Man muss Olli Dittrich einfach danken. Was er am späten Montagabend mit seinem "Frühstücksfernsehen" im Ersten ablieferte, war derart unterhaltsam, dass es schon jetzt einem Skandal gleich käme, würde man diese halbe Stunde nicht mit Preisen überhäufen. Dittrich ist etwas gelungen, was man im Ersten seit vielen Jahren nicht mehr zu sehen bekam: Eine Parodie auf das deutsche Fernsehen im Allgemeinen und die oft schwer erträgliche aufgesetzte Fröhlichkeit der früh-morgendlichen Aufstehtrupps im Speziellen. Nur dreißig Minuten benötigen Dittrich und seine Kollegin Cordula Stratmann, um sie alle zu entlarven.

Das Schöne: Entstanden ist Dittrichs "Frühstücksfernsehen" im Studio des ARD-"Morgenmagazins" in Köln, was einerseits die Grenzen zwischen Realität und Parodie noch weiter schmelzen lässt, andererseits aber auch ein Zeichen dafür ist, dass man beim Westdeutschen Rundfunk eine gehörige Portion Sinn für Humor besitzt. Zugleich zeugt es aber auch von Vertrauen in Olli Dittrich. Doch wer ihn kennt, weiß, dass auf ihn Verlass ist. Mit viel Liebe zum Detail inszeniert Dittrich sein Gute-Laune-TV und legt scheinbar spielerisch all die Spießigkeit offen, die so häufig in Formaten dieser Art innewohnt. Das fängt schon damit an, dass die beiden Moderatoren ihre Sendung immer und immer wieder mit "Eff Eff" abkürzen.

Dann sind da auch noch dieses Lachen auf Knopfdruck und ein dämliches Gewinnspiel, bei dem die Anrufer im Falle einer richtigen Antwort mehr als zwei Dutzend Eierbecher abräumen können. Im Falle von Dittrichs "Frühstücksfernsehen" tragen sie übrigens in Anspielung an den Slogan der ARD die hämische Aufschrift: "Wir sind Ei." Doch damit nicht genug: Mit seinen Einspielfilmen sind Dittrich sogar echte Meisterwerke gelungen. Da wäre etwa der Bericht über die kinderlose CSU-Politikerin Ingrid Höffelhuber zu nennen, die das Lärmproblem ihrer Stadt lösen möchte, indem sie einen Kinderspielplatz unter die Erde verlagert. Mit freundlicher Unterstützung ihres Mannes, versteht sich.

Mindestens genauso lustig ist die Vorstellung eines vom HSV verpflichteten Fußballspielers, der im Laufe seiner Karriere dauerverletzt gewesen ist und bei seiner Präsentation mit zwei Gipsbeinen die Pressekonferenz betritt. HSV-Trainer Thorsten Fink gibt höchstselbst ein Statement ab - und Reinhold Beckmann fomuliert ein paar Standard-Fragen an den vermeintlichen Ballzauberer aus Argentinien. Beckmann ist übrigens zugleich mit seiner Firma Beckground TV als Produzent von Dittrichs "Frühstücksfernsehen" tätig, das im Nachrichtenblock dann auch noch Platz findet für viele wunderbare Wortspiele wie man sie einst schon von Dittrich bei "RTL Samstag Nacht" kannte. Hier ist übrigens schon der Name Programm: "Kurts Nachrichten".

Nach einer halben Stunde "Frühstücksfernsehen" reibt man sich schließlich verwundert die Augen, wie es diese Sendung überhaupt ins Erste schaffen konnte - an einen Ort des deutschen Fernsehens also, an dem Humor zuletzt in der Regel vor allem eines war: Befreit. Sechs weitere Folgen vom "Frühstücksfernsehen" sind übrigens bereits bestellt und man kann nur hoffen, dass auch diese wieder einen Platz im Ersten finden werden. Die Pilotfolge machte jedenfalls reichlich Lust auf mehr und ganz nebenbei auch die beinahe durchweg unlustige Nachrichten-Parodie "Das Ernste", die kurz vor Weihnachten über die Bildschirme flimmerte, fast vergessen. Vermutlich muss man Olli Dittrich alleine schon deshalb danken.