Wer den Podcast-Markt einigermaßen aufmerksam verfolgt, wird feststellen, dass die Zahl an Angeboten in Deutschland mittlerweile auf sehr stattlich ist. Da gibt es etwa "Fest & Flauschig" oder "Dick & Doof" - und von dieser Woche an auch "Bosbach & Rach". Ja, der langjährige CDU-Politiker und der ehemalige RTL-"Restauranttester" haben sich zusammengefunden, um ab sofort wöchentlich über das zu sprechen, was sie und die Gesellschaft bewegt. Ein "Politik-Personality-Podcast" soll dabei herauskommen, in dem die beiden als "Wochentester" versuchen, Themen der vergangenen Woche einzuordnen und einen Ausblick zu geben, was die nächsten Tage bringen.

"'Was war, was wird?' ist nicht nur das Motto unseres Podcasts, sondern auch der Inhalt", sagt Christian Rach gegenüber DWDL.de. "Es wird nicht nur um die 'hohe' Politik gehen, sondern auch um die Dinge des Alltags, einfach das, was die Menschen, das heißt auch Wolfgang Bosbach und mich beschäftigt. Leben wir in einer ökonomisierten Empörungsgesellschaft? Wird mit zweierlei Maß gemessen? Zum Beispiel ein TV-Studio voller Zuschauer, aber leere Theater, strenge Auflagen in der Gastronomie mit Abstandsregeln zwischen den Tischen, aber Fußball mit Zuschauern - und so vieles mehr. Einfach all das, was Woche für Woche die Gemüter bewegt oder sogar erhitzt."

Letztlich wolle man den fairen Preis für ein Schnitzel genauso wie den Preis der Freiheit testen, erklärt der Koch das breite Spektrum des Podcasts, das vom "Kölner Stadt-Anzeiger" und dem Kölner Medienbüro Maass-Genau produziert wird. "Unterschiedliche Standpunkte zuzulassen, verständlich und - wo angemessen - auch unterhaltsam das Geschehen in der Köln und der Welt zu analysieren: Das ist unser täglicher Anspruch als Zeitung und Medienmarke", sagt "KStA"-Chefredakteur Carsten Fiedler. "Darum passt der neue Wochentester-Podcast mit seinen beiden charakterstarken Protagonisten sehr gut in unser Portfolio."

Jauch kommt als Premieren-Gast

Allerdings müssen sich die Beteiligten möglicherweise den Vorwurf gefallen lassen, dass da zwei alte weiße Männer die Welt erklären wollen. Das sei ihm und Wolfgang Bosbach bewusst, räumt Christian Rach ein - den "Blick über den Tellerrand aufgrund von Lebenserfahrung" schließe das dennoch nicht aus. Einen weiteren alten, weißen Mann haben die beiden zudem zur Premiere eingeladen: TV-Moderator Günther Jauch, der einen Tag später in Potsdam den Festakt zum 30-jährigen Bestehen der Deutschen Einheit moderieren wird, folgte der Premieren-Einladung des ungleichen Podcast-Paares.

Doch wie haben die beiden sich überhaupt kennengelernt? "Natürlich kenne ich Christian Rach seit langer Zeit - wie Millionen andere TV-Konsumenten auch", sagt Bosbach zu DWDL.de. "Persönlich begegnet bin ich ihm unter anderem bei der Aufzeichnung der Sendung 'Grill den Henssler' in Magdeburg und wir lagen gleich auf einer Wellenlänge." Die Wellenlänge reicht offenbar für einen gemeinsamen Podcast, der dafür sorgen soll, dass fortan einmal wöchentlich die Leitungen zwischen Bergisch Gladbach und Hamburg glühen werden. Für den ohnehin omnipräsenten Politiker ist es nicht das erste Medien-Projekt nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag, erst jüngst war er regelmäßig in der "Bild"-Show "Klartext" zu sehen.

"Mit dem Abschied aus dem Bundestag endete ja nicht meine Leidenschaft für Politik", betont Wolfgang Bosbach, angesprochen auf seinen Hang zum Unruhestand. "Die besteht unverändert fort - allerdings betrachte ich das politische Geschehen jetzt aus einer anderen Perspektive: mit etwas mehr Distanz und kritischer als früher." Leider, sagt er, erlebe man zur Zeit viele Verschwörungstheoretiker und Menschen, die sich von der Politik abwenden. "Auch denen wollen wir mit unserem Podcast begegnen, indem wir erklären statt belehren. Ich betrachte das immer noch als meine persönliche 'Bringschuld'."

Und was haben Christian Rach und Wolfgang Bosbach gemeinsam? "Haltung und Überzeugung haben, Ernst nehmen des Gegenüber, Klartext ohne Effekthascherei, das alles hat mir immer imponiert. So habe ich es auch versucht zu handhaben, nicht nur in meinen Firmen, sondern erst recht in der medialen Öffentlichkeit", sagt der Sternekoch. "Und wenn zwei aufeinander treffen, die klare Worte und Positionen schätzen, dann kommt es zweifelsohne zu Reibungspunkten und unterschiedlichen Sichtweisen. Das ist dann wie das Salz in der Suppe: notwendig und bei richtiger Dosis ungemein geschmacksfördernd." Nun müssen allerdings noch die Hörerinnen und Hörer auf den Geschmack kommen.

"Bosbach & Rach - Die Wochentester", freitags ab 7 Uhr auf verschiedenen Podcast-Plattformen