Da war denn plötzlich sogar von einem Notar die Rede, von dem in mehr als 30 Jahren "Wetten, dass..?"-Geschichte vermutlich bis dato noch niemand etwas gehört hatte. Dass Markus Lanz prompt auch noch die Wetteinsätze seiner Promis vergaß, passte da nur allzu gut in diese etwas wirren Minuten. Vielleicht war er zu diesem Zeitpunkt aber einfach nur gerädert von der neu eingeführten Challenge, bei der Lanz gegen einen Zuschauer aus dem Publikum antreten musste. Hier bewies der Moderator erstmals an diesem Abend echte Klasse: Mit einem auf den Rücken geschnallten Bierkasten schaffte er dreißig Liegestütze - das war echter Einsatz für die Show, wie man ihn sich für die Zukunft noch stärker wünschen würde.

Dass Lanz seinem hoffnungslos unterlegenen Gegner spontan Unterstützung durch einen wahren Muskelprotz holte, hatte Klasse - auch wenn an dieser Stelle die Frage erlaubt sei, was wohl der ominöse Notar zu dieser - sagen wir: interessanten - Regelauslegung anzumerken hatte. Die übrigen Wetten waren dafür nur mäßig spannend. Am Ende gewann ein junger Mann, der sich auf einem Seil an Fallrückziehern versuchte - und seine Wette verlor. Deutlich kurioser war da schon jener Kandidat, der durch Wackeln mit den Ohren eine Glühbirne zum Leuchten brachte und auf dieser Weise einer Arbeitskollegin Wörter morste. Zu diesem Zeitpunkt war es allerdings schon deutlich nach 23 Uhr - und somit Zeit für ein schnelles Ende.

Und so brachte Markus Lanz seine Premieren-Show mit Blick auf die Uhr spürbar gehetzt zum Ende. Das war dann auch dringend nötig: Nicht etwa, weil die Sendung so schlecht war, sondern eher weil sie fast ein wenig zu üppig ausfiel. Hier noch Cindy aus Marzahn, dort noch Michael Kessler als Günther Jauch. Und der Ruder-Achter durfte natürlich auch nicht fehlen. In den kommenden Sendungen gilt es nun, den richtigen Dreh herauszufinden, nicht nur in Bezug auf das neue Sofa. Ob es wirklich nötig ist, die Promis die Wetten erklären zu lassen, wenn Lanz dies wenig später ohnehin noch einmal tut, gilt es beispielsweise zu hinterfragen. Weniger ist eben auch auf der großen Show-Bühne manchmal mehr.

Dass Markus Lanz dem großen Druck in weiten Teilen der Show standhielt, ist aber schon mal ein gutes Zeichen. Glücklicherweise verzichtete der neue Samstagabend-Mann außerdem darauf, bei "Wetten, dass..?" eine XXL-Kopie seines Talks zu veranstalten. Stattdessen lieferte er eine solide Show ab, die aus dem sonstigen Unterhaltungsbrei der Öffentlich-Rechtlichen dankenswerterweise deutlich hervorstach - was freilich nicht nur auf die vermeintliche Stärke von Lanz zurückzuführen ist, sondern auch auf die Spießigkeit der übrigen Show-Formate von ARD und ZDF. Immerhin: Anders als "Supertalent" & Co. ist "Wetten, dass..?" nach wie vor echtes Live-Fernsehen, das durchaus für die eine oder andere Überraschung gut ist. Daran wird sich, nach allem, was man am Samstag zu sehen bekam, auch nicht allzu viel ändern. Und so lautet die gute Nachricht des Abends: Alle haben überlebt. Der Moderator, das ZDF und die Zuschauer. Oder um es mit Michael Kessler zu sagen: "Ich gebe zurück an Wolfgang Lippert."