Auf der Suche nach einem neuen Erfolgsrezept ist Sat.1 in der Vergangenheit fündig geworden. Mit "Hell's Kitchen" adaptiert der Sender seit Mittwochabend ein Format, das schon seit fast einem Jahrzehnt mit Erfolg im amerikanischen Fernsehen läuft - und dessen erster deutscher Ableger die meisten vermutlich längst vergessen haben. Acht Jahre liegt es zurück, dass sich RTL mit "Teufels Küche" an einer Show probierte, in der mehr oder weniger bekannte Promis von einem Spitzenkoch die hohe Kunst des Kochens erlernen sollen. Der Küchenchef der damaligen RTL-Version war ein gewisser Christian Rach, der erst ein paar Jahre später als Restauranttester großen Fernsehruhm erlangte.

"Teufels Küche" war für den Kölner Sender damals jedoch allenfalls ein mäßiger Erfolg, weshalb es dann auch nur bei einer Staffel blieb. Das hielt Sat.1 nun jedoch nicht davon ab, dem Format noch einmal eine zweite Chance zu geben - diesmal mit Frank Rosin, der Rach damit also schon zum zweiten Mal nacheifert, schließlich versucht auch er bereits seit geraumer Zeit, verzweifelten Restaurantbesitzern unter die Arme zu greifen. Im Vergleich zur RTL-Version haben Sat.1 und die Produktionsfirma ITV Studios allerdings an einigen Stellschrauben gedreht. Auffälligste Veränderung: Anstelle einer täglichen Dosis verabreicht Sat.1 seinen Zuschauern den Ausflug in die Küchen-Hölle in Form wöchentlicher Sendungen.

Das, was man seit Mittwoch zu sehen bekommt, ist also in Wirklichkeit schon längst im Kasten. Von Nachteil muss das nicht sein, immerhin blieb dadurch genügend Zeit, um die mitunter turbulenten Szenen am Herd unterhaltsam in Szene zu setzen. Tatsächlich ist das den Machern der Show auch über weite Strecken hinweg gelungen. Zwar hätte man sich an mancher Stelle dann doch ein wenig mehr Tempo gewünscht, doch schon die Vorstellung der Promi-Köche kam äußerst launig daher. Da wäre zunächst Christine Kaufmann zu nennen, die vom Sender als "Hollywood-Star" gefeiert wird und schließlich nicht nur eine eigene Toilette bekommt, sondern von Frank Rosin sogar mit "Sie" angesprochen wird.

Daneben gibt's mit Ballermann-Sänger Mickie Krause, Lästermaul Niels Ruf und einer gewissen "Miss Tuning" eine bunte Mischung, die nicht besser oder schlechter ist als die alljährliche Dschungelcamp-Truppe. Dass man nicht zwangsläufig jeden der Teilnehmer kennt, ist ohnehin nicht weiter tragisch - sofern man denn Spaß daran hat, sich darüber zu amüsieren, wie sich Ex-Fußball-Profi Thorsten Legat über die "verschiedenen Charakterien" wundert oder Lady Bitch Ray den Olympiasieger Julius Brink zum Bitch-Volleyballer macht. Die heimlichen Stars von "Hell's Kitchen" sind allerdings Ingrid und Klaus, die man seit Jahren als skurilles Ehepaar aus "TV total" kennt. Wie sie sich selbst beim Zubereiten der Hauptspeise immer wieder in die Haare kriegen, besitzt großen Unterhaltungswert.

Und Frank Rosin? Der ist so, wie man es von ihm erwartet. Immer laut und häufig schroff. Doch auch wenn so mancher Spruch eine Spur zu auswendig gelernt daherkommt, passt er gut in die Rolle des strengen Promi-Aufsehers. "Das kannst du nur besoffen essen", blafft der Zwei-Sterne-Koch, der beinahe verzweifelt, als sich - wie erwartet - herauskristallisiert, dass es seine Koch-Truppe unmöglich schafft, 60 hungrige Mäuler im Restaurant zu stopfen. "Vom Dressingsaufen wird keiner satt", sagt er später noch, ehe er den ersten Koch-Versuch seiner Schützlinge entnervt abbricht und den Laden wütend verlässt. Alles Kalkül, natürlich, aber durchaus gut gemacht. Mag sein, dass "Hell's Kitchen" keine Sterneküche ist. Solide Hausmannskost bietet die Show jedoch allemal.