Es wird höchste Zeit, dass die europäische Fernsehgemeinschaft endlich einmal zusammentritt, um über einen längst überfälligen Ausschluss eines ihrer Showbewohner zu diskutieren. Denn wie bitte schön ist es möglich, dass Bernhard Hoëcker immer noch in Quizshows eingeladen wird, die er dann mit seinem Alleswissen in Grund und Boden sabotieren darf? Dieser Känguru-Geburten-Auskenner, dieser Blauwalherzengrößen-Richtigschätzer, dieser Froschmagen-Ausstülpdozent! Wahrscheinlich hat er in der Werbepause der neuen Sat.1-Quizshow "Tiere wie wir" auch noch sein Handy gezückt, um beim Zuschauer-Gewinnspiel auf die Frage "Welches Wort suchen wir? Tie_e" die 3000 versprochenen Euro abzuzocken!

Anders formuliert: Warum veranstaltet überhaupt noch irgendein Sender eine Quizshow, wenn er ins Rateteam ein wandelndes Lexikon des Quizshowwissens setzt? Wahrscheinlich, weil sonst so wenige Prominente zur Verfügung stehen, über die sich abwechselnd Körpergrößen- und Haarlosigkeitswitze machen lassen. Und dafür ist der gut gelaunte Komiker immer eine verlässliche Witzvorlage.

Seit Anfang der Woche turnt Hoëcker im Ersten durchs sommerliche Vorabend-Quiz mit dem Rhetorischefragentitel "Wer weiß denn sowas?" und durfte sich am Mittwochabend fernsehämterhäufend außerdem neben Team-Kandidatin Ruth Moshner in die Premierenausgabe besagter Sat.1-Sendung setzen, um Oliver Pocher und Jochen Schropp gegenüber an die Wand zu raten.

Dass es in den Kategorien Tiergeräusche- und Fortpflanzungsverhalten-Raten allenfalls für ein Mangelhaft reichte, war ein schwacher Trost. Gewonnen hat er ja trotzdem. Und ließ selbst den freundlichen Dr. Wolf in seiner Indiana-Jones-Weste überflüssig aussehen, den der Sender zur Erklärung diverser Tierreichmythen ans Pult neben einen mindestens ebenso überflüssigen Herrn im roten Kuhhemd gesetzt hatte.

Zumindest war Jürgen von der Lippe als moderierender "Gottvater von Sat.1" sichtlich unterfordert, nachdem ihm der Sender nachträglich im Schnitt die Publikumsbegrüßung wegkastriert hatte. "Erstaunlich viele Tiere machen in denselben Situationen dasselbe Geräusch, zum Beispiel, wenn man mit dem Auto drüberfährt", durfte der Gastgeber noch galant zum ersten Spiel hinleiten, in dessen Verlauf sich herausstellte, dass Kandidatin Moschner beim Einkaufen lacht wie eine Hyäne und Kollege Hoëcker gut Affengeräusche nachmachen kann. (Aber wahrscheinlich können Affen auch gut Hoëckergeräusche nachmachen.)

Dass der besonnenste Bühnengast bei "Tiere wie wir" ein dauerfutternder Nasenbär war, ließe sich damit erklären, dass der Sender bei den übrigen Beteiligten vor Beginn der Sendung Lachgas in die Garderoben geleitet haben muss. Und die giggelige Gutgelauntheit, mit der Teams und Moderator das arg unterspektakuläre Ratestündchen rumkriegten, war auch deutlich angenehmer als die Zeitlupenbetäubung, mit der Wayne Carpendale zuvor bei "Deal or no Deal" aus einem schier endlosen Kofferöffnungsritual das noch nicht abgereiste Bisschen Spannung rauszuwringen versuchte.

Gut, wenn Sie zu den Zuschauern gehören, die gerade die dritte Klasse wiederholen, könnte es außerem hilfreich sein, zu wissen, dass die Kreischeule sich im Falle der Feindbedrohung schlank wie ein Ast machen kann; dass manche Frösche ihre Magen ausstülpen können; und das Kängurus in Millimetergröße zur Welt kommen – das volle Hoëcker-Programm eben. Allen anderen ist eventuell der Gedanke gekommen, dass in einer neuen Show durchaus noch Steigerungsmöglichkeiten bestehen, wenn es zu den Höhepunkten der Erstausgabe gehört, Oliver Pocher dabei zuzusehen, wie er mit verbundenen Augen ein Kaninchen am Streicheln erkennen muss. (Dauer: zwei Sekunden.)

Tiere wie wir© Sat.1

Immerhin kann Pocher jetzt von sich behaupten, als neues Sat.1-Lieblingsopfer nach der Fast-Beerdigung neulich an diesem Abend die meisten Tierkontakte gepflegt zu haben – weil er als Mitglied des Verlierer-Teams ausgesucht wurde, um die angekündigte Strafe anzunehmen: angekettet auf einem Folterstuhl die nackten Füße von einem Paarhufer abgeschleckt zu kriegen.

"Ich hab die Zeit nicht, ich muss die Ziege reinrufen", stellte Moderator von der Lippe deswegen am Ende fest, um die Angelegenheit zu komplettieren. Und irgendwie war das ein trauriger Moment, weil ja vorher zumindest jemand aus der Redaktion Herrn Dr. Klinker-Emden oder den Vollstrecker hätte fragen können, ob die den Job vielleicht aus alter Verbundenheit zu ihrem ehemaligen Mentor übernehmen. Hat aber dummerweise keiner dran gedacht.