Es ist nicht einmal eine Woche her, da trug ein DWDL.de-Kommentar zur Debatte um das Leistungsschutzrecht die Überschrift "Die Sorge vor einem Kartell der Propaganda". Und wer hätte da gedacht, dass es die Populisten in manchen Verlagen schaffen würden, die Absurdität dieser Auseinandersetzung noch weiter zu steigern? Okay, vermutlich viele. Während Google abgesehen vom Start einer klar als Werbung in eigener Sache deklarierten Kampagne keine weiteren Aussagen tätigte oder Schritte unternahm, läuft vor allem der Axel Springer-Verlag in dieser Woche verbal Amok.

Berauscht vom Glauben an die eigenen Lügen versucht man mit verzweifelter Rhetorik Google als den Ursprung allen Übels darzustellen und betont dabei immer, dass Google nicht so nett und uneigennützig sei, wie man sich darstellte. Es ist schon eine Beleidigung, wenn man glaubt seinen Lesern bzw. der Branche erklären zu müssen, dass Google ein kapitalistisches Unternehmen sei.

Nebenbei sei auf dem Niveau der Springer-Argumentation der Hinweis erlaubt: Auch Axel Springer will Geld verdienen. Und anders als derzeit der Eindruck erweckt wird, tut man dies seit Jahren mit stolzen Gewinnen. Aber diese Verlogenheit spielt jetzt mal nur eine untergeordnete Rolle. Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer, wählte gegenüber der "Zeit" einen interessanten Vergleich beim Thema Leistungsschutzrecht und Googles Haltung dazu.

"Das ist so, als würde eine Hehlerbande bei Amnesty International eine Menschenrechtspetition zur Verteidigung der freien Bürgerrechte beim Ladendiebstahl einreichen", erklärt Döpfner. Da fragt sich zunächst einmal, wer sich über unangemessenen Ton in der Debatte beschweren sollte. Aber in Zeiten in denen "Bunte"-Chefredakteurin Patricia Riekel den Umgangston von Rapper Bushido für ein respektvolles Miteinander hält, wundert der Umgang von Führungskräften im Mediengeschäft kaum noch.

Spannender aber ist die Frage, ob Mathias Döpfner vor dieser Aussage über Google auch mal darüber nachgedacht hat, was er da eigentlich sagt. Denn die Ware, die er von Google gestohlen sieht, stellen die Verlage selbst kostenfrei vor die Tür. Axel Springer könnte wie jeder andere Online-Anbieter sogar recht individuell bestimmen, welche Inhalte Google in Websuche und Google News aufnehmen darf. Aber Gebrauch davon macht man nicht oder verbreitet Lügen zu diesem Thema wie Springers Lautsprecher Christoph Keese.

Wie also kann Google etwas klauen, wenn man es Google schenkt? Eine ganz banale Frage auf deren nüchterne Antwort man wohl solange warten muss, bis der Schaum vorm Mund einiger Verlagsvertretern verschwunden ist. Wenn man aber, nur mal zum Spaß, die Logik von Döpfner weiterdenkt und der Hehlerbande Google unterstellt, sie würden Ladendiebstahl betreiben, dann verurteilen die Verlage zwar diese Hehlerei - aber hätten doch ganz gerne den Gewinn daraus? Ob das nun weniger kriminell ist, sei dahingestellt.