Pressekonferenzen sind leider oft langweilig. Gerade im Fußball. Es kann sich schließlich nicht jeden Tag ein Giovanni Trapattoni in Rage reden oder ein Bruno Labbadia seine Wut-Ansprache mit den Worten "Am Arsch geleckt" beenden. Unvergessen auch Klaus Augenthaler, der 2007 vor seinem Abstiegsendspiel gegen Alemannia Aachen nach nur 42 Sekunden die Pressekonferenz für beendet erklärte. So aufregend geht es aber eben nur selten zu. Wohl auch, weil sich Trainer und Spieler heutzutage meist in vorgefertigte Sätze retten, "von Spiel zu Spiel" denken oder nach einer Niederlage ankündigen, beim nächsten Mal "kompakter stehen" zu wollen.

Insofern durfte man also durchaus gespannt sein, wie sich Pep Guardiola bei seinem ersten Auftritt in den Diensten des FC Bayern München auf dem Podium in der Allianz-Arena schlagen würde. Dieser Guardiola - ein Wundermann, ein Zauberer, so war in den vergangenen Wochen zu lesen. Seit bekannt ist, dass dieses nie dagewesene Genie nach der Sommerpause das Trainer-Amt von Jupp Heynckes übernehmen würde, spielten weite Teile der Sportjournalisten verrückt. Pep hier, Pep da. Selbst als die Bayern ihren Triple-Triumph feierten, war der Name des prominenten Neuzugangs allgegenwärtig. Was er nun denke, wie er das Triple überbieten könne und wo er sich die Spiele angesehen habe, wollten die Journalisten wissen.

Am Montag bekamen sie nun endlich die Gelegenheit, ihn höchstpersönlich zu fragen. Los ging es aber schon vor der eigentlichen Pressekonferenz. Sowohl Sport1 als auch Sky Sport News HD haben sich eigens für den Tag der Tage einen Guardiola-Biografen ins Studio gesetzt. Bei Sport1 gab schließlich ein Reporter zu Protokoll, Guardiola habe "ganz normal gefrühstückt". Und Uli Köhler lobte bei Sky, der neue Bayern-Trainer sei "sehr, sehr ehrgeizig" und "sehr, sehr detailversessen", musste dann aber zumindest zugeben, dass Guardiola nicht auf dem Wasser gehen könne. Das dürfte dann doch so manchen Beobachter überrascht haben. Und tatsächlich betrat Pep Guardiola den mit zahlreichen Werbebotschaften versehen Presseraum um kurz nach 12 ganz normal durch die Tür.

Gut aussehend und nett lächelnd, aber auch nervös, wie Guardiola zugab. Während Sky die Breaking News "Pep ist da!" einblendete, saß er nun also da. Und sprach. "Guten Tag, grüß Gott, meine Damen und Herren." Was für ein Satz! Auf Deutsch! In ersten Live-Tickern wurde alsdann vermerkt, wie gut er die Sprache schon beherrsche. In der Tat hat die Bundesliga in den vergangenen fünfzig Jahren schon viele Pressekonferenz erlebt, in denen da vorne deutlich unverständlicheres Zeug abgesondert wurde. Zuvor war bei Sky Sport News HD allerdings bereits zu erfahren, dass Guardiolas Frau ihrem Schatz noch auf der Reise Vokabeln abgefragt habe.

Und was hat er so gesagt, dieser Guardiola? "Ich nehme die Herausforderung an", fuhr der Trainer schließlich fort, ließ sich aber eigentlich nichts Konkretes entlocken. Er wolle mit der Mannschaft angreifen. Nun, alles andere wohl auch eine faustdicke Überraschung gewesen. Die anwesenden Journalisten klebten dennoch an Guardiolas Lippen wie junge Welpen an den Zitzen ihrer Mutter. Von spannenden Fragen, mit denen sie sich seit Monaten auf den großen Moment hätten vorbereiten können, war wenig zu spüren. Stattdessen wollte einer von Guardiola wissen, wen er in München gerne mal kennenlernen würde. Ein anderer fragte nach seinem Interesse für Kultur. Da konnte man Sky fast schon dankbar dafür sein, dass der Ton zwischenzeitlich abhanden kam. Frei nach dem Motto: Ich seh' was Besseres - von Hören war keine Rede.

Als die Pressekonferenz mit Pep Guardiola und den Bayern-Bossen endlich vorbei war, gingen Sky und Sport1 - natürlich - in die Verlängerung. Wie oft die Moderatoren an diesem Tag wohl ankündigten, noch einmal die ersten Worte des neuen Trainers zu zeigen oder ihre Reporter vor Ort fragten, wie ihr erster Eindruck gewesen sei? Man kann es kaum zählen. Der FC Bayern schaffte es übrigens spielend, die am Pep-Fieber leidenden Journalisten für sich und ihre Sponsoren zu nutzen und machten selbst die Übergabe des neuen Dienstwagens im Stadioninneren zur großen Show. Bei Sky hielt man fleißig drauf und versorgte die Zuschauer selbstverständlich mit Informationen zu Marke und Modell. Ein echter Wahnsinn. Man kann nur hoffen, dass bald endlich wieder Fußball gespielt wird.