Herzlich willkommen in Meuchelbeck, einem kleinen Ort am Niederrhein und Heimat von Markus Lindemann (gespielt von Holger Stockhaus). Dort ist er aufgewachsen. Als erwachsener Mann mit seiner 16-jährigen Tochter (Janina Fautz) kehrt er aus Berlin zurück - und versteht die Welt nicht mehr. Da haben die Hauptfigur und der Zuschauer der neuen sechsteiligen WDR-Serie gemeinsam: Denn Meuchelbeck wimmelt es nur so vor Geheimnisse, Absurditäten und merkwürdigen Charakteren. Etwa die Lindemanns Schwester Mechthild (gespielt von Dagmar Sachse), die das von den Eltern geerbte Gasthaus weiterführt und so gar nicht erfreut ist, ihren Bruder zu sehen. Er brächte schließlich Unruhe in den Ort.



Dabei ist Markus Lindemann scheinbar der vernünftigste in Meuchelbeck - einem Ort, in dem der Veterinär auch Menschen verarztet; Japaner die örtliche Bäckerei übernehmen und der Pfarrer an seiner Berufung zweifelt und sich zwecks Erlösung mitten auf die Landstraße legt. Ein Neonazi-Ehepar, eine angebliche Reisejournalistin aus den benachbarten Niederlanden, ein Mann mit Puppe auf der Schulter, die er für seine tote Ehefrau hält und so manches doppelte Spiel machen den Reigen der Kuriositäten komplett. Gleich in der ersten Folge gibt es ein Feuerwerk an Charakteren, das zunächst noch viel versprechend klingt. Leider jedoch laufen in der kurzen Staffel zu wenige Fäden zusammen.

Dass „Meuchelbeck“ mit seinen vielen kleinen, absurden Momenten an die vom WDR für Das Erste realisierte Erfolgsserie „Mord mit Aussicht“ erinnert, freut Fernsehdirektor Jörg Schönenborn zunächst einmal. In der Qualität und ihrer regionalen Verbundenheit gebe es auch klare Gemeinsamkeiten, bekundete er im Rahmen der Vorstellung der Programmoffensive des WDR Fernsehens vor einigen Tagen in Köln. Doch die durchgehende Handlung mache „Meuchelbeck“ zu einem größeren Mysterium als das formell sehr klassische „Mord mit Aussicht“. Nach Sichtung der Serie, die bereits eine Woche vor TV-Ausstrahlung komplett in die WDR-Mediathek gestellt wurde, lässt sich die Aussage in gewisser Art und Weise bestätigen: Die Serie entpuppt sich als Mysterium der etwas unfreiwilligen Art.

Bemüht um möglichst schrullige, eigenwillige Charaktere ist die Serie ein Schaukasten sich abwechselnder kurioser Szenen, die schon amüsant sind aber leider nicht stimmig wirken. Trotz all der Bewohner und ihren schrulligen Eigenarten schaffen es die beiden Regisseure Erik Haffner und Klaus Knoesel beispielsweise nicht, dem Ort selbst eine passende Atmosphäre zu verleihen.  Spannung baut sich auch erst nach mehreren Folgen auf und wird dann doch zu abrupt zu einem Ende geführt. Nach sechs Folgen fragt man sich: Was war das bloß? So funktioniert „Meuchelbeck“ weder als deutlich überzeichnete Comedy vom Land, noch als spannende Erzählung mit Wunsch nach einer zweiten Staffel.

Angesichts der für sich genommen wunderbaren Besetzung und so vieler schöner kleiner Ideen ist das leider tragisch. Von Folge zu Folge wünscht man der kleinen Serie, endlich in Fahrt zu kommen. Schließlich steckt mit Autor Stefan Rogall ein Grimme-Preisträger („Polizeiruf 110 - Kleine Frau“) und auch Ziegler Film hat sich mit dem herausragenden „Weissensee“ einen Namen als Serienproduzent gemacht. Bei „Meuchelbeck“ kann man sich gut vorstellen, welche Art von Serie man gerne gemacht hätte. Nur geklappt hat es eben leider nicht so richtig. Aus all den Charakteren wird zu wenig gemacht und Meuchelbeck als Ort wirkt trotz all seiner Bewohner doch nie so wirklich mysteriös. So bleibt es am Ende eine WDR-Serie, die erfrischend anders ist und dafür Lob verdient. Aber wenn man "Meuchelbeck" in eine zweite Staffel schicken sollte, müsste Einiges stimmiger werden.