Wie oft ist der Tod der Samstagabendshow in den vergangenen Jahren eigentlich schon herbeigeschrieben worden? In den meisten Fällen war vermutlich der Wunsch der Vater des Gedanken. Tatsächlich lässt sich dieser Wunsch angesichts von "Musikantenstadl", Katzenmützen und Dieter Bohlens immer wieder von vorne startenden Casting-Marathons mitunter durchaus nachvollziehen. Und doch haben Samstagabendshows auch im Jahr 2014 noch Hochkonjunktur, wie sich an diesem Wochenende mit gleich vier großen Abendshows zeigte. Eine davon war gewissermaßen eine echte Überraschung, denn obwohl nicht eine Quizfrage gestellt wurde, übernahm Jörg Pilawa deren Moderation.

"Sing wie Dein Star" nennt sich der jüngste Show-Neustart der ARD, bei dem Prominente in die Rollen von Popstars schlüpfen und deren größte Hits live auf der Bühne performen müssen. Ganz gleich, ob sie gut singen können oder nicht. Dass die ARD bei ihrer Adaption des ursprünglich aus Spanien stammenden Formats darauf verzichtete, eine ganze Staffel zu produzieren, und sich stattdessen zunächst auf eine einzige, auf mehr als drei Stunden aufgeblähte Ausgabe konzentrierte, erklärte Pilawa im Sommer übrigens damit, für eine Spanne von sechs bis acht Wochen keine wirklich guten Leute bekommen zu haben. Gut, dass es anders kam. Nur so konnten sich die hauptberufliche ARD-Nonne Janina Hartwig an einer Imitation von Madonna versuchen oder Gewichtheber Matthias Steiner seine Ähnlichkeit mit Tom Jones unter Beweis stellen.

Man möchte sich kaum vorstellen, zu welchen Gästen die ARD hätte greifen müssen, wäre die Show über einen Zeitraum von mehreren Wochen im Programm gewesen. Dabei hätten die Macher der Show eigentlich gut daran getan, selbst diese eine Ausgabe auf die Hälfte der Sendezeit einzudampfen. Das Prinzip erschöpfte sich jedenfalls binnen weniger Minuten, zumal sich das Gesangsspektakel durch zahlreiche Einspielfilme nur unnötig in die Länge zog. Die Auftritte selbst bewegten sich zudem mitunter gerne im Bereich der Fremdschäm-Grenze. Dass "Dr. Kleist" im Frauenfummel einen Queen-Hit zum Besten geben musste und Inka Bause als Kylie Minogue einen beängstigend tiefen Ausschnitt zeigte, ging bei der Premiere von "Sing wie Dein Star" vermutlich schon als Höhepunkt durch.

Nicht übermittelt ist derweil, ob sich Jörg Pilawa spätestens in jenem Moment, in dem Inka Bauses RTL-Bauernpaar Josef und Narumol eine Grußbotschaft übermittelte, geschworen hat, in Zukunft besser nur noch Quizshows zu moderieren. Doch das ist nur eine von zahlreichen Fragen, die an diesem Abend offen blieben. Man könnte fragen, wieso es die Macher der Sendung für eine gute Idee hielten, Yvonne Catterfeld in die Jury zu setzen, oder warum man eine durchaus gute Sängerin wie Michelle in einem ansonsten von Gesangslaien dominierten Wettbewerb antreten ließ. Eigentlich sind die Antworten aber ohnehin egal, schließlich taugt "Sing wie Dein Star" zumindest als grundsolide Unterhaltung für all diejenigen, die "Rising Star" als zu brav und Carmen Nebel als zu wenig verkleidet empfinden.

Ein großer Kindergeburtstag eben, der sich ein wenig so anfühlt wie die Erwachsenen-Version der "Mini Playback Show", nur eben mit Live-Gesang und ohne Amados Mini-Lädchen. Wer den "Musikantenstadl" mag und Katzenmützen nicht verschmäht, wird an dieser neuen ARD-Show vermutlich sogar seine helle Freude gehabt haben. Alle anderen werden sich dagegen einmal mehr den baldigen Tod der Samstagabendshow wünschen.