Dass der Westdeutsche Rundfunk den berühmten Gürtel enger schnallen muss, bekommt auch Heinrich Breloer zu spüren. Zu gerne hätte der berühmte Regisseur einen Dreiteiler über das Leben von Bertolt Brecht an vielen Original-Schauplätzen gedreht. Herauskommen soll nun ein Zweiteiler, der ab Mai ausschließlich in Prag entsteht. Die Erwartungen an das Projekt, für das Schauspieler Burghart Klaußner als Hauptdarsteller gewonnen werden konnte, sind dennoch hoch, immerhin gelang Breloer vor einigen Jahren bereits mit "Die Manns" ein echtes Meisterwerk.

"Das ist das alte öffentlich-rechtliche Fernsehen, wie ich es kenne", sagt Breloer beim Mittagessen in Köln, zu dem der WDR geladen hatte, um einen Ausblick auf die anstehenden fiktionalen Projekte zu gewähren. Freilich meint der 74-Jährige nicht etwa die finanzielle Ausstattung seines neuen Doku-Dramas, sondern die Art und Weise, wie es überhaupt auf den Weg gebracht wurde. Schon seit fünf Jahren laufen die Recherchen, bei denen Breloer auf zahlreiche Zeitzeugen Brechts traf. "Wir haben vor dem Sensemann hergedreht", scherzt er mit Blick auf deren Alter.

Heinrich Breloer© WDR/Herby Sachs
Die Herausforderung, der sich der Regisseur stellt, ist beachtlich, schließlich soll das Leben des bis heute meistgespielten deutschen Dramatikers des 20. Jahrhunderts über 40 Jahre hinweg erzählt werden. Dabei habe es am Anfang noch gar kein fertiges Drehbuch gegeben. "Wir wollten schauen, welche Geschichten wir finden", sagt Breloer (Foto). Gefunden hat er letztlich so viele Geschichten, dass zusätzlich zum Zweiteiler auch noch eine Dokumentation entstehen soll. Diese Mischung ist dann - so sie denn gelingt - öffentlich-rechtliches Fernsehen im besten Sinne, auf das die WDR-Verantwortlichen entsprechend stolz sind.

Quasi den Gegenpol zu Breloer bilden Dietmar Bär und Klaus J. Behrends, die Stars des Kölner "Tatorts", die 2017 ihr 20. Dienstjubiläum feiern. Mindestens drei Jahre wollen die beiden noch gemeinsam als Schenk und Ballauf ermitteln und geht es nach Fernsehdirektor Jörg Schönenborn, dann hätten sie ganz gute Chancen, sogar einen Vertrag auf Lebenszeit zu erhalten. "Wir sind dankbar für jede verlässliche Säule und wären ja blöd, wenn wir das aufgeben würden", erklärte Schönenborn in Köln. Dass der Kölner "Tatort" in aller Regel konventionell daherkommt, sieht Fernsehspielchef Gebhard Henke indes nicht als Problem. "Die Ausnahmen funktionieren nur, wenn es die Regel gibt", sagt er.

Viel Drama fürs Erste

Abseits von Breloer, Bär und Behrends wird der WDR in diesem Jahr vor allem schwere fiktionale Stoffe fürs Erste beisteuern. Zu nennen ist etwa das Drama "Loverboy", das auf schonungslose Weise von Prostitution, Gewalt und sexueller Ausbeutung handelt, oder auch ein Familiendrama mit dem Titel "Toter Winkel", das vor dem Hintergrund rechtsterroristischer Gewalt die Geschichte eines Vaters erzählt, der mit dem ungeheuren Verdacht konfrontiert wird, dass sein eigener Sohn von ihm unbemerkt politisch motivierte Verbrechen begangen hat. Produzent dieses Films mit Herbert Knaup in einer der Hauptrollen ist "Lindenstraßen"-Urgestein Hans W. Geißendörfer.

Und dann ist da auch noch ein Fernsehfilm, der sich mit den Auswirkungen der Katastrophe bei der Duisburger Loveparade befasst und bislang den ebenso schlichten wie tiefgründigen Arbeitstitel "Warum" trägt. Vor allem die Frage der Schuld steht im Mittelpunkt der Produktion, bei der - wie schon bei "Mobbing" und "Ihr könnt Euch niemals sicher sein" - Nicole Weegmann Regie führt. Dabei geht es einerseits um die noch immer ungeklärte Frage der Verantwortlichkeit, aber auch darum, dass es viele Opfer als Schuld empfinden, selbst überlebt zu haben und viele andere nicht. Das alles klingt ohne Zweifel vielversprechend, aber eben auch nach schwerem Stoff - ganz anders als vor einem Jahr, als der WDR noch öffentlich proklamierte, den Humor für sich entdeckt zu haben.

Den Humor hat man 2017 offenkundig vor allem ins eigene Regionalprogramm verfrachtet, wo etwa aus der erfolgreichen Film-Reihe "Ein Schnitzel für alle" mit Armin Rohde und Ludger Pistor in den Hauptrollen eine neue Serie entstehen soll. Gleichzeitig ist auch eine zweite Staffel von "Meuchelbeck" in Arbeit, die voraussichtlich noch in diesem Jahr den Weg ins Programm schaffen wird. Unglücklich zeigte sich WDR-Mann Gebhard Henke darüber, dass die Comedyserie "Der letzte Cowboy" im Weihnachtsprogramm keine Zuschauer fand. "Ganz viele haben das gar nicht wahrgenommen", sagte er nun rückblickend und äußerte die Hoffnung, der Serie noch einmal eine neue Chance geben zu können.