Gute Nachrichten kamen in den vergangenen Jahren aus der Verlagsbranche selten. Und tatsächlich ist die Stimmung in vielen Redaktionen des Landes eher schlecht - vor allem, weil die Suche nach Erlösmodellen im Internet noch längst nicht abgeschlossen ist. "Die Verlage haben sich mit Gratis-Journalismus im Netz nicht nur ihr Geschäftsmodell zerstört, sie haben sich das Zukunftsgeschäft auch noch von neuen Konkurrenten wegnehmen lassen", sagte Claus Strunz am Dienstag auf dem Medienforum NRW durchaus selbstkritisch. Doch der ehemalige Chefredakteur von "Bild am Sonntag" und "Hamburger Abendblatt", der sich inzwischen bei Springer ums Bewegtbild kümmert, will trotzdem nicht so recht zum Bild der jammernden Verlagsmanager passen.

Geradezu enthusiastisch präsentierte er sich auf der Bühne und äußerte die Hoffnung, mit Journalismus auch im Digitalen profitabel sein zu können. Eine Alternative gibt es ohnehin nicht. "Wenn das schief geht, hat unser Berufsstand ein Problem." Allerdings müssten klassische Verlagshäuser auch dazu bereit sein, sich von lieb gewonnenen Schätzen zu trennen. "Ohne einen schmerzhaften Schnitt wird es nicht gehen", betonte er und sagte mit Blick auf den Verkauf von Teilen des Printgeschäfts bei Springer: "Man muss sich von etwas trennen, mit dem man noch Geld machen kann, um es in die Zukunft zu investieren." Anders als sein Chef Mathias Döpfner wäre es allerdings nie auf die Idee gekommen, beispielsweise das "Hamburger Abendblatt" zu verkaufen, gab Strunz zu.

Inzwischen sei er aber davon überzeugt, "bei etwas Historischem dabei" zu sein. Durch den Kauf von N24 könne die "Welt" künftig in allen Bereichen auf Bewegtbild setzen. Die Kritik von "Meedia"-Chefredakteur Christian Meier, man würde davon aktuell noch nicht allzu viel sehen, ließ Strunz allerdings nicht gelten, schließlich seien vier Monate ein kurzer Zeitraum, um zwei große Unternehmen miteinander zu verschmelzen, gab der Springer-Mann auf dem Medienforum zu bedenken. In fünf Jahren sollten Welt und N24 allerdings miteinander journalistisch und ökonomisch profitabel sein, so seine Hoffnung. Durch den Zusammenschluss sei man "endlich konkurrenzfähig", sagte Strunz mit Blick auf die Möglichkeiten, umfangreiche Bewegtbilder anbieten zu können.

Unterstützung bekam er dabei von Oliver Stock, der als Online-Chefredakteur des "Handelsblatts" derzeit ebenfalls viel experimentiert. Allerdings ist er der Ansicht, dass bewegte Bilder nicht die einzige Lösung sind. "Erklären Sie mal die Eurokrise in Bewegtbild", gab er auf dem Podium zu bedenken. Zuvor hatte er die Zukunftsstrategie des "Handelsblatts" erklärt und dabei deutlich gemacht, dass längst nicht mehr nur die Zeitung wichtig sei. So will man ab Juli einen "Digitalpass" einführen, der Zugang zu sämtlichen digitalen Angeboten bietet. Für den Herbst ist darüber hinaus eine englischsprachige "Global Edition" geplant, die mit einer Startauflage von 100.000 Exemplaren neue Geschäftsfelder erschließen soll.

"Nur wer Inhalte in Software umwandeln kann, hat eine Zukunft", so Stock auf dem Medienforum NRW. Dabei zeigte er sich davon überzeugt, dass digitale Produkte jede Generation ansprechen könnten. Gegen ihn und Strunz wirkten die übrigen Teilnehmer des Panels reichlich blass. "Wir werden diese Themen auch angehen müssen", stellte etwa Thomas Kloß, Geschäftsführer von Funke Digital, fest und äußerte den Wunsch, im Netz ein Format etablieren zu können, das verstärkt junge Menschen anspricht. Vielleicht hilft es, auch mal unkonventionelle Ideen umzusetzen. Es sei wichtig, eine Start-up-Kultur zu entwickeln, betonte Claus Strunz abschließend. Sein Appell an die Branche: "Traut den Jungen etwas zu!" In diesem Zusammenhang forderte er die Verlage auf, die Geldtöpfe bereitzustellen, und auch Misserfolge in Kauf zu nehmen, denn Scheitern sei "Teil des Erfolgskonzepts".