"Wir haben 100 Leute gefragt...": Wer kennt sie nicht, diese berühmten Worte, die Werner Schulze-Erdel in den 90er Jahren tausende Male sprach? Das "Familienduell", aber auch viele weitere Gameshows avancierten in den 90ern zum Kult und nicht wenige wünschten sich in den zurückliegenden Jahren ein Comeback dieser Klassiker. Viele Jahre vergingen, ehe sich der neue Free-TV-Sender RTLplus tatsächlich an Neuauflagen von gleich vier Formaten wagte. Die ersten beiden davon – "Jeopardy!" und besagtes "Familienduell" – waren in den zurückliegenden sechs Wochen zu sehen. Doch wie kamen die neuen Versionen mit Joachim Llambi und Inka Bause beim Publikum an?

"Wir sind mit dem Start zufrieden und wollen uns in den nächsten Wochen weiter steigern", erklärte Sendersprecherin Anke Eickmeyer gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Dass der Marktanteil von RTLplus bei den 14- bis 49-Jährigen zuletzt bereits bei 0,8 Prozent lag, kann als Erfolg gewertet werden. Zudem gibt es in Köln einen guten Grund für den vorhandenen Optimismus, denn derzeit haben nach Angaben des Senders erst etwa 25 Prozent der deutschen Haushalte überhaupt RTLplus gefunden. "Im Verhältnis dazu sind die Werte sehr gut. Bei den Zuschauern, die uns bereits gefunden haben, erzielen wir eine hohe Verweildauer. Darüber hinaus besteht nach wie vor großes Wachstumspotential."

Die größten Quotenbringer von RTLplus sind derzeit allerdings nicht etwa die Gameshows, sondern die Wiederholungen alter Gerichtsshows, die tagsüber mitunter sogar an der Marke von zwei Prozent Marktanteil schnuppern. Durch den Genre-Wechsel am ohnehin hart umkämpften Vorabend mussten "Jeopardy!" und "Familienduell" bislang stets von vorne beginnen, ihr Publikum einzusammeln. Das gelang in den zurückliegenden sechs Wochen mal mehr, mal weniger gut. Mitunter kam es vor, dass die Marktanteile der Shows zu dieser Zeit bei nur 0,3 Prozent lagen – in der Spitze waren allerdings auch schon bis zu 1,5 Prozent drin.

Alles in allem verzeichnete "Jeopardy!" im Schnitt 100.000 Zuschauer sowie einen Marktanteil von 0,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen, während das "Familienduell" im Anschluss von 140.000 Zuschauern gesehen wurde und 0,7 Prozent Marktanteil schaffte. Das war zwar leicht weniger als der jüngste Senderschnitt, doch mit bis zu 210.000 Zuschauern konnten die Formate inzwischen eine recht feste Fangemeinde aufbauen, auch wenn der ganz große Ausschlag nach oben bis zum Schluss ausblieb. Dass die Marktanteile in der klassischen Zielgruppe seit dem Start ein kleines Stück zurückgingen, ist zudem ein kleiner Schönheitsfleck zur Halbzeit des Gameshow-Tests von RTLplus.

Die Zufriedenheit des Senders hängt letztlich aber auch damit zusammen, dass die Shows auf verschiedenen Sendeplätzen funktionierten: Am Vormittag brachten es die beiden Neuauflagen auf jeweils 0,9 Prozent Marktanteil und vor allem am späten Abend trafen die Wiederholungen noch einmal den Geschmack vieler Zuschauer. Auf jeweils 100.000 Zuschauer brachten es die Sendungen gegen Mitternacht. Ein Erfolg, der sich auch in Marktanteilen ausdrücken lässt: Während "Jeopardy!" hier auf 0,8 Prozent Marktanteil kam, steigerte sich die Show mit Inka Bause anschließend sogar auf 1,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Der Rekordwert lag sogar schon bei 3,9 Prozent Marktanteil.

Marktanteils-Trend: "Jeopardy" und "Familienduell"
Marktanteile 14-49

Quoten-Vergleich Jeopardy und Familienduell© DWDL
Quelle: DWDL.de-Recherche

Erfreulich sind auch die Zahlen bei den 14- bis 59-jährigen Frauen, auf die RTLplus in besonderem Maße blickt: Hier bewegten sich beide Shows am Vormittag und späten Abend bei jeweils mehr als einem Prozent Marktanteil, während es am Vorabend zumindest für Werte von 0,7 und 0,8 Prozent reichte. Klar ist, dass insbesondere ein kleiner Sender wie RTLplus Zeit braucht, wenn es darum geht, die Sehgewohnheiten des Publikums zu verändern. Die Hoffnung, dass dies gelingen wird, ist jedenfalls vorhanden, wie die bereits angekündigte Produktion neuer Folgen im Februar zeigt (DWDL.de berichtete). Von diesem Montag an müssen jedoch erst mal "Ruck Zuck" und das "Glücksrad" zeigen, was sie können.

Bleibt abzuwarten, ob diese beiden Sendungen auch die Gameshow-Schiene im Hauptprogramm beflügeln können – dort sah es in den zurückliegenden Wochen jedenfalls noch ziemlich mau aus für "Jeopardy!" und "Familienduell". Mit teils tief einstelligen Marktanteilen bewegten sich die Sendungen am Samstagnachmittag weit unter dem RTL-Schnitt, sodass sich die Frage stellt, ob das wirklich der ideale Sendeplatz für die eigentlich auf eine tägliche Ausstrahlung angelegten Formate ist. Ein Wechsel ins tägliche Vormittagsprogramm könnte zumindest einen Versuch wert sein. Und womöglich sollte RTLplus im kommenden Jahr in Erwägung ziehen, von der Doppelprogrammierung abzuweichen und stattdessen lieber von allen Shows bloß eine Ausgabe am Tag zu senden, um einer möglichen Monotonie entgegenzuwirken.

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