"Wir sind die Größten, die Schönsten, die Besten. Und wir wollen Ihr Bestes – nämlich Ihr Geld." Moderator Matthias Opdenhövel brachte den Zweck des Abends gleich zu Beginn angenehm flapsig auf den Punkt. Ist die ARD in diesen Tagen sonst eher mit der anspruchsvollen Argumentation beschäftigt, warum weder der Rundfunkbeitrag noch die unzähligen Programme angetastet werden sollten, natürlich bei gleichzeitiger Ausweitung des digitalen Auftrags, so war die Botschaft im Ballsaal des Bayerischen Hofs vergleichsweise simpel.

Von ihrer Gastgeberin Elke Schneiderbanger, Chefin der ARD-Werbung Sales & Services, bekamen die Agenturchefs und Top-Kunden zu hören, dass sie in der Viertelstunde vor der 20-Uhr-"Tagesschau" von einem "Aufmerksamkeitstrichter" profitieren. Dafür hatte man eigens eine morphologische Studie in Auftrag gegeben. "Das macht man, wenn man alle anderen Studien schon durch hat", flachste Schneiderbanger, um Opdenhövels Selbstironie-Level gerecht zu werden.

 

Ein bisschen Medienpolitik und ein bisschen Lobbyarbeit mussten dann doch sein. Dafür war Manfred Krupp zuständig, der nicht nur Intendant des Hessischen Rundfunks, sondern auch Hauptgeschäftsführer der HR-Werbung ist – und bekennender Anhänger der Werbung im öffentlich-rechtlichen Programmumfeld. Er habe es für einen Gag von "Verstehen Sie Spaß?" gehalten, so Krupp, als plötzlich die Abschaffung der "Tagesschau" zum Diskussionsthema auf politischer Ebene geworden sei. "Dass wir dabei stärker im Fokus stehen als unsere Freunde in Mainz, spricht für die Bedeutung, die man uns beimisst."

Doch nicht nur der Staatskanzlei-Chef von Sachsen-Anhalt, der sich mit dem weitreichenden Vorschlag in die Schlagzeilen katapultiert hatte (DWDL.de berichtete), bekam sein Fett weg. Krupp nahm sich auch den Privatfunk-Verband VPRT und dessen Forderung nach einer Werbereduzierung bei ARD und ZDF zur Brust. "Das wäre schlecht für Sie", rief der HR-Intendant den Werbekunden zu. Und rundete sein Plädoyer mit einer Familienanekdote ab: Seine Tochter habe ihn vor einiger Zeit gefragt, wieso es im HR-Fernsehen keine Werbung gebe. "Seid ihr etwa nichts wert, Papa?" Kurzum: Werbung sei für die Öffentlich-Rechtlichen so etwas wie das "Fenster zur Realität".

ARD-Programmdirektor Volker Herres begann seine Präsentation mit der 2016er "Bild"-Schlagzeile zum Verlust der Olympia-Rechte an Discovery. "Es war damals richtig, nicht um jeden Preis mitzubieten", so Herres. "Heute sind wir glücklich, dass plötzlich doch noch ein Angebot zum vernünftigen Preis auf den Tisch gekommen ist." Die Olympischen Winterspiele in Südkorea und die Fußball-WM in Russland zählten dann natürlich auch zu den Programmhighlights, die der Chef des Ersten für 2018 schmackhaft machen wollte.

Äußerst erfreut zeigte sich Herres über den anhaltenden Quotenerfolg der Quizschiene am Vorabend. Mittlerweile spürten andere Sender "schon den Atem von Kai Pflaume im Nacken". Und weil es nicht nur um Quote, sondern auch um Qualität gehe, habe man die Folge 152 von Pflaumes Show "Wer weiß denn sowas?", in der u.a. Nora Tschirner zu Gast war, soeben für den Grimme-Preis eingereicht. Für Februar und März 2018 kündigte Herres acht weitere Live-Wochen mit dem "Quizduell" und Jörg Pilawa an ("Das wird einen Push für unsere ARD-Quiz-App geben"), ab April folgen dann 99 neue Folgen von "Gefragt – Gejagt" mit Alexander Bommes.

Nach Schneiderbanger, Krupp und Herres gehörte der vierte Bühnenauftritt des Abends Palina Rojinski. Die Moderatorin und Reporterin, die für die ARD schon beim Confederations Cup in Russland im Einsatz war, wird auch die WM in ihrem Heimatland begleiten. Kurz vor Turnierstart im Juni zeigt das Erste eine Doku, die sie kürzlich über Land und Leute an den WM-Spielstätten gedreht hat. Dabei behandelte der russische Inlandsgeheimdienst FSB Rojinski schon wie eine waschechte Investigativ-Reporterin. Beim Dreh in der Wolga-Stadt Samara wurde das Team wegen eines vermeintlich illegalen Drohneneinsatzes festgenommen und sechs Stunden lang verhört. "Da hatte man mich wohl mit ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt verwechselt", scherzte Rojinski.