Es gibt nicht viele Fernsehsendungen, die sich das Prädikat "Kult" verdient hätten, doch "Der Preis ist heiß" gehört gewiss dazu. 20 Jahre ist es inzwischen her, dass Walter Freiwald die Zuschauer letztmals mit dem "großen Hallo" begrüßte und Harry Wijnvoord seine Kandidaten aufforderte, bloß nicht zu überbieten. Eigentlich war "Der Preis ist heiß" bloß eine Dauerwerbesendung, in der diverse Produkte in harmlose Spielchen verpackt wurden, doch ausgeflippte Kandidaten, die teils absurde Preise ins Mikrofon brüllten, sorgten zusammen mit der trashigen Aufmachung dafür, dass vielen die Show auch zwei Jahrzehnte nach ihrer Einstellung noch bestens in Erinnerung geblieben ist.

Dennoch hat sich seither niemand mehr an einer Neuauflage versucht, auch wenn die Moderatoren von einst alles daran setzten, für ein Comeback zu trommeln. Das findet nun tatsächlich statt – allerdings ohne Wijnvoord und Freiwald. Stattdessen hat RTLplus den langjährigen Frühaufsteher Wolfram Kons zum neuen Gesicht des Klassikers erkoren und ihm Thorsten Schorn mit seiner "Shopping Queen"-erprobten Stimme zur Seite gestellt. Was sich im ersten Moment nach einer ungewöhnlichen Kombi anhört, erweist sich bei den Aufzeichnungen in Köln jedoch schnell als Glücksgriff, denn die beiden harmonieren erstaunlich gut.

Angeboten bekam Kons die Moderation in der RTL-Kantine. Sofort habe es begonnen, in ihm zu rattern, erinnert sich der Moderator im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Daraufhin habe ich eine sehr intensive Marktforschung gemacht und drei Leute gefragt: Meine Frau und mein guter Freund Markus Lanz haben mir dazu geraten, ein anderer Freund war dagegen." Um wen es sich dabei handelt, will Kons – ganz Gentleman – lieber nicht verraten. Tatsächlich gibt es ja auch gute Gründe, die gegen den Job sprachen. Etwa dass er als Info-Gesicht plötzlich zwischen Dosensuppen, Schnellkochtöpfen und Dönerspieß für den Heimgebrauch steht.

"Selbstverständlich haben wir mit der Geschäftsleitung und der Chefredaktion darüber gesprochen, ob ein solches Unterhaltungsformat zu meiner Arbeit bei den Nachrichten passt", räumt Kons ein. Doch ein Problem sahen seine Chefs nicht. "Die haben gesagt: 'Mach es, wenn du Spaß dran hast - die Nachrichten glauben wir dir trotzdem'." Und so steht der 53-Jährige jetzt also mit großem Eifer auf der Show-Bühne, um mit seinen Kandidaten beim Preise-Raten mitzufiebern. Dass es ganz sicher einige geben wird, die lieber Harry Wijnvoord gesehen hätten, ist für Kons kein Problem. "Der Star des Formats ist die Sendung selbst mit all ihren Spielen", sagt er, "und wenn die Leute Spaß daran haben, dann ist es relativ egal, ob da ein neuer oder ein alter Host steht."

Der Preis ist heiß© MG RTL D / Frank Hempel

Ohnehin tut man gut daran, die Sendung nicht wichtiger zu nehmen als sie ist. Das weiß auch Thorsten Schorn, dem die Aufgabe zuteil wird, all die Produkte mit ihren mitunter absurden Bezeichnungen fachgerecht vorzustellen. "Wenn der erste Preis eine Katzentränke ist, dann hat auch der Letzte verstanden, dass das alles ein großer Spaß ist", betont Schorn, für den sich mit seiner Rolle bei "Der Preis ist heiß" auch ein kleiner Traum erfüllt, zumal er einst schon beim Original als Warm-Upper an der Seite von Walter Freiwald fungierte. "Das ist so, als hättest du deine Wohnung gerade top-modern eingerichtet und holst dann deine alte Spielesammlung aus dem Schrank", sagt Schorn. Seine frühere Rolle des Einheizers hat inzwischen Christian Oberfuchshuber übernommen, der hinter der Kamera als eine Art dritter Moderator fungiert und in den 90er Jahren selbst schon einmal den "Superpreis" bei Harry Wijnvoord gewann. Ohne ihn, das sagen hier alle, wäre die Stimmung vermutlich nur halb so gut.

Zunächst 30 Folgen der Neuauflage hat RTLplus bei UFA Show & Factual in Auftrag gegeben. Die UFA ist es auch, die sich um die Beschaffung der Preise kümmert und mit den unterschiedlichen Partnern spricht. "Damit ist eine große Vorbereitung und Logistik verbunden", erklärt Senderchef Jan Peter Lacher gegenüber DWDL.de. "Dazu kommt ein Nebenstudio, in dem die ganzen Preise gelagert werden. All das ist der Grund, weshalb wir die Show im ersten Gameshow-Durchlauf hinten angestellt haben." Anders als "Ruck Zuck" & Co. kommt "Der Preis ist heiß" auch nicht aus dem kleinen Standard-Studio, in dem der kleine Spartensender seine anderen Klassiker produzieren lässt.

"Mit einer witzigen Note versehen"

Das hängt auch damit zusammen, dass es in diesem Fall eben nicht reicht, wenn eine Hand voll Menschen im Publikum sitzen. "Die Vorgabe war, die Show groß und glamourös zu inszenieren, aber nicht so bunt wie die Kollegen in Amerika", so Lacher. "Es war uns wichtig, das Studio modern und wertig zu gestalten, die Spiele allerdings in ihrem ursprünglichen Charakter zu belassen." Tatsächlich kann sich das Ergebnis, das die Set-Designerin Bella Reicheneder zusammen mit ihrem Team auf die Beine gestellt hat, sehen lassen. "Der Preis ist heiß" kommt im zeitgemäßen Kleid daher, auch wenn sämtliche Spiele wie der "Kraxelhuber" oder das "Rad" den Klassikern von einst liebevoll nachempfunden wurden. Geblieben sind auch beliebte Floskeln ("Helmut Fischer, Helmut, Sie sind dabei!") und natürlich die kultige Musik.

Jan Peter Lacher hofft, dass die Zeit nach 20 Jahren reif ist für ein Comeback jener Show, die in den USA seit nunmehr 45 Jahren ununterbrochen im Tagesprogramm läuft. "In Amerika ist es wahrscheinlich die Mischung aus der Offenheit des Publikums und dem Bewusstsein für den Klassiker auf einem über Jahrzehnte gelernten Sendeplatz, die dafür sorgt, dass sich das Format über all die Zeit so großer Beliebtheit erfreut", erklärt der RTLplus-Chef. Dass die Show nach dem Abtritt der Legende Bob Barker komplett neu und frisch inszeniert wurde, sei ein Stück weit auch Vorbild für die hiesige Neuauflage gewesen.

"Zwar wollten wir an die Tradition anknüpfen, die Sendung gleichzeitig aber sehr leicht positionieren und mit einer witzigen Note versehen", sagt Jan Peter Lacher. Das letzte Wort haben freilich die Zuschauer. Doch Moderator Wolfram Kons gibt sich vor der ersten Sendung betont gelassen. "Wenn du in diesem Job keine Flops hast, dann hast du kein Fernsehen gemacht", stellt er klar. Ganz ähnlich sieht das sein Kollege Thorsten Schorn. "Wir hoffen, dass die Leute genauso viel Spaß daran haben werden wie wir", sagt er und schiebt lachend hinterher: "Ansonsten ist das ein toller Ferienjob gewesen."

RTLplus zeigt "Der Preis ist heiß" täglich um 17:45 Uhr.