Köln-Ossendorf. Die Flugbegleitergewerkschaft UFO hat am späten Mittwochabend überraschend ihren Forderungskatalog erweitert, mit dem sie in neue Verhandlungen mit der Lufthansa zur Beendigung der Streiks eintreten wird. Außer der bekannten Ruhestandsregelung fordern die Vertreter, dass Tanzshow-Jurymitglied Joachim Llambi aus Gründen des Gemeinwohls nie wieder Reiseshows bei RTL moderieren dürfe. Die Forderung sei nachvollziehbar, urteilen Gewerkschaftsexperten, zumal Llambi zuvor im Fernsehen gedroht hatte: "Wir sehen uns immer nochmal ein zweites Mal!"

Zwei Stunden dauerte das Experiment, mit dem RTL testen wollte, ob gefürchtete "Let's Dance"-Legenden auch als Moderatoren taugen, und jetzt steht immerhin fest: nur für Leute, die auch der Ansicht sind, dass Mario Basler tanzen kann. Mit der Spontaneität eines Kleiderständers onkelte sich Llambi durch eine Show, zu deren Höhepunkten es gehörte, Verona Pooth auf Kreta durch eine Autobahnunterführung zu einem Strand tippeln und Kaya Yanar ein Urlaubsfoto präsentierten zu lassen, auf dem er in einer gefährlich hellblauen Hosen einem Affen auf die Schulter tippte.

"Warum machen wir das jetzt?", fragte Llambi sich zur Begrüßung selbst, und erklärte hernach: "Weil jetzt die druckfrischen Kataloge wieder ausliegen!" Druckfrische Kataloge, Sie wissen schon: Das sind die Dinger, die man im Horrorhotel des sündhaft günstigen Malle-Urlaubs unter die siffigen Klapptische legt, wenn die wackeln, sobald der 1-Euro-Cocktail draufgestellt wird.

Tatsächlich sollte Llambi mit "Die Reisechecker" wohl eher im Dunste des "Mario Barth deckt auf"-Erfolgs austesten, ob RTL-Zuschauer sich mittwochs auch mal über wen anders aufregen wollen als immer bloß Steuerverschwender, also zum Beispiel: die blöde Reiseindustrie.

"Da wird doch getrickst!", spekulierte Gaststar Verona Pooth (die mit blauem Farbverlauf in der Frisur und silbern glitzerndem Outfit eher für ein "Meerjungfrauen küssen besser"-Revival zurechtgemacht war) im Gespräch mit einem Fotografen, der ihr zeigen sollte, wie man mit ein paar Tricks auch noch aus der ätzendsten Bruchbude ein ganz anschauliches Kataloghotel zaubert, "die berühmten Katalügen" also.

Llambi selbst entlarvte in einer Saarbrücker Absteige einen Hotelbewertungsfälscher, der schneller vor der Kamera geflüchtet war als dem Typen vom Fernsehen eine zweite Frage eingefallen wäre.

Den besten Part hatte jedoch RTL-Moderatorin Angela Finger-Erben. Die verbrachte nicht nur einen sehr, sehr langen Tag am Flughafen, um mit sensationeller Umständlichkeit die Zusatzkosten zu umgehen, die Billig-Airlines berechnen, wenn man das Einchecken zuhause absichtlich vergisst, kein Handy mitnimmt, aber dafür das vierfache Gepäck. Sondern flog nachher auch noch extra nach Dublin, um dort das kürzeste Interview zu filmen, das ein Ryanair-Sprecher jemals geführt hat (und haben wird). Frage: Blöd, die Zusatzkosten, muss das sein? Antwort: Naja, so geht das mit den günstigen Preisen. Ende des Gesprächs. Finger-Erben war zufrieden. Und in der Ryanair-Zentrale werden sich vermutlich noch die Pressesprecher-Enkel von dem Tag erzählen, an dem RTL mal zum Interview kam. Gnihihi, "Interview".

Ein kleiner Lichtblick war unerwarteterweise – Mirja Boes! Im Wettbewerb mit Llambi sollte die Kölnerin möglichst günstig 24 Stunden in Paris verbringen und dabei diverse Quatschaufgaben erfüllen. Anstatt sich wie ihr Gegner lustlos durch den Tag zu schleppen, nahm Boes die Aufgabe bitterernst. Und machte ihre Sache so gut (und unterhaltsam), dass der Job als Schnäppchen-Reiseführerin vermutlich zukunftssicherer wäre als diese Comedysendungen im deutschen Privatfernsehen.

Ebenso wie Barths Steuerfahndungs-Fernsehen dienen die von Norddeich produzierten "Reisechecker" vor allem dazu, zu bestätigen, was das Publikum vorher schon gewusst hat. Zusatzkosten "lauern überall", Vorsicht vor Taschendieben, man "muss nicht alles glauben, was im Katalog steht", und wer sich an die Regeln hält, kann "'nen Schnapper schießen". Hoffentlich hat Björn-Hergen Schimpf nicht gesehen, was die bei RTL aus der schönen Reisesendungs-Tradition gemacht haben, die er dagelassen hat.

Zum Abschluss bilanzierte Llambi: "Es gibt wahrscheinlich nirgendwo mehr Ehrlichkeit." Nicht mal bei RTL, das seine Show mit völlig übertriebenen Lachanfällen aus der Konserve aufpeppte, damit sie nicht mehr ganz so traurig ist. Und zwar: situationsunabhängig. Der Duschvorhang mit dunkelbraunem Schmutzrand im Siffhotel – ein Riesenbrüller! Und Mario Basler kann gut tanzen, ne?