Bis heute haben die Kölner ihren Kardinal Frings in guter Erinnerung behalten. "Fringsen" - dieser Begriff ging einst in den kölschen Sprachgebrauch über, nachdem der Kardinal den Menschen in der Not sogar das Stehlen erlaubte. Aus gutem Grund: Obwohl der Krieg beendet war, kämpften im Winter 1946/47, der als härtester des Jahrhunderts gilt, Hunderttausende ums Überleben. In dieser Zeit spielt nun der Zweiteiler "Die Himmelsleiter - Sehnsucht nach Morgen", der am Freitag und Samstag im Ersten gezeigt wird. Es ist ein Film, der sich mit den Nachwirkungen des Krieges und des totalitäten Regimes beschäftigt und damit ein Kapitel aufschlägt, das bislang viel zu selten im deutschen Fernsehen thematisiert wurde.

Leider gelingt es nur in Teilen, ein stimmiges Bild der Nachkriegsjahre zu zeichnen - trotz oder gerade wegen der prominenten Besetzung. Von Beginn an will man Hauptdarstellerin Christiane Paul die Rolle der kölschen Oma Anna, die auf ihren seit fünf Jahren vermissten jüdischen Mann wartet, nicht so recht abnehmen. Das mag daran liegen, dass Paul mit ihren 40 Jahren schlicht etwas zu jung ist; vor allem aber liegt es an ihrer Herkunft. Zu aufgesetzt wirkt der Kölner Dialekt, den sich die Berlinerin für das Drama antrainieren musste. Das gilt gewissermaßen auch für Axel Prahl, der den heimtückischen Ex-Parteibonzen Armin Zettler zwar voller Inbrunst verkörpert, es letztlich aber ebenfalls nicht schafft, seine Figur in die vom Krieg gebeutelte Domstadt zu verorten.

Doch was für die beiden Stars gilt, trifft in weiten Teilen auch auf den Film selbst zu. Dass dieser explizit in Köln spielen soll, macht sich kaum bemerkbar. Sicher, Setdesigner Jérôme Latour gab sich sichtlich Mühe, rund um eine Zuckerfabrik in Prag eine Kulisse entstehen zu lassen, die mit ihren Pflastersteinstraßen und Ruinen einen Eindruck davon vermittelt, wie es nach den Bombenangriffen in Deutschland ausgesehen haben mag. Der Köln-Bezug fehlt trotzdem. Und wenn Regisseur Carlo Rola dann doch mal die Roten Funken spielen oder seine Schauspieler ein paar typsche kölsche Vokabeln sagen lässt, dann wirkt das viel zu gewollt.

Ein Lichtblick im Film ist dafür der kleine Paul, in dem Autor Peter Zingler seine persönlichen Kindheitserinnerungen einfließen ließ. Verkörpert wird dieser freche Junge, der am Ende des Films, als dann gewissermaßen nicht alles, aber zumindest vieles gut wird, feststellen muss, dass sich die Zeit des Fringsens ihrem Ende entgegenneigt, von Luis Vorbach. Aber auch Teresa Harder, die Zettlers Ehefrau spielt, schafft es, jene Authentizität zu schaffen, die dem Nachkriegsdrama auch an anderer Stelle gut getan hätte. Dabei ist "Die Himmelsleiter" keinesweg ein schlechter Film. Er will nur zu viel. Viele Figuren kratzen allenfalls an der Oberfläche und machen es dem Zuschauer dadurch schwer, sich mit ihnen zu identifizieren.

Das ist schade, weil es um mehr geht als nur die einfache Unterscheidung zwischen Gut und Böse, wie der von Thomas Bestvater gespielte Jude Rogowksi eindrucksvoll beweist. Gezeigt wird hier ein Mann, dem es nicht gelingt, vor dem Spruchkammerverfahren gegen den Altnazi Zettler auszusagen. Am Ende zerbricht er an der Lüge, die ihm einst am Leben ließ. Es ist ein guter Einblick in eine Zeit, die vielen von uns heute weit weg erscheint. Schade nur, dass sich der Film immer wieder in Nebensächlichkeiten verliert - und am eigenen Anspruch scheitert, eine Kölner Lebensgeschichte zu erzählen. Dafür hätte es mehr gebraucht, als jene zwei oder drei Luftaufnahmen des von Trümmergrundstücken umgebenen Doms.