Doch so, wie er oftmals umgesetzt wird, ist er kein Mehrwert. Deutschland braucht nicht dutzende Newsportale, die mit der gleichen aktuellen Nachricht aus gleicher Quelle aufmachen. Um es Verleger-gerecht zu formulieren: Im Kiosk namens Internet liegen hunderte Zeitungen nebeneinander. Dass das nicht gut gehen kann, müsste, so formuliert, doch verständlich sein. Denkt man.
Noch unbequemer wird der Gedanke natürlich, wenn man die Folge bedenkt: Wir haben mehr Journalisten als wir brauchen. Das zu behaupten ist unpopulär. Aber unvermeidlich.

Wieviele überregionale Tageszeitungen haben wir in Deutschland? Vielleicht eine Hand voll. Wieviel überregionale Online-Nachrichtenportale haben wir? Unmengen. Und die ähneln sich, mit wenigen Ausnahmen, stark, weil man sich aus Kostengründen keinen oder wenig eigenen Journalismus leisten kann und stattdessen auf Agenturmaterial zurückgreift. Natürlich kann es sich nicht rechnen, wenn die Aufmerksamkeit der Leser sich auf viele ähnliche Portale verteilt. Erschreckenderweise haben Google News und eben diese Austauschbarkeit der Angebote ja dafür gesorgt, dass es heute vielen Nutzern völig egal ist, wo sie eine News finden.

Eine fatale Entwicklung, die Stern.de-Chefredakteur Thomsen so offenbar gar nicht erkennt, wenn er im Gegenteil lapidar erklärt, dass es andere  Wettbewerber ja ähnlich machen würden. Dabei ist das keine Erklärung sondern das Problem. Wo man im Print seine traditionsreichen Marken klar positioniert und deutlich gegeneinander abgrenzt, zeigt sich online nicht mal ansatzweise eine solch klare Differenzierung. Wenn sich besserer Online-Journalismus bei so vielen Marktteilnehmern nicht rechnet, bleibt uns wohl nichts anderes übrig als eine baldige Marktbereinigung zu wünschen. Auch wenn das erst einmal Arbeitsplätze kostet, letztlich aber gutem Online-Journalismus Luft zum Atmen verschaffen könnte.

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Nein, Frank Thomsen hat schon recht. Schlecht sind Agenturmeldungen nicht. Das waren sie nicht und sind sie auch heute nicht. Nur früher als es noch kein Internet gab und jeder nur Zugriff auf seine lokale oder regionale Zeitung hatte, fiel es nicht direkt auf, dass es keine Eigenleistung des jeweiligen Mediums war. Doch durch den Zugriff auf unendlich viele Informationsangebote durch das Web wird nun sehr offensichtlich wie wenig Eigenleistung in vielen redaktionellen Angeboten steckt. Der Leser ist halt schlauer geworden. Viele Medien noch nicht.