seine Islam-Satire entbrannte, nannte der "Tagesspiegel" Dieter Nuhr einst einen "tapferen Kabarettisten". Besser ist die Stimmung im Land seither nicht geworden. Und bei allen Debatten um Flüchtlinge und den Islam, die seit Monaten die Schlagzeilen bestimmen, stellt sich die Frage, ob es schwieriger geworden ist, die Menschen zum Lachen zu bringen. "Nein", sagt Nuhr im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Ich mache seit gefühlten 30 Jahren einen Jahresrückblick und jedes Mal glaubten die Menschen, es sei ein besonders schlimmes Jahr gewesen. Jedes Jahr passiert was. So ist das."

Alles wie immer also? Offenbar - zumindest nach Einschätzung des Kabarettisten, der es bei unzähligen Auftritten im Land ja wissen muss. "Weil aber die Leute grundsätzlich immer glauben, die Welt sei gerade im Moment besonders schlecht, ist Lachen immer willkommene Abwechslung. Es war also nie leichter und nie schwerer", betont er. Dass ihm der Humor nicht vergangen ist, stellt der der gebürtige Weseler auch bei seinen Fernsehauftritten unter Beweis. An solchen mangelt es nicht: "Nuhr im Ersten", "Nuhr ab 18", sein traditioneller Rückblick am Jahresende - und gerade erst stand er für das erste deutsche Comedy-Special von Netflix vor der Kamera.

Noch bevor der Streamingdienst seinen Kunden diese Aufzeichnung zeigt, ist Dieter Nuhr erst mal im WDR zu sehen. Dort läuft am späten Sonntagabend auf dem bisherigen "Zimmer frei!"-Sendeplatz die neue Show "Nuhr gefragt" an - quasi als einer von mehreren Platzhalter, bis zu Beginn des kommenden Jahres Marco Schreyl mit einem Quiz übernimmt. Als "Pro-und-Contra-Comedy" beschreibt der WDR die neue, von i&u produzierte Nuhr-Show, in der verschiedene Comedians mit mehr oder weniger moralisch relevanten Fragen konfrontiert werden, die sie entweder mit Ja oder Nein zu beantworten haben. Wer welche Position einnimmt, entscheidet alleine Dieter Nuhr.

Nuhr gefragt© WDR/Max Kohr

"Ich bin der Deus ex machina, man könnte mich auch den Petrus unter den Aposteln nennen, aber das wäre möglicherweise zu tief gegriffen. Wir wollen ja nicht einem unwissenschaftlichen Mystizismus das Wort reden", so Nuhr über seine Rolle in der Show. "Natürlich versuche ich, das Gesagte einzuordnen, aber das ist am Ende wahrscheinlich gar nicht möglich. Also bin ich einfach anwesend. Und ich sitze in der Mitte. Das ist schön. Da höre ich exakt Stereo." Dass es in der Vergangenheit bereits diverse Impro-Comedys gab, die mal mehr, mal weniger gelungen waren, stört ihn offenbar nicht. Was "Nuhr gefragt" von diesen Formaten unterscheidet? "Nichts, grundsätzlich gar nichts, außer dass wir die drei grundlegenden Weltfragen klären: Was geht? Was geht ab? Was geht gar nicht?"

Ansonsten versuchten alle Beteiligten "Relevanz zu übertünchen mit Humor", sagt er. "Mehr geht nicht. Wir machen das nicht, weil wir irgendwie darüber nachdenken würden, uns abgrenzen zu wollen, sondern aus Spaß. Was uns unterscheidet oder was schon mal da war, werden wir sehen. Ich glaube allerdings nicht, dass wir darüber nachdenken werden." Bleibt noch die Frage, wann eine Comedy-Improvisation überhaupt gelungen ist. Auch darauf hat Dieter Nuhr eine einleuchtende Antwort: "Wenn jemand lacht. Es kann aber auch sein, dass etwas Erhellendes gesagt wurde, oft ohne dass es jemand bemerkt hat. Gelungen ist es, wenn es den Zuschauer davon abbringt umzuschalten."

Das WDR Fernsehen zeigt "Nuhr gefragt" sonntags um 22:45 Uhr.