Und auf geht’s in eine neue Runde. Jedes Jahr im Mai, eine Woche nach den Upfronts in New York, wo die US-Sender ihr Programm für die kommende TV-Saison vorstellen, heißt es für mehr als 2.000 TV-Einkäufer aus aller Welt: Bingewatching deluxe bei den LA Screenings. Hier laden nicht die Sender sondern Studios zu ihren Screenings ein. Herzlich willkommen beim Frühlings-Schlussverkauf des amerikanischen Fernsehens. Nicht nur die großen Hollywoodstudios, auch kleinere Produktionshäuser aus den USA sowie dem Ausland nutzen seit Jahren die Anwesenheit der Einkäufer für sich und laden zu Screenings in Hotelzimmer und -suiten des Intercontinental Los Angeles.



Die großen Häuser - also Fox, CBS Studios, HBO, NBC Universal, Warner Bros, Sony Pictures und ABC Studios - laden Einkäufer aus den für sie wichtigen Territorien zu eigenen Screenings meist auf ihr eigenes Gelände ein. Mal findet dies in kleineren Gruppen nach Territorien getrennt statt, mal wird - wie u.a. bei Warner Bros - im größten Theater auf dem Studio-Gelände von morgens bis abends mit nur einer Mittagspause das gesamte Programmangebot gezeigt. Sitzfleisch ist gefragt. Man könnte auch sagen: Bingewatching eben, wenn auch mit einem entscheidenden Unterschied: Alle 45 Minuten wieder eine neue Welt, mit neuer Story und neuen Charakteren.

Weil die Kapazitäten hier wie dort nicht für alle Fachbesucher reichen, werden die Präsentationen in der Woche der LA Screenings in der Regel täglich wiederholt. Für viele Einkäufer aus aller Welt ist deshalb entscheidend, in welcher Reihenfolge sie die Studios besuchen. Je schneller der nächste Hit identifiziert ist, desto schneller kann über die Rechte verhandelt werden. Deutsche Besucher der LA-Screenings - es sind wieder mehr als 50 vor Ort - haben weniger Stress: Nach wie vor sind die Produktionen der meisten Hollywoodstudios über Output- oder Volumendeals in Deutschland ohnehin schon im Vorfeld vergeben. Man kommt also um zu sehen, was man schon gekauft hat.

Nur eine handvoll Branchendienste sind jedes Jahr dabei. Das Medienmagazin DWDL.de berichtet seit 2011 von den LA Screenings. Seit 2014 fassen wir einerseits in einer großen Umfrage die Eindrücke der deutschen Einkäufer zusammen. Andererseits geben wir das DWDL.de-Urteil zu den von uns gesehenen Piloten ab. So wird es auch diesmal sein: Unsere Eindrücke von den LA Screenings lesen Sie am Freitag. Nächsten Montag dann folgt das große Fazit der Einkäufer. Doch zuvor werfen wir doch mal einen Blick zurück: Welche Studios bzw. Serien wurden eigentlich in den vergangenen Jahren bei den LA Screenings gefeiert? Eine Bilanz der vergangenen vier Jahre mit Treffern und Totalausfällen.


2017

Bei unserer Befragung der deutschen Besucher gingen Warner Bros und Sony Pictures als die großen Gewinner der Screenings hervor, was bei beiden Studios je einem herausragenden Highlight geschuldet war: „Young Sheldon“ überzeugte als eigenständiges SpinOff des Mega-Erfolgs „The Big Bang Theory“ und „The Good Doctor“ wurde als Procedural mit „House“-Wurzeln geliebt. Genau diese beiden Serien nannten auch wir als Highlights der letztjährigen LA Screenings - zusammen mit der CBS-Krimiserie „Instinct“. Während „Young Sheldon“ und „The Good Doctor“ später dann auch in der Staffel überzeugten, tat sich „Instinct“ mit Alan Cumming schwerer.

2016

Vor zwei Jahren war ebenso Sony Pictures einer der beiden Gewinner im Studio-Ranking der deutschen Einkäufer. Der zweite Gewinner dank „This is us“ und „The Mick“ war Fox. Ein Liebling der Screenings - sowohl bei Einkäufern als auch DWDL.de - war jedoch die Warner-Serie „Lethal Weapon“. Gut gefallen hatte uns auch die Comedy-Mockumentary „Trial & Error“, ebenso von Warner Bros. In Deutschland kaum bekannt, geht die Serie in den USA im Juli in die zweite Staffel. Großen Spaß hatten wir auch am Piloten von „The Great Indoors“ (CBS). Leider hielt die Serie nicht das Niveau der ersten Folge. Sicher hätten wir übrigens auch „This is us“ zu einem DWDL-Favoriten der Screenings gemacht. Leider konnten wir den Piloten jedoch nicht sichten.

2015

Die deutschen Einkäufer kürten ABC Studios und Warner Bros zu den Gewinnern im Studio Ranking der LA Screenings. Besonders „Blindspot“ und „Rush Hour“ half Warner zur Spitzenposition in unserer Umfrage. Bei ABC Studios waren die deutschen Sendervertreter wiederum besonders von „Quantico“ und „Code Black“ angetan. Die Warner-Serie „Lucifer“, ein DWDL.de-Favorit beeindruckte die Einkäufer wiederum weniger. Uns gefiel darüber hinaus auch der erste Eindruck von „The Muppets“ (ABC), einer letztlich aber nur kurzlebigen Neuauflage des Kultformats.

2014

Vor vier Jahren machten die deutschen Einkäufer ABC Studios und Sony Pictures zu den Gewinnern im Studio-Ranking. Mit „How to get away with murder“ legte ABC Studios eine weitere, überzeugende Shonda Rhimes vor, die sowohl für Einkäufer wie auch DWDL.de zu den Highlights gehörte. Die Sony-Serie „Battle Creek“ wirkte wie ein launiges Crime-Procedural und überzeugte ebenso viele Besucher, aber konnte in der Staffel später nicht überzeugen und ist längst vergessen. Gleiches gilt für die ABC-Comedy „Marry me“, die uns gut gefiel. Treffsicherer war unser Favorit „Gotham“ von Warner. Und dann war da noch „Red Band Society“. Steven Spielberg versuchte sich an dem Stoff, der später als „Club der roten Bänder“ ein deutscher Serienerfolg wurde. Wir mochten schon die US-Fassung, das US-Publikum aber nicht.