Erinnern Sie sich noch an die Zuschauerclubs vergangener Jahre? Wer früher Mitglied der Clubs von RTL oder ProSieben war, bekam nicht nur regelmäßig Kugelschreiber mit Senderlogos zugeschickt, sondern erfuhr häufig noch vor den normalsterblichen Zuschauern, an welchem Tag seine Lieblingsserie startet oder wer der Moderator der neuen Super-Show ist. Mit einiger Verspätung hat nun auch RTL II einen solchen Zuschauerclub. Er hört konsequenterweise auf den Namen "Klub" - und es bedarf noch nicht mal einer Anmeldung, um Mitglied zu werden. Das Einschalten um 17 Uhr genügt.

Allerdings benötigt der geneigte Zuschauer einiges an Basiswissen, um etwas mit den Protagonisten anzufangen, von denen RTL II mit Beginn dieser Woche Tag für Tag in seinem neuen Magazin am späten Nachmittag erzählt. Dass man gerade zufällig in ein Magazin geraten ist, erfährt man allerdings erst nach rund zehn Minuten, denn lange bevor der Vorspann zu sehen ist und die Moderatorin mit der "vollen Dröhnung RTL-II-Lieblinge droht", serviert RTL II seinem Publikum in Ranking-Form ein paar gut abgehangene Ausschnitte, in denen die Glamour-Familie Geiss dem Motorrausch verfällt. Nur die etwas sinnfreie "Live"-Einblendung in der unteren Bildschirmecke lässt darauf schließen, dass es wohl doch keine ganz gewöhnliche "Geissens"-Folge ist, die man da gerade schaut.

Der Einstieg ist natürlich nicht unklug, schließlich knüpft der "Klub" damit nahtlos an die zuvor gezeigte "Geissens"-Wiederholung an. Allerdings stellt sich nach mehreren Minuten die Frage, ob es nicht noch günstiger gewesen wäre, hätte der Sender einfach noch eine alte Folge drangehängt. Zumal es nicht bei diesem einen "Klub"-Auftritt der Geissens bleibt. Bei einem anderen Ranking, von der Moderatorin mit den nicht zu steigernden Worten "die drei emotionalsten Momente - ever" und der Aufforderung "die muss man gesehen haben!" angepriesen, wärmt RTL II noch einmal die erneute Hochzeit von Carmen und Robert auf, ehe wenig später zur Abwechslung sogar ein "ganz neues Abenteuer" der Geissens verabreicht wird.

Dass während der kompletten Ausgabe das Wörtchen "neu" in Großbuchstaben eingeblendet ist, wirkt angesichts der ziemlich überschaubaren Anzahl frischer Momente jedoch geradezu wie purer Hohn. Überraschend ist das aber nicht, denn schon im Vorfeld hatte RTL II versprochen, den "Klub" vor allem mit Geschichten rund um seine Sendergesichter füllen zu wollen. Wer Zweifel daran hatte, ob es tatsächlich möglich ist, Tag für Tag eine Stunde damit zu füllen, dürfte sich nach Betrachtung der ersten Ausgabe verwundert die Augen reiben. Weil den Machern der von solisTV produzierten Sendung jeder noch so belanglose Randaspekt einer wahllos ausgesuchten Dokusoap relevant erscheint, sollte es bei der Herstellung des zunächst auf zwei Monate angelegten Testlaufs keinerlei Probleme mit der Stofffindung geben.

Und so darf man also Sarah und Pietro beim Besuch einer Tattoo-Messe begleiten, und wenig später sehen, wie sich die beiden Casting-Sternchen nach den Komplikationen bei der Geburt ihres Söhnchens vor laufender Kamera gegenseitig trösten - begleitet von Kommentaren der "Klub-Promis" Daniela Katzenberger ("frischgebackene Mama") und Konny Reimann ("Kult-Auswanderer"). Wer bis hierhin durchgehalten hat, darf dann auch noch drei vermeintlichen Promis beim "Schuften unter Palmen" zuschauen. Wobei der Begriff Promi dem "Checker vom Neckar" und den beiden "It-Girls", die sich hier einige Minuten lang aufgeplustern dürfen, nun wirklich nicht gerecht wird. Nach der Werbung gibt's schließlich noch kurz die "Promiflash"-News, ehe auch schon "Köln 50667" beginnt.

Konny Reimann im Klub© RTL II

Es ist ein bunter Ritt durchs eigene Programm, den RTL II seinen eingefleischten Stammsehern neuerdings am Nachmittag serviert. Frei nach dem Motto: Es bleibt in der Familie. Womöglich wäre der Sender jedoch gut beraten, an Fern-Universitäten Studiengänge zu den Geissens, Lombardis und Wollnys anzubieten - nur um sicherzustellen, dass kein Zuschauer auf der Strecke bleibt, sollte er sich unbeabsichtigt in den "Klub" verirren. Dieser "Klub" ist nämlich eine Parallelwelt. Im besten Fall aber eine, die die Bindung des RTL-II-Publikums an den Sender stärkt. So gesehen ist die Produktion dieser doch sehr banalen Fernseh-Stunde keineswegs verwerflich. Es ist allerdings ratsam, nach deren Konsum mal kurz den Kopf aus dem Fenster zu strecken und sich vor Augen zu führen, dass diese Welt nicht nur aus "Klub-Promis" besteht.