In einer erstaunlich offenen, erfrischenden Debatte diskutierte Ute Biernat, Geschäftsführerin UFA Show + Factual, beim Medienforum.NRW mit Ben Hall, Gründer der britischen Produktionsfirma Chalkboard TV, über das aktuelle TV-Produktionsgeschäft. Wonach wird gesucht? Ben Hall (rechts) hat eine nüchterne Antwort: "Niemand sucht Originalität. Die Sender kaufen sich am liebsten Sicherheit"

Auf dem Journalismus-Panel geht es um die Öffentlich-Rechtlichen, doch leider ist kein Vertreter von ARD und ZDF mit dabei. Ausgerechnet Juliane Leopold, Gründungschefredakteurin von BuzzFeed Deutschland, muss den Sendern zur Seite springen. Sie wirft den Verlagen Verlogenheit vor. Eine spannende Diskussion.

Mathias Müller von Blumencron gibt sich ratlos, was die Zukunft des Journalismus angeht. Die Pläne von Facebook und Apple bereiten ihm Sorge: "Unsere Leser werden dort sein, bei den Teufeln."

Einen "massiven Hunger nach Nachrichten und Dokumentationen" haben die "Vice"-Macher bei den Zuschauern unter 35 ausgemacht. Es gehe darum, authentisch zu sein. Eine strenge Form, wie die Berichterstattung aussehen muss, gibt es nicht: "Die Geschichten diktieren das Format, in dem wir sie erzählen", sagt Sterling Proffer, Head of News Programming bei Vice Europe in London.

Weiter geht's mit dem Medienforum NRW. Zum Start steht in Zusammenarbeit mit der Entertainment Master Class das Thema "The Future of Television" auf dem Programm. Bernhard Sonnleitner, Head of Format Scouting bei ProSiebenSat.1, gibt einen Einblick in weltweite Show-Hits.

In gewohnt stimmungsvollem Ambiente findet der Sommer-Branchentreff in der Wolkenburg statt. Wir wünschen guten Appetit!

Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, eröffnet die Abendveranstaltung in der Kölner Wolkenburg. Zahlreiche Vertreter der Branche - vor und hinter der Kamera - sind der Einladung gefolgt. Und das Wetter spielt auch noch mit.

Sabine de Mardt will nicht mehr nur darauf schauen, welche Sendeplätze frei sind und dafür entwickeln, sondern häufiger von den Kreativen ausgehen. "Wir fragen Autoren: Was willst du schreiben." Dafür suche man dann einen Abnehmer.

Bavaria-Chef Christian Frankenstein hat das Ziel, innerhalb der nächsten 2-3 Jahre eine serielle Leuchtturm-Produktion mit internationalen Partnern zu stemmen. Sein Bild dazu: "Unser Brot- und Buttergeschäft von Montag bis Samstag bleibt die Produktion für den heimischen Markt. Aber sonntags gabs früher zu Hause immer Torte. Und als solche würde ich die internationale Koproduktion sehen."

Ufa-Chef Wolf Bauer hat Verständnis dafür, dass Warner darauf besteht, den "Bachelor" in Deutschland künftig selbst zu produzieren. "Da gibt es gar keine Alternative. Wenn wir in kreative Prozesse investieren, dann kann ich nicht zulassen, dass das Format in irgendeinem Territorium, in dem wir vertreten sind, von einem anderen Produzenten produziert wird."

Florian Hager, Chef des im Aufbau befindlichen Jugendangebots von ARD und ZDF, sorgt zu Beginn der Diskussion mit der Beschreibung seines Arbeitsplatzes gleich mal für einen Lacher: "Ich bin der einzige Mitarbeiter, habe aber ganz viele Chefs."

WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn über die Zahl der Eigenproduktionen bei Netflix: "Darüber kann ich nur ganz müde lächeln." Probleme, WDR-Inhalte bei Netflix laufen zu lassen, hat er aber trotzdem nicht.

Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor hat sich auf dem Medienforum NRW nicht im Detail dazu äußern wollen, was im Ersten ab 2016 auf dem bisherigen Sendeplatz von "Anne Will" zeigen wird. Er sprach stattdessen von "vielen Optionen". Marmor: "Das eröffnet in der Tat neue Optionen."

"Gut aufeinander abgestimmt" sei das Programm von Medienforum NRW und Interactive Cologne, so Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW bei der Eröffnung in der Kölner IHK. Joachim Vranken von der Web de Cologne hat zugleich einen Appell in seine Ansprache gepackt: "Keine Angst vor radikalen Veränderungen."

Mit dem zweiten Tag wechselt das Medienforum von der Messe zur IHK in der Innenstadt. Von außen sieht alles anderthalb Stunden vor Beginn der Veranstaltungen schon mal gut aus.

Die gemeinsame Eröfffnungsveranstaltung von Medienforum.NRW und ANGACOM war ein Spagat zwischen Technikthemen und Medienpolitik. Inhalte spielten heute noch keine Rolle. In technischen Fragen standen Over-the-top-TV-Angebote (also etwa Netflix), Ultra HD und DVB-T2 im Mittelpunkt. Am Nachmittag waren Medienpolitik und Medienregulierung im Mittelpunkt. Neue Positionen und Themen gibt es nicht - hier gleichen die Diskussionen 2015 denen des vergangenen Jahres. Am Mittwoch geht es um Inhalte: Und mit der neuen deutschen Serienwelle gibt es hier einen für dieses Jahr spezifischen Trend - und die Hoffnung auf aktuellere Debatten.

Zum Auftakt der Diskussion "Digitalisierung: Marktstrukturen und Medienkartellrecht" erklärt Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, noch einmal die Gründe gegen die geplanten VoD-Plattformen Germanys Gold und Amazonas. Themen aus dem Jahr 2012.

Und jetzt doch mal eine Aufheiterung der Debatte. Nachdem zuvor vermehrt Kritik an Googlr geäußert wurde, merkt RTL-Mann und VPRT-Vorsitzender Tobias Schmid (rechts) amüsiert an: "Wie schön, dass Jan Kottmann (links) jetzt der Antichrist ist. Selten saß ich auf so einem entspannten Panel", so der Privatfernseh-Mann Schmid.

Wer beim Thema Medienregulierung schon Kopfschmerzen bekommt, bekommt es bei Diskussionen darüber erst recht. Beim Medienforum.NRW verliert sich das Panel in Detailfragen. Dass Medienregulierung auch noch Länder- statt Bundesangelegenheit ist, macht das Thema noch - sagen wir - vielschichtiger. Google-Mann Jan Kottmann zeigt grundsätzlich Verständnis für Regulierung, die aber nicht gestrig ausfallen darf. Scheinbar sind alle einer Meinung - eine Debatte bleibt aus.

Für ihn nicht. Aber die Frage sei, wann UHD eine kritische Masse erreicht, dass es sich für die Mediengruppe RTL Deutschland lohnt. Sein ProSiebenSat.1-Kollege Conrad Albert dämpft die Euphorie und mahnt an, dass nicht mal HD bislang überall Standard sei. Anders als UHD, auch 4K genannt, zeigen sich beide Sendergruppen jedoch sehr erfreut über DVB-T2 - also Antennenfernsehen in HD-Qualität.

Während die Netzbetreiber - Kabel Deutschland und Liberty Global - auf der Bühne das ganz große Rad gedreht haben, wirkte ZDF-Intendant Thomas Bellut daneben weitgehend unbeeindruckt und entspannt. Man könnte jedoch auch sagen: Er war Zaungast in dieser speziellen Debatte. Die Verbindung von ANGACOM und Medienforum.NRW bringt so einen inhaltlichen Spagat mit sich.

Erstaunlich offene Worte: Natürlich wolle man Geschäftskunden mit dem Bedarf zur priorisierten Datenübertragung entsprechende Angebote machen. Aber man würde ja damit niemanden diskriminieren. Die Logik von Dr. Manuel Cubero: Wenn ein Anbieter wie Netflix zahlt, um schneller zu seinen Kunden zu kommen, dann würde man Wettbewerbern natürlich das gleiche Angebot machen. Ergo werde ja niemand diskriminiert. Nun ja. Eigenwillige, aber lukrative "Logik".

Sie werde sich dafür politisch einsetzen, um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk von den Privatsendern abzuheben. Ebenso spricht sie sich erneut für die Abschaffung der 7-Tage-Begrenzung für Mediatheken aus, allerdings unter der Voraussetzung der fairen Vergütung aller Kreativen. Ein Dauerthema, dass schon im vergangenen Jahr an dieser Stelle zur Sprache kam.

"Die Gegenwart ist im Grunde schon Vergangenheit": Ministerpräsident Kraft erzählt der Breitband- und Medienbranche bei der Eröffnung des Kongresses der ANGA COM in Zusammenarbeit mit dem Medienforum.NRW, was die Branche schon weiß. Spricht von der Dynamik des Fortschritts. Mit Bezug auf Ihre Regierungserklärung vom Januar 2015 erklärt sie die Bedeutung einer digitalen Agenda, an der aber auch alle teilnehmen können müssten. Bis 2018 soll NRW flächendeckend mit schnellem Internet versorgt sein.

Öfter mal was Neues beim Medienforum NRW. In diesem Jahr dauert der Kongress wieder drei Tage, da man aber am ersten Tag mit der ANGA COM, an den beiden letzten Tagen mit der Interactive Cologne gemeinsame Sache macht, gibt es auch unterschiedliche Locations. Zur Eröffnung muss man sich auf den Weg zu den Messehallen machen, am Mittwoch und Donnerstag schlüpft das Medienforum NRW dann hingegen bei der IHK Köln am Börsenplatz unter.

Auch wenn die Abendveranstaltung am Mittwochabend wieder in der Wolkenburg stattfindet: Der Name soll Gott sei Dank eher nicht Programm sein, stattdessen stehen die Zeichen auf gutes Wetter.